AW: die sache wulff
Also zuallererst: Hör bitte auf, hier irgendwelche Parteiplatitüden zu trompeten. Das hat hier überhaupt nichts verloren. Die Einstellungen die du schilderst sind keine linken oder rechten Mentalitäten, sie haben (wie weiter oben in diesem Thread ausführlichst diskutiert) nichts mit nationaler Herkunft oder Hautfarbe zu tun und schwarze Schafe gibt es in der Partei deiner Wahl (welche immer das auch ist, ich schätze irgend eine wirtschaftsaffine) ganz bestimmt auch. Wenn ich mir die Strukturen der Österreichischen Wirtschaftspartei (ÖVP - Österreichische Volkspartei) so ansehe und Parallelvermutungen anstelle, dann dürfte deine Partei wohl genausogut einer der Haupttreiber dieses kaputten Systems sein.
Wenn wir uns hier in Parteistreitigkeiten verwickeln, dann kommen wir der Lösung niemals auch nur einen einzigen Schritt näher.
Ja, ich spreche von einer Lösung, denn die gibt es meiner Meinung nach.
Ich kenne eure persönl. Erfahrungen nicht, aber meine sind die das MA vor allem an einem gut bezahlten, sicheren und angenehmen Job gelegen ist.
Bei manchen gewinne ich den Eindruck daß sie ein Unternehmen für eine persönl. Versorgungseinrichtung halten.
[...]
Ich habe ja nicht soviele AN und wähle die auch sehr sorgfältig aus, trotzdem hast Du immer mal wieder ein paar faule Eier dabei und die wieder loszuwerden ist äusserst schwierig.
Da stimme ich dir völlig zu. Der überwältigende Großteil sitzt in Jobs, die sie primär oder ausschließlich machen, um Kohle zu verdienen, oder sie finden ein "Optimum" zwischen Idealismus und Geld, das sich meist sehr stark am Geld orientiert. Die Idealisten, die ihren Job aus wirklicher Überzeugung zum gesellschaftlichen Mehrwert ihrer Beschäftigung machen, die sind beispielsweise in sozialen Bereichen. Und die Wirtschaft ist sich deren Motivation durchaus bewusst und drückt in diesen Bereichen die Gehälter bis zur Schmerzgrenze. Denn die Idealisten machen ihren Job aus Überzeugung und nicht aus Geldgier.
In Österreich sind die Angestellten von privaten Pflegeheimen teilweise an der Grenze zu den "working poor": Sie haben eine Arbeit, aber der Ertrag daraus reicht nicht, um sich eine Wohnung und Essen zu leisten.
Kein Wunder also, dass die Leute nach Jobs streben, die ihnen guten Verdienst in Aussicht stellt. Wenn du schon beinahe gezwungen wirst, Jobs anzunehmen, die dir vielleicht keinen Spaß machen, aber dein Überleben sichern, wie willst du dann motivierte Mitarbeiter hervorbringen?
Da kannst du ehrlich gesagt deine Mitarbeiter aussieben, so gut du möchtest, sofern du dir nicht einen greifst, der aus ÜBERZEUGUNG seine Arbeit macht, wird auch der top qualifizierte Mitarbeiter irgendwann Absagen, weil er einfach nicht das macht, was ihm innerlich wirklich Spaß macht.
Been there, done that.
Es ist nicht dein Fehler, kdb, dass deine Mitarbeiter so scheisse drauf sind. Und es ist auch nicht deren Fehler, dass sie so scheisse drauf sind. Wessen Fehler es ist, ist verdammt schwer feststellbar und letzten Endes auch irrelevant, denn was es gilt zu tun, ist, die Umstände zu ändern. Und wie tief in dieses Geld-Arbeits-System wir hineingreifen und ändern müssen, das ist meiner Meinung nach derzeit die Frage, die es zuerst national und letzten Endes global zu lösen gibt.
Die Identifizierung mit einer Firma wird dabei immer weniger gewünscht, mal mit Ausnahme der grossen brands, aber auch die müssen kräftig in die Tasche langen um begehrte Arbeitskräfte zu halten oder zu bekommen.
Oh, I beg to differ: Jede, absolut jede Firma hat das Potential, ihre Mitarbeiter durch ein entsprechendes Betriebsklima so stark an sich zu binden, dass sie gar nicht auf die Idee kommen, zu gehen.
