AW: Bennis FST Log
Faserverteilung und Ausführungsgeschwindigkeit
Eine Sache wo ich mir schon länger Gedanken drüber gemacht habe ist der
Zusammenhang zwischen der Faserverteilung und der Ausführungsgeschwindigkeit in einem "normalen" Arbeitssatz z.B. mit 5 Wiederholungen.
Nach meiner These besteht hier ein direkter Zusammenhang. Sprich es ist möglich an der Ausführungsgeschwindigkeit zu erkennen ob jemand eher ST oder eher FT veranlagt ist bzw. welche Faserverteilung dominant sein könnte.
Das ganze würde ich gerne an einem Beispiel erleutern. Für dieses Beispiel stellen wir uns zwei Athleten vor:
- beide haben ein 1Rm (z.B. im Bankdrücken) von 100kg
- Athlet A ist ST dominant. Athlet B FT dominant.
Beide Athleten sollen nun einen Arbeitssatz machen mit ihrem 5RM.
Wir wissen das bei einem ST Athleten das 5RM prozentual gesehen deutlich näher am 1RM liegt (erkennbar z.B. am 80% Test oder auch am absoluten Kraftdelta). Deshalb gehen wir beispielhaft davon aus das der ST Athlet seinen 5RM Satz mit 90% des 1RM durchführt. Durchaus ein realistischer Wert. Das wäre dann ein Gewich von 90kg.
Für Athlet B gehen wir davon aus das sein 5RM weiter vom 1RM entfernt liegt. Das ist auch typisch für FT Athleten. Wir gehen hier mal beispielhaft von 80% also 80kg aus welcher der Athlet als 5RM hat.
Aus diesen Unterschieden lässt sich nun leicht herauslesen warum die Ausführungsgeschwindigkeit in dem 5RM Arbeitssatz rückschlüsse auf die Faserverteilung zulässt. Unabhängig davon ob nun beide Athleten genau 100kg als 1RM haben. Das beispiel lässt sich auch auf gänzlich unterschiedliche Kraftwerte übertragen. Entscheident ist hierbei der Gewichtsunterschied und das daraus, wie ich es nenne, resultierende Kraftpotential wärend des Arbeitssatzes.
So bewegt Athlet B in seinem Arbeitssatz ein Gewicht von 80kg. Möglich wäre es für ihn aber ein Gewicht von 100kg zu bewegen. Es besteht also eine Differenz von 20kg. Diese 20kg bezeichne ich als das Kraftpotential. Dieses Kraftpotential kann der Athlet nun nutzen und es in die Beschleunigung des Gewichtes "setzen". Wie wir ja wissen benötige ich um ein Gewicht zu beschleunigen eine zusätzliche Beschleunigungskraft.
Um z.B. 50kg innerhalb von einer Sekunde beim Bankdrücken (halber Meter) nach oben zu drücken brauche ich eine zusätzliche Kraft von 50N. 500N bräuchte man um das Gewicht nur statisch zu halten. 550N also insgesammt um die Bewegung durchzuführen. (Beispiel FST Buch S.49)
Athlet A stehen in unserem Beispiel von oben nur 10kg Kraftpotential zu verfügung (100-90kg). Er kann also nicht soviel Kraftpotential nutzen um das Gewicht schneller zu beschleunigen.
Daraus folgt das Athlet B die erste Wiederholung seines 5RMs schneller durchführen kann/könnte als Athlet A.
Der Grund warum Athlet B dennoch nur 5 Wiederholungen schafft, genau wie Athlet A, liegt in den Eigenschaften seiner überwiegend FT veranlagten Muskeln. So stark wie das Beschleunigungspotential in den ersten Wiederholungen ist, so schnell nimmt es auch wieder ab, da FT Fasern dazu neigen schneller zu ermüden. Die ST Fasern von Athlet A ermüden hingegen langsamer.
Beispielhaft werde ich noch die zweite Wiederholung des 5RM Satzes aufgreifen: Durch die erzeugte Ermüdung der ersten Wiederholung sinkt das 1RM Potential von Athlet B von 100kg auf 95kg (Beispielhaft). Würde der Athlet jetzt schnell das Gewicht wechseln wäre es ihm nicht mehr möglich 100kg sondern nur noch 95kg zu drücken. Sein Kraftpotential ist somit auch um 5kg gesunken auf 15kg. Er kann also nur noch 15kg in die Besschleunigung des Gewichtes "umsetzen".
Bei Athlet A tritt natürlich auch eine ermüdung ein. Da die ST Fasern aber allgemein ermüdungsresistenter sind ist diese ermüdung nicht so groß. Sie beträgt evtl. nur 2-3kg. Sein 1Rm sink also z.B. auf 97kg.
Das ganze setzt sich dann soweit fort bis Das Kraftpotential beider Athleten auf 0 gefallen ist. In diesem Moment kann nicht mehr genügend Kraft entwickelt werden um das Arbeitsgewicht zu beschleunigen.
Fazit für mich ist:
Bei einem FT lastigen Athleten ist die mögliche Beschleunigung des Arbeitsgewichtes bei den ersten Wiederholungen eines Arbeitssatzes höher, lässt aber schnell von Wiederholung zu Wiederholung nach. Bei einem ST Athleten ist die Bewegungsgeschwindigkeit schon von Anfang an ein Stückchen langsamer und verändert sich auch während des Satzes nur wenig.
Aufgefallen ist mir dies in der Praxis schon vor einer ganzen Weile. So habe ich einige Zeit mit einem Trainingspartner Kniebeugen trainiert mit einem ähnlichen Arbeitsgewicht. Auffallend war die deutlich unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeit. Bei meinem Freund von anfang an schnell, dann schnell absinkend. Bei mir von Anfang an langsam aber recht konstant. Ihr dürft jetzt Raten wer der STler und wer der FTler von uns beiden ist!
Soweit mein Theoretischer Ansatz dazu? Klingt er schlüssig?