AW: Sportlog Adrnline 2009
Obwohl ich anfangs (2005-2007) für die Sache Feuer und Flamme war, bin ich mittlerweile der Ansicht, dass sich das Ganze eher zum Negativen entwickelt. Die aktuellen "Games" sind ein schönes Bsp. dafür... (siehe WoD Nr. 4 bei den "Open" - sowas von hirnverbrannt!).
60 Burpees, 30 Überkopfkniebeugen, 10 Muscle-ups in 10 min, so viele Runden wie möglich. Was findest du daran nicht gut?
Ich fand den Test ganz ok, die leichten haben Vorteile bei den Burpees, die schweren bei den Beugen, die Muscle-ups schön technisch. Da ist alles drin, war auch ein angenehmes WOD.
...ganz ehrlich, ich finde nach wie vor, dass die meisten WoDs eher Körperverletzung als effektiv sind. Langhantelarbeit in Ermüdung sollte ein selten eingesetztes Trainingsmittel sein, vor allem bei Ausbelastung. Das mehrmals die Woche zu machen ist einfach nur gefährlich bis dumm.
Das Ziel, Athletiktraining wieder populär zu machen, ist sehr unterstützenswert.
Die Form, die es mit CF momentan angenommen hat (jedenfalls das, was man bei den Games und bei den meisten Affiliates darunter versteht - also nur Kraftausdauerzirkel, oft mit dummer Übungauswahl, da extremes Verletzungsrisiko, das alles ohne gesheite technische Basis, die man über mehrere Jahre erarbeiten müsste, dazu ein bisschen Laufen und ein bisschen Krafttraining, oft letzteres auch noch Random), ist in meinen Augen fast schon Körperverletzung.
Ich kann mehrere Dinge nicht nachvollziehen, aus deiner Wortwahl schliesse ich, dass deine Abneigung mittlerweile doch Recht gross ist. Kann das aber nur zum Teil nachvollziehen (wer den Patriotismus, Armyhype und "booaaah, wir sind so krass und trainieren voll hart" Teil von CrossFit nicht mit einem Augenzwinkern wegstecken kann, klar, dem gefällt CrossFit nicht).
Diese Art zu trainieren, auch wenn sie völlig random und willkürlich ist (wenn man ganz weit zurücksteht aber auch nicht, Leute, die 1-3x die Woche CrossFit machen, bewegen ihren Körper mit funktionalen Bewegungen, als System und nicht als Puzzle von Einzelteilen an Maschinen, was auch eine "Planung" ist, einfach sehr grob), bringt dem Durchschnittsbürger eben trotzdem sehr viel, weil er ohne die Abwechslung und das spielerisch kompetitive nie so
regelmässig und hart trainieren würde. Das ist mein Punkt und der ist glaube ich einfach Ansichtssache.
Regelmässigkeit ist für den Breitensportler das zentrale Thema, hier ist CrossFit wegen Abwechslung usw aus meiner Sicht vom Konzept her einfach sau stark.
Das CrossFit und vorallem das HQ eigentlich keine Ahnung von Athletiktraining hat, ist in der Community jedem, der ein wenig vom Sport versteht, klar. Alle, die sportlich etwas drauf hatten, sind ja "gegangen" worden.
Du sprichst den Punkt Verletzung und wie gefährlich CrossFit ist, immer wieder an. Da kann ich Dir echt nicht folgen. Kann sein, dass wir Glück hatten, oder einen guten Job machen, aber wir haben seit 2 Jahren allenfalls Leute, die einen extremen Muskelkater haben, paar Kleinigkeiten wie Handgelenkschmerzen wegen Unbeweglichkeit oder einzelne Powerlifter mit temporären Schulterschmerzen. Und aus der Community höre ich nicht unbedingt von einer Verletzungsflut, also da ist mir bei meiner Blogleserei usw noch nichts aufgefallen.
War das eine Beobachtung, als du selber noch mehr involviert warst oder wie kommst du darauf?
Hantelübung in Ermüdung finde ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht so bedenklich wie du es darstellst. Vielleicht bin ich auch zu naiv und überschätze die Robustheit eines Körpers. Aber ich vergleichs immer so: Wenn du jetzt im Fussball an einen Ball schlägst, ist das auch eine Extrembelastung für die involvierten Körperteile. Oder du rennst jemanden um, noch viel unkontrolliertere Kräfte wirken auf dich.
Kommt aus meiner Sicht vorallem darauf an, wie du deine Leute schulst, wenn du ihnen beibringst, Pausen zu machen, bevor die Technik gefährlich stark nachlässt, ihre Reps nicht zählst, wenns übel wird, dann lernen die sehr schnell, wann sie Pause machen müssen.
Dasselbe Ergebnis (gute Athletik) ist mit sauberer Planung und Steuerung (statt random) und einer vernünftigeren Übungsauswahl (Kastensprünge auf Wdh. ist z.B. ein Stress für die Achille der komplett sinnfrei ist), außerdem Fokus auf Schnellkraft und Kraft und Beweglichkeit (das geht nur, wenn man gezielt mit den Leuten daran arbeitet, nicht wenn man das in WoDs durchnudelt...), und vor allem nicht immer nur Ausbelastung als Ziel der TE (!!!) auch zu haben. Ohne all diese sinnfreien Verletzungen.
Die Ausbelastung ist ja nun zum grössten Teil cardio-vaskulär und nicht muskulär, im Sinne eines Intervalltrainings, so gestalte ich die meisten WODs. Klar gibts auch Muskelversagen, aber innerhalb der WODs sind die Gewichte ja submaximal.
