So, es wird Zeit für meinen kleinen sportlichen Jahresrückblick. Ich beginne erstmal mit einem kleinen Resumee und schreibe dann etwas zu den einzelnen Wettkampfdisziplinen.
1.) Jahresbeginn und FIBO
Das Jahr 2016 war für mich sportlich gesehen ein sehr aufregendes. Nach den Niederlagen in der zweiten Hälfte in 2016 ging es scheinbar mit der Bergabphase weiter, nachdem ich Ende Januar mit einem Hexenschuss ca. 2 Wochen außer Gefecht war. Dies war meiner geringen Motivation auch nicht zuträglich, bis ich Mitte Februar vom Andy ganz überraschend Gelegenheit bekam im April auf der FIBO für das Team German Force anzutreten. Ich sagte für das Kniebeugen und das Kreuzheben zu. Meine Motivation stieg sprunghaft an, was sich an der Kniebeuge am besten verdeutlichen lässt: Ich beugte an einem Montag demotiviert schwere 160 kg, bekam am Tag drauf die Nachricht und beugte anschließend am Mittwoch gute 200 kg. Hierbei habe ich erstmals gemerkt wie wichtig es ist, nicht nur körperlich fit, sondern auch geistig bereit zu sein um Topleistungen zu bringen. Auch im Kreuzheben konnte ich mit 5x220 einen neuen PR aufstellen.
Die beiden Auftritte auf der FIBO selbst waren unglaubilch geil. Die Zuschauermenge und die riesige Bühne haben mich fast komplett überwältigt, zudem kam noch das ganze Programm drumherum mitsamt Vorstellung etc. Ich hatte noch nie einen so starken Fluchtreflex wie kurz vor meinem ersten Versuch in der Kniebeuge, was allerdings auch ein sehr positives Gefühl war.
Die Kniebeuge lief dann recht okay mit 205 kg im zweiten Versuch, wobei ich 215 kg im Dritten Versuch aus technischen Gründen nicht schaffen konnte.
Im Kreuzheben dagegen lief es absolut perfekt. Ich konnte alle drei Versuche in die Wertung bringen und im letzten Versuch endlich die 250 kg ziehen. Meine Freundin war für den Sonntag sogar krank nach Köln gereist um mich beim Kreuzheben zu unterstützen. Ich würde definitiv sagen, dass diese 250 kg mit Abstand der geilste Versuch meines Lebens waren, aus vielerlei Gründen.
2.) Hessische Mannschaftsmeisterschaft KDK
Sechs Tage später trat ich dann bei der hessischen Mannschaftsmeisterschaft KDK an, war jedoch von der FIBO körperlich noch stark mitgenommen. Ich konnte mich durchbeißen und mit jeweils recht lockeren zweiten Versuchen im Vorbeigehen das 600 kg Total im KDK mitnehmen. Weiterhin konnte ich dort die 150 kg auf der Bank bestätigen, welche ich erstmals zwei Wochen zuvor endlich im Training drückte. Unser Team lag lange Zeit auf Kurs für Platz zwei, jedoch platzte unser Equipmentstarter unglücklich im Bankdrücken, sodass wir mit unserem Ersatzmann schließlich Fünfter wurden.
3.) HM Kreuzheben
Die Zeit danach war, wie üblich nach "großen" Wettkämpfen, ziemlich hart. Ich hatte wenig Kraft und wenig Motivation. Da jedoch mein Zweitverein die KM im Kreuzheben im Juni ausrichtete, wollte ich aus diesem Grund dort teilnehmen. Aufgrund von mageren Trainingsleistungen im Vorfeld (1x220 am Limit), entschloss ich mich in der Klasse -93 kg anzutreten und nahm hierfür innerhalb von 12 Tagen 6,6 Kg auf 92,4 kg ab. Ich erwischte einen Bombentag und konnte meine ersten beiden Versuche sehr leicht ziehen, die jedoch auch sehr konservativ gewählt waren. Die Konkurrenz steigerte auf 240 kg und 245 kg im dritten Versuch, sodass ich nach einigem Zögern selbst auf 247,5 kg steigerte, ohne so wirklich zu glauben, dass dies machbar wäre. Ich schaffte sie jedoch und konnte somit meinen ersten kleinen Titel bei den Aktiven einheimsen. Besonders schön war, dass meine Eltern zum Zuschauen kamen, die sich ansonsten wenig für den Sport begeistern konnten.
Der Sieg gegen einen in meinen Augen stärkeren Gegner hatte nach der DM 2015 auch eine gute Wirkung auf mein Selbstbewusstsein.