Ich arbeite derzeit immer noch in einem Job, der mir eigentlich gar keinen Spaß macht (warum, das ist eine längere, persönliche Geschichte und tut hier nichts zur Sache) und obendrein hab ich jetzt noch in eine Firma gewechselt, die mir über 30% weniger zahlt als mein letzter Arbeitgeber.
Aber ich bin bei dieser Firma und werde noch eine ganze Weile dort sein, weil sie einfach geil ist: Wir sind ein Team. Wir sind gut 20 Leute in drei Abteilungen und wir halten zusammen. Wir sind Freunde. Wir gehen zusammen fort. Wir wandern während der Arbeit einfach mal umher und Plaudern mit unseren Kollegen. Wir haben ein gemeinsames Ziel vor Augen (die jeweils aktuellen Projekte) und wir wissen alle, das ist UNSER Projekt, da steuern wir GEMEINSAM drauf zu. Wir sind ALLE Teil davon.
Manchmal gibt es bei uns Firmen-Events: Wir gehen gut essen, in eine Disco, machen Spieleabende oder sonst etwas. Auf Kosten der Firma. Und wenn wir uns dann beim Chef bedanken, dann sagt er, dankt nicht mir, dankt euch. Ihr habt euch das finanziert. Ich hab nur die Kreditkarte der Firma. Bezahlen tut ihr das selber mit eurer Arbeit, mit eurem Engagement. Verstehst du? Die Kohle gehört nicht ihm. Und auch in finanziell schlechten Zeiten finden wir Gelegenheit unszusammenzuhocken, und "auf Firmenkosten" (also auf UNSERE EIGENE KOSTEN) einfach die Zeit MITEINANDER zu genießen. Weil, wie's so schön heißt: So jung kommen wir nicht mehr zusammen.
So ein Betriebsklima zu schaffen, wo die Arbeit letzten Endes sogar unwichtig wird, wo es um ein Zusammensein geht, das kann jeder Arbeitgeber.
Überleg doch mal: Du verbringst jeden Tag, vom Aufstehen bis zum wieder nach Hause kommen, sicher mindestens 10 deiner 16 wachen Stunden im Dienste der Firma. Danach kommt noch Training, BEsorgungen und Erledigungen und dann erst hast du ZEit für deine Familie, für dich selber, oder was immer du machen willst. Wie denkst du, fühlt sich ein Arbeitnehmer, der jeden Tag 10 Stunden opfert für eine Arbeit, die er für jemand anderen macht?
Gib deinen Arbeitnehmern das Gefühl, sie arbeiten für ihr eigenes Wohl, und du wirst motivierte Mitarbeiter haben.
Gib deinen Arbeitnehmern das Gefühl, dass sie den Großteil ihrer täglichen Zeit (in den 10 Stunden im Dienste der Firma) in einer Community aus gleichwertigen Menschen und Freunden verbringen, wo man sich gegenseitig unterstützt, wo Fehler nicht hervorgestrichen werden, sondern wo der nächste herkommt und sagt, he, mach Pause, ich check das für dich, und du wirst ein perfektes Unternehmen führen.
oder seine Lebensplanung sonstwie plötzlich umwirft.
Das wirst du nie verhindern können. Und das darfst du auch nicht. Warum solltest du auch nur irgendwie das Recht haben, die Selbstentfaltung eines Individuums zu stören? (Das soll jetzt kein Angriff auf dich gewesen sein, sondern nur zeigen, wie die Denkweisen der Gesellschaft ein Individuum beeinflussen können)
Ich kenne das Beispiel eines Modellbauers der sehr engagiert ausgebildet hat und dessen Lehrlinge immer unter den Jahrgangsbesten waren, der aber keinen halten konnte weil BMW um die Ecke einfach 50% mehr bezahlen kann.
Du kannst die Leute nicht ändern. Der Modellbauer kann sie auch nicht ändern. Die Menschen müssen sich von selber ändern. Aber wenn die Rahmenbedingungen da sind, dann werden sie sich auch von selber ändern.
Du wirst immer und ewig weiter Negativbeispiele aufzählen können. Die gesamte Weltwirtschaft BASIERT auf solchen Negativbeispielen! Es ist das Grundfundament des Kapitalismus, dass dem Geld nachgelaufen wird.
Konzentrier dich lieber auf die positiven Beispiele und hoffe, dass sich die Gesellschaft irgendwann drauf besinnt, und versteht, dass vielleicht nicht Geld die Erfüllung ist, sondern sich selbst und seinen Träumen (bzw. Traumberufen) zu folgen.