AW: Warriors Diet - Ein Selbstversuch
Hallo Andi,
ich weiß gar nicht, was ihr immer mit dem Eiweiß habt. Die Leute haben ja geradezu panische Angst davor, zu wenig Eiweiß zu konsumieren. Ein Sachverhalt, der für mich völlig unverständlich ist. Es gibt viele verschiedene Studien zum Thema, aber ich halte mich bei denen auf, die meinen: Zu viel Eiweiß ist zu viel und es ist sehr schnell zu viel.
Bereits auf workout.de habe ich in meinen Artikeln von einem Eiweißkonsum von 1.0-1.2 Gramm Protein pro kg Körpergewicht und Tag geschrieben. Ich habe keine Erfahrung mit Muskelwachstum, kann mir aber nicht vorstellen, dass mehr als 1.5 Gramm pro Tag tatsächlich gewinnbringend metabolisiert werden können - wo soll das ganze Protein hin? In 'lean muscle' wandelt es sich wahrscheinlich nicht um (sonst würde man in einem Monat mehrere Kilogramm Muskelmasse zunehmen können) und die Reperaturprozesse im Körper beruhen auch zu einem großen Teil auf Recycling des vorhandenen Proteins.
Was ich noch weniger verstehen kann ist die Angst, Muskelmasse zu verlieren, wenn man einige Stunden lang kein Protein konsumiert. Das ist in meinen Augen Quatsch. Ich habe keine genauen Zahlen, wie viel an Aminosäuren im Blut zirkuliert, aber es ist sicherlich genug, um einen Menschen zumindest durch einen Tag zu bringen (zumal es ja noch nicht einmal ein ganzer Tag ist!). Wenn ich annehme, dass jemand 100 Gramm Protein zum Abendessen konsumiert und davon ausgehe, dass Protein mit unter 10 Gramm pro Stunde verdaut wird (Whey: 12 Gramm pro Stunde), dann kann ich 10 Stunden nach meiner Hauptmahlzeit immer noch intern damit beschäftigt sein, das Protein überhaupt erst einmal zu assimilieren. Von Proteinmangel ist da noch lange keine Rede.
Zur Mahlzeitenaufteilung: Ich habe mehrere Methoden versucht. Viele kleine Mahlzeiten haben sich als zu lästig erwiesen (und waren auch unnötig), eine etwas größere Zwischenmahlzeit (Obstsalat in dem Fall) war auch suboptimal, generell haben sich Salate als eher sedierend erwiesen, weswegen sie kein Kandidat für die 'undereating phase' sind. Nüsse und andere fettreiche Produkte sind ebenfalls schwerer verdaulich und haben sich bei mir nicht bewährt. Ich bin mit einer Mischung aus fettarmen Proteinquellen und Obst bei dem gelandet, das für mich am besten funktioniert. Dabei ist es besser, mehr kleine Portionen zu essen als weniger größere Portionen. Momentan fahre ich mit der Zwischenmahlzeit aus 125g Magerquark + 1 Apfel + Zimt (+ Blütenpollen + ein paar Goji-Beeren) sehr gut, davon gibt es bei mir 1-2 Portionen pro Tag, mehr habe ich bislang noch nie benötigt. Damit man nicht dem 'Schein-Hunger' erliegt, ist es wichtig, in der ersten Hälfte des Tages seinen Flüssigkeitsbedarf bereits zu füllen - ich trinke idealerweise bis 12 Uhr bereits über 2 Liter Wasser und habe damit dem Körper eine Menge Stoff zum Entgiften und Ausleiten gegeben. Der Wasserbedarf hält sich den Rest des Tages dann eher in Grenzen (30 Minuten vor dem Abendessen empfehlen sich noch einmal 1-2 Gläser Wasser, um nicht über den Hunger essen zu können - da der Körper zwischen Hunger und Durst schwer unterscheiden kann).
Zur Leistung: Ich hatte meine Bedenken, dass man auf nüchternen Magen Leistung bringen kann. Erfahrungsgemäß fahre ich aber mit nüchternem Magen deutlich besser als mit einigen Mahlzeiten vor dem Training. Ich habe mich noch nie richtig ausgebrannt und kraftlos gefühlt (und wenn, dann ist es binnen Minuten gewichen). Im Gegenteil: Ich hatte das Gefühl, dass ich mich mangels Verdauungsarbeit so richtig auf das Training konzentrieren kann.
Meiner Erfahrung nach braucht es das gedankliche Brechen mit dem Paradigma, dass man den ganzen Tag regelmäßig essen muss, um Körpermasse beizubehalten, um die Warrior Diet gut zu heißen. Für mich ist der Lifestyle der größte Luxus. Ich hasse es, mich nicht sattessen zu dürfen, so wie ich es hasse, nach einer großen Mahlzeit stundenlang müde zu sein. Es passt für mich einfach und da ich damit nicht alleine bin, empfehle ich es gerne weiter an alle. Wer es probiert wird früh genug merken, ob es auch für ihn ein gutes System ist.
Zur Literatur noch: Mit dem Original-Buch von Ori Hofmekler bist du gut bedient. Ich habe zwar auch die Bücher von Jürgen Reis, die das System aber nur adaptieren und auf andere Ziele ausrichten. Wenn du vor allem Muskeln aufbauen möchtest, könnten dir Jürgens Bücher trotzdem zusagen, Ori beschränkt sich auf das 'besser überleben' als Zielsetzung (CFT ist ja auch kein Bodybuilding). Ich empfehle Peak Time, wenn schon eines, da der darin enthaltene Hells-Weeks-Plan sehr umfassend ist.
Liebe Grüße und viel Spaß beim Ausprobieren
Simon