4.) HM KDK
Der Sommer gestaltete sich trainingstechnisch danach besser, da ich die Motivation aus der HM Kreuzheben mitnehmen konnte und zudem wegen der Anfertigung für meine Thesis 8 Wochen freigestellt war. Ich probierte ein Trainingssystem mit relativ viel Volumen im Bereich von 95% im Kniebeugen und Bankdrücken aus. Im Kreuzheben setzte ich auf viel Arbeit von erhöhtem stand und leichten Lasten. Das Vorgehen zahlte sich aus und ich konnte in allen Disziplinen im Training Bestleistungen aufstellen.
Auf der HM KDK wartete dann ein in meinen Augen wesentlich stärkerer Gegner, dessen Meldelastenmeinen bisher besten KDK sogar übertrafen. Mit Magneto als Betreuer blieb ich im Kopf jedoch stark und nahm den Kampf auf. Ich konnte sehr leichte 212,5 kg beugen, scheiterte jedoch an 220 kg mal wieder am Kopf und einer zu krass angesetzten Tiefe. Im Bankdrücken konnte ich jedoch mit 155 kg einen neuen PR aufstellen und lag plötzlich um 5 kg in Führung. Diesen Vorsprung konnte ich im Kreuzheben durch kluge Steigerungen und einer guten Betreuung durch Magneto verwalten und gewann abermals mit einer Leistung von 255 kg im kreuzheben und einem Total von 622,5 kg mit einem Vorsprung von 2,5 kg. Dieser Sieg gegen abermals einen stärkeren Mann stellte für mich das bisher beste Gefühl nach einem Wettkampf dar und ich spürte erstmals, dass ich noch öfter solche Kämpfe erleben möchte.
5.) HM Bankdrücken
Die Teilnahme an der HM Bankdrücken sollte meinen letzten Wettkampf des Jahres darstellen. Ich wurde nach der HM KDK zwar krank, hatte jedoch den Willen mich durchzubeißen und konnte in annehmbarer Form nach Haiger reisen. Dort gelang es mir gegen unterlegene Gegner in einem perfekten dritten Versuch meinen PR im Bankdrücken auf 157,5 kg hochzuschrauben und zu gewinnen. Das Jahr verlief damit so günstig, dass ich bei allen Einzelmeisterschaften in Hessen Klassensiege erringen konnte.
6.) Leistungsfazit:
__________________Leistung 2015_________________Leistung 2016
Kniebeuge___________205 kg_______________________215 kg_______--> +10
Bankdrücken_________147,5 kg_____________________157,5 kg______--> +10
Kreuzheben__________242,5 kg_____________________255 kg_______--> +12,5
Total________________590 kg_______________________622,5 kg_____--> +32,5
Zur Einzelanalyse:
1.) Kniebeuge
Die Kniebeuge ist bei mir sicherlich die größte Baustelle. Ich konnte in keinem Wettkampf in 2016 meinen dritten Versuch in die Wertung bringen im Kniebeugen. Problem waren hierbei jeweils ein schwacher Kopf und eine viel zu tief angesetzte Beuge. Überdies habe ich momentan große Probleme beim Herauslaufen und beim Finden des Standes. Mir gelingt es momentan eigentlich nie direkt so zu stehen wie ich es brauche, was Korrekturen mit dem rechten Fuß nach sich zieht. Auch danach finde ich den optimalen Stand nur manchmal, was einerseits Kraft kostet und andererseits eine optimale Beuge unmöglich macht. Im wettkampf hat es sich desweiteren bemerkbar gemacht, dass ich stets vor dem Spiegel beuge und daher wenig Erfahrung habe wenn es darum geht, die Tiefe ohne diese abzuschätzen. Dies führt zu den übertiefen Beugen. Letztlich habe ich an diesen Punkten die 220 kg im Oktober ganz klar verschenkt und damit ein Total deutlich in den 630ern.
Für 2017 wird es entscheidend sein, die oben genannten Punkte auszumerzen. in diesem Falle ist im Herbst 2017 eine Leistung von 225 - 230 kg möglich.
Pro:
- Dauerhaft im Bereich 200 kg + etabliert
- Technik sehr ansehnlich, wenn Versuch gut erwischt
- Kraft hat zugenommen
Con:
- Schwere Probleme mit dem Stand
- Varianz der Versuche viel zu groß
- Fehlende mentale Stärke bei Versuchen am Limit
- Im Training mehr gebeugt, als auf der Bühne (215 zu 212,5)
- Vorhandene Kraft auf der Bühne nicht genutzt
- Kraft in den Quads fehlt
Vorhaben/Ziele für 2017:
a) Kniebeugen ohne Spiegel
b) Routine für das Herauslaufen finden
c) Optimalen Stand finden
d) Viel Arbeit mit Highbarkniebeugen
e) Viel Arbeit mit Singles im Bereich 90% +
Erwartung für 2017:
- 225 kg
- Dritte Versuche in der Wertung
2.) Bankdrücken
Im Bankdrücken stechen die positiven Seiten heraus. Ich bin mittlerweile in einem guten Leistungsbereich angekommen und kann meine konstante jährliche Leistungssteigerung auch in diesem Bereich beibehalten. Auf der Bühne habe ich sehr gute Versuche am Limit in die Wertung bekommen, herausstechen die 155 kg in Heiligenrode, die für den Sieg im KDK mitentscheidend waren und die 157,5 kg, welche meinen besten Versuch auf der Bank in einem Wettkampf darstellen.