Saubere Planung/Steuerung, stimme ich Dir 100% zu, den Leuten gefällt aber eben aus meiner Erfahrung halt die "Grenzerfahrung" mit sich selber, sowie die Abwechslung (zur Zeit versuche ich, pro Stunde jeweils den ganzen Körper zu trainieren, das heisst, wenn Krafttrainingsteil Oberkörper war, dann wird das WOD eher Unterkörperlastig und umgekehrt).
Zudem kann ich Dir aus praktischer Erfahrung sagen, dass ich rein organisatorisch gar nicht in der Lage wäre, eine saubere Planung und Steuerung mit den Leuten zu machen, da diese zwischen 1-3 in der Woche zu jeweils ganz unterschiedlichen Zeiten kommen, aber wie ich oben schon sagte, für die Durschnittsbürger, die sich austoben wollen oder das aus gesundheitlichen Gründen machen, reicht das in meinen Augen völlig, die haben den Spass und kommen dadurch regelmässig.
Jeder der seine Athletik wirklich verbessern will, muss mehr als 3 Stunden die Woche trainieren. Kunden, die CrossFit als Sport betrachten, haben eine strikte Planung und Periodisierung von mir.
Aber klar, ich weiss schon, wie du meinst, du redest von der Masse, es gibt mittlerweile 2500 Affiliates auf der ganzen Welt, da wird wohl bei einigen Orten die Qualität leiden.
Und das affige "Elite"-Getue ist wirklich daneben, genau wie diese Sucht, immer ohne Klamotten zu trainieren. Elite ist was anderes, und Ottonormalsportler sollte nicht versuchen, dieselben Trainingsmittel anzuwenden wie ein Kaderathlet. Letzterer wurde über plus/minus zehn Jahre auf diese Belastungen vorbereitet... Schon gar nicht, wenn so ein Freizeitkrieger dann keinen qualifizierten Trainer hat (was bei den meisten CF-Trainer leider momentan noch der Fall ist). (Man lernt z.B. niemals an einem Wochenende genug über GH, um andere darin anzuleiten; trotzdem machen das alle bei CF, und dann auch noch in der Ermüdung...)
Naja, ich trainier nach wie vor am liebsten in einem abgefuckten Baumwollhemd, am besten 10 Jahre alt. Aber ich weiss was du meinst, gibt bei mir auch schon welche, die diese "Saumode" angefangen haben. Solange sich niemand daran stört, tolerier ichs.
In Punkto Trainingsmittel bin ich nicht ganz mit Dir einverstanden. Die meisten Trainings finden ja mit submaximalem Gewicht und relativ vielen Wiederholungen statt, also im Kraftausdauerbereich. Hochexplosive Trainingsformen (Sprünge/Gewichtheben) kommen sehr selten vor, extrem hochvolumiges Training auch nicht. Mit Gewichten trainieren kann und sollte JEDER, einfach levelangepasst. Hier kann ich nicht ganz nachvollziehen, was du mit "Trainingsmittel" gemeint hast.
Thematik Trainer: Voll auf deiner Linie, lächerlich, dass man nach 2 Tagen Trainer sein darf, lässt CrossFit zu schnell wachsen und senkt die Qualität bedenklich. Gab für mich nur eine Lösung, eigenes Konzept, bei dem der Besuch dieses Wochenendkurses lediglich eine Voraussetzung ist.
Alles in allem leider eine Geldmaschine... Wenn man die Zeit hätte, müsste man's im Vereinsrahmen nichtkommerziell anbieten.
Was ich momentan so live sehe, ist bei der Konkurrenz (allein in München mehrere Angebote, die nicht CF heißen) oft wesentlich besser ausgeführt.
Den Trend (echtes Training für echte Ergebnisse) selbst sollte man fördern, keine Frage. Aber man muss das mit Hirn und Maß machen und nicht mit einer "Hey, Kotzen ist cool"-Einstellung. Jemandem zum Kotzen bringen kann jeder. Coachen können nur ganz (!) wenige wirklich.
Noch anders: Coolness ist cool, ja. Meistens aber nicht effektiv oder safe. Und letzteres sollte bei Training immer (!) gewährleistet sein, vor allem wenn es um nichts geht, als um Spaß und Freizeit und Fitness. Wenn man wirklich sehen will, was man kann, muss man meistens ziemlich uncoole Sachen machen. Nur Beißen reicht nicht weit; das ist vielmehr die Grundlage für Alles, aber bei Weitem nicht genug.
(Ha, der letzte Satz könnte auch auf Athletiktraining referieren ^^. Athletik ist die Grundlage für Alles andere, aber bei Weitem nicht genug.)
Ich glaub ich sehs gar nicht viel anders als du, kann dich voll verstehen, sehs einfach ein wenig lockerer. Du bist sehr stark in einer traditionellen Sportart eingebunden, die Strukturen hat, die sehr technisch ist, da ist klar, dass du andere Ansprüche hast. Es gibt schlechteres Training und besseres, ich hol die Leute von den Maschinen, oder Leute machen zum ersten Mal Training mit Gewichten, das ist für viele schon ein enormer Fortschritt, das darf man nicht unterschätzen.
Ramon, ihr macht sicherlich einen Superjob in Zürich!
Aber ihr seid leider momentan eher die Ausnahme. :-/
Todsünde, ich bin in
BASEL!
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