AW: MondayMassacre's Log
Wie's sportsfreund schon gepostet hat: Wir demonstrieren gegen die Abschaffung des Wissenschaftsministeriums.
Der Populismus regiert in Österreich seit der berühmt-berüchtigten Schwarz-Blau-Koalition 2000 mit dem allseits bekannten Jörg Haider. Seitdem wurden kapitalistische Machtstrukturen etabliert und durch die große Koalition weiter einzementiert - die Sozialistische Partei (SPÖ) gibt dem nur einen heiseren sozialen Anstrich - und das Motto der Regierung ist auch weiterhin Machterhalt wo es nur geht. Mit 51% der Wählerstimmen wurde sie bei der vergangenen Wahl vor knapp 3 Monaten denkbar knapp legitimiert und ist nun unter Zugzwang.
Die Jagd nach Wählerstimmen bestimmt damit die Tagespolitik und führt zu grotesken Auswüchsen: Eine populäre Meinungsforscherin wird Familienministerin, die selbst 2 Tage nach ihrer Berufung gegenüber der Presse verlautbarte, sie brauche Zeit, sich zu überlegen, warum sie das überhaupt macht. Der Agrarminister hatte gar nur eine Minute Zeit, sich zu entscheiden, ob er den Job annimmt. Einen großen Vogel abgeschossen haben die Koalitionsverhandler auch mit der Ernennung eines gewissen Sebastian Kurz zum Außenminister. Der werte Herr ist 27 Jahre alt (!) und verfügt neben einer Tennislehrerausbildung, einer Matura (Abi) und ein abgebrochenes Jura-Studium über keinerlei sonstige Qualifikationen. Aber für die konservative Volkspartei ist er in 10 Jahren ein Kanzlerkandidat. Und der muss halt schon rechtzeitig gepusht werden.
Katastrophale Signale sendet die Regierung nun eben auch in Richtung Wissenschaft und Forschung: Während in den letzten Legislaturperioden der gesamte Bildungssektor (von der Volksschule bis in den tertiären, d.h. Hochschulbereich) zunehmend vernachlässigt wurde (zum Beispiel gehören die Universitätsgebäude nicht den Universitäten, sondern der Bundesimmobiliengesellschaft, die von den Unis Miete kassiert. Für Instandhaltungsarbeiten müssen die Unis Drittanbieter auf eigene Kosten (wohl aber öffentlich ausgeschrieben) anheuern), wird nun das vor rund 45 Jahren eingeführte (und von unserem aktuellen Bundespräsidenten einmal geführte) Wissenschaftsministerium abgeschafft und im Wirtschaftsministerium verstaut. Der Affront ist nicht nur die Abschaffung per se, sondern auch noch die symbolische Unterbringung bei der Wirtschaft, die ja bekanntermaßen nicht sehr forschungsfreundlich ist.
Bezeichnend ist die Stellung der Wissenschaft ja schon in der Österreichischen Politik: Der fachlich kompetente Prof. Töchterle wurde aus dem Wissenschaftsministerium geschasst und an der Regierungsspitze sitzt ein Taxifahrer, der in seinem Leben nur eine einzige Vorlesung besucht hat. Viele unserer Politiker haben entweder nur eine sehr dürfte, oder gar keine akademische Ausbildung und ich weigere mich, von Menschen regiert zu werden, die keine Ahnung von ihrer Materie haben. Unser Vizekanzler etwa war vorher im Außenamt tätig und wechselt - ohne wirtschaftliche Ausbildung - ins Finanzministerium. Wir werden regiert von Idioten, und dagegen geh ich auf die Straße.