Die Probleme mit der Schieflage der Hantel treten im Training bisweilen noch auf, auf der Bühne jedoch konnte ich gute Versuche hinlegen. Es hat im Pberkörper, insbesondere auf der Brust ein gutes Muskelwachstum stattgefunden. Weiterhin habe ich ein Trainingssystem gefunden, welches mir gute Steigerungen auf der Bank beschert.
Pro:
- Technik verbessert
- Muskelwachstum an relevanten Stellen
- Gute Leistungssteigerung
- Guter Einsatz des gesamten Körpers und des Gürtels während der gesamten Wdh.
- Brücke optimiert
Con:
- Manchmal noch unkonzentriert bei der Ablage
- Bisweilen noch schiefe Hantelführung
- Schmerzen in beiden Brustsehnen vor den Wettkämpfen
Vorhaben/Ziele für 2017
a) Weiterführen und Optimieren der bisherigen Trainingsmethode mit hohem Volumen
b) Verhindern der Überlastung der Sehnen
c) Weiteres Muskelwachstum an den entscheidenden Stellen
d) Bizeps....
Erwartungen für 2017:
- 165 kg
3.) Kreuzheben
Auch hier überwiegen die positiven Seiten stark.Erstmals habe ich das Gefühl zu wissen, wie ich trainieren muss um mich zu steigern und wie insbesondere ich vor einem Wettkampf vorgehen muss, um dort am Peak zu sein. Dies hat dieses Jahr in jedem Wettkampf bestens funktioniert. Auf der HM KDK konnte ich trotz großer Erschöpfung 255 kg heben, wobei noch Luft für mehr da war. Die wahre Form konnte ich somit gar nicht demonstrieren. Die Technik verbessert sich mit der Zeit immer wieder etwas, was insbesondere im zweiten Versuch der HM KDK sichtbar war. Die Arbeit von erhöhter Position hat sich ausgezahlt, überdies auch das häufige Trainieren des Rückenstreckers. In 2017 soll eine weitere Baustelle, die Hamstrings, konsequent angegangen werden. Die angestrebte Verbesserung der Quadkraft sollte auf dem Kreuzheben zugute kommen.
Pro:
- 250 kg
- Bei jedem Wettkampf im Heben in Bestform
- Funktionierendes System gefunden
- Schieflage der Hantel beinahe beseitigt.
- Kraft beim Wegheben entspricht ungefähr dem, was ich auslocken kann
Con:
- Wahre Kraft im Heben konnte nicht ausgetestet werden
- Körperspannung im Training fehlt bisweilen
Vorhaben/Ziele für 2017:
a) Weitergehendes Training von erhöhter Position und des Rückenstreckers
b) Stärkung der Hamstrings, Beinbizepscurls, gestrecktes Heben
c) Kreuzheben auf Spannung in die Aufbauphase
d) Volumen nicht überstrapazieren
Erwartungen für 2017:
- 270 kg
Geplante Wettkampfteilnahmen in 2017:
- HMM (April)
- HM Kreuzheben (Juni)
- World Police & Fire Games, Pushpull-Liftung (August)
- DM KDK (Oktober)
- (DM Kreuzheben (Dezember))
Mein Hauptwettkampf soll hierbei bei den WPFG im August sein. Die Teilnahme muss ich dann allerdings noch abklären auf meiner Dienststelle, wenn ich Ende Januar weiß, wo ich hinkomme. Ich gehe aber davon aus, dass dies kein Problem sein sollte. Eine Teilnahme am Bankdrücken plane ich momentan dort nicht ein.
Da bei den WPFG ein Pushpull-Wettlkampf stattfindet, wird der Fokus des Jahres 2017 auf dem Bankdrücken und dem Kreuzheben liegen. Meine Ziele für die WPFG sind hierbei die angesprochenen 165/270 bzw. einen Zweikampf von 430 kg.
Im KDK möchte ich 2017 auf 650 kg kommen, was allein durch Erreichen meiner Ziele auf der Bank und im Heben möglich ist.
Ich wünsche allen ein gutes neues Jahr und viel Motivation im Training. Ich gehe das neue Jahr mit viel Bock an und sehe es als nächsten Schritt hin zu 300 kg Kreuzheben, mit vielleicht einem riesigen Highlight im August.
Mfg