AW: KDK-Projekt600RAW-2009/2010
Ich würde sagen: Nein, eben nicht. Prehab (Stabi ist in meinen Augen Prehab) - also Übungen zur Verletzungsprophylaxe und Schaffung allgemeinster Leistungsvoraussetzungen - sollten immer an allererster Stelle stehen. Wie heißt es in der LA immer so schön: Rumpfkraft vor Beinkraft. Um die beliebte Metapher zu bemühen: Man kann kein stabiles Haus bauen, wenn man die Basis vergisst bzw. vernachlässigt.
Ich kann Dir gar nicht sagen, wie viele Sportler anderer Disziplinen (aktuell meine Footballer) ich schon gesehen habe, die zwar tolle Beinkraftwerte haben, und auch gut koordiniert sind UND ein gutes Techniktraining absolvieren, und trotzdem nicht sprinten und springen können (was Ausdruck einer suboptimalen allgemeinen Athletik ist). Grund: Zu wenig Kraft im Rumpf, da zu wenig allgemeines Grundlagentraining (da: Ist ja nicht allzu anstrengend, ist langweilig, "ich muss heute noch Kniebeugen machen" (vor den KB) oder "ich bin zu müde" (nach den KB)", ist 'unwichtiger Kleinkram', ist uncool und Schwangerschaftsgymnastik und nicht 'hardcore' genug, ist...). Man wird nicht alleine durch die Zielübung besser in der Zielübung bzw. diese Strategie klappt nur bis zu einem gewissen Punkt.
Im Prinzip ist das Weglassen dieser grundlegenden Übungen genauso dämlich wie das Weglassen der schwereren Lasten (wobei "schwer" relativ zur aktuellen Leistungsfähigkeit, Charakter und Zielstellung des Sportlers zu sehen ist). Außerdem bilden gerade diese stabilisierenden Sachen die Grundlage für alle dynamischen Schnellkraftübungen (und die Schnellkraftsachen sind wiederum das, was im üblichen Bodypartsplit-BB-gemischt mit 10k-Training-Studioplan fehlt). Maxkraft ist da erstmal nicht sooo wichtig (das sollte dann später kommen). Ganz vorne steht das Erlernen von Bewegungsmustern (was nicht in 10 Minuten Warmup machbar ist, wie das viele CF-Affiliates predigen) - also Hinsetzen, Aufstehen, Laufen, Springen, Heben, Drücken, Ziehen, Werfen, Rollen, Schlagen... sozusagen Bewegungs-ABC, gleich auf mit Stabi und Flexibilität und einer gewisse Grundlagenausdauer als allgemeine Belastungsvorraussetzungen. Erst dann kommt spezifischeres wie Maxkrafttraining und Schnellkraft dazu, einfach weil man diese beiden Dinge IMO nicht sinnvoll trainieren kann, solange das vorher genannte nicht vorhanden ist. Mein Laufcoach zu Ausdauerzeiten sagte immer: "Man muss die Leute erstmal trainierbar machen, bevor man sie trainieren kann." Da hatte er Recht. Noch anders: Periodisierung ist ein Muss.
@Green: Diese Geschichte mit "Gewichtheben fordert immer 100%, da man sonst nicht drunter kommt" und deshalb GH als bestes Explosivkrafttraining: Stimmt so auch nicht. Im Lernprozess zielt auch sehr viel darauf ab, eben gerade nicht 100% zu geben, sondern dosiert je nach aktueller Last zu ziehen und dann erst beim Senken masximal schnell zu arbeiten. Maximal schnelles Bremsen aber wiederum ist etwas, was den meisten Sportlern rein gar nichts bringt (außer sie sind Gewichtheber). Insofern sind Standreissen und Standumsetzen aus dem Hang gute Übungen für viele Zwecke, aber Allheilmittel sind sie nicht, auch nicht für das Explosivkrafttrainig.