Das ist leider ein fataler Irrtum.
Es mag dich persönlich nicht betreffen und betrifft auch mich derzeit Gott sei dank (noch) nicht.
Doch die Sklaverei von der ich spreche ist das Zinssystem.
Ich möchte es völlig wertefrei diskutieren: Ich rede hier nicht von verstecktem Antisemitismus oder sonstigen braunen Nebenprodukten. Es geht um den strukturellen Fehler im System an sich. Es hat viele Fehler, doch das Zinssystem liegt so nahe an der Basis, ist so durchschaubar und vielleicht gerade deswegen noch nie ernsthaft in die Kritik gekommen.
naja, so neu ist die erkenntnis ja nun auch nicht.
zinskritiker unterschiedlicher ausrichtung sind auch keinesfalls eine seltenheit (eine minderheit sicherlich, aber selten nun auch nicht) und zumindest mir sind schon einige untergekommen.
um nur auf ein beispiel von zinskritik einzugehen, sehe ich in den ansätzen von silvio gesell und der freiwirtschaftslehre durchaus interessante aspekte, allerdings auch keine lösung. das wäre z.b. zu wachstumsfixiert
Zinsen bekommt man entweder für Einlagen, oder zahlt man für Kredite.
Alleine die Tatsachen, dass
1. für Kreditrückzahlungen mehr zurückgezahlt werden muss, als geliehen wird, und somit Geld (über Umwege) mehr oder weniger aus der Luft generiert wird,
2. Kredit- und Ertragszinsen gewaltig auseinander klaffen und
3. die Inflation nicht zur Deckung der Zinsproblematik ausreicht, sollte Anlass zum Nachdenken geben, ob dieses weltumspannende System bei so einem enormen Handelsvolumen auf Dauer gut gehen kann.
Nun, die Niedrigstlohnarbeiter in Fernost sind defakto Sklaven, das scheint wohl klar zu sein. Doch von wem? Sie arbeiten für jemanden. Und auch wir hier in Europa arbeiten für jemanden. Es finden sich genügend Menschen, die auf
egal welche Arbeit angewiesen sind. Sie zu verlieren würde den sozialen Abstieg bedeuten. Die Menschen sind Sklaven der Arbeit.
Dass der Mensch Arbeit benötigt, um zufrieden zu sein, steht auf einem anderen Blatt und wird in Bezug auf die philosophische Anthropologie dann auch schon sehr... ja, eben philosophisch.
Wenn dieses Sklavensystem aber erst einmal zu rollen beginnt, ist es nicht mehr aufzuhalten: Aus dieser Abhängigkeit von Arbeit, dem Lukrieren von Geld und dessen Umsetzen in Konsum ergeben sich in weiterer Folge unter anderem eben genau jene Sweatshops in Asien. Der Kreis schließt sich.
Dazu kommen Ungerechtigkeiten, die nun sprichwörtlich von Geburt an gegeben sind.
Wer heute noch davon überzeugt ist, dass jeder Mensch in der BRD oder Österreich gleiche Chancen im Leben, am Arbeitsmarkt hat; die Möglichkeit hat, alles zu erreichen, den erkläre ich höchstpersönlich für verrückt. Mit Realität hat seine Aussage nämlich nichts mehr zu tun.
naja, das hat glaube ich bis jetzt auch noch niemand behauptet. wenn dich meine meinung zum thema chancengleichheit interessiert, dann kannst du dir auf ironsport ja mal meine diesbezüglich diskussionen durchlesen. ich hatte damals viel spaß mit Harry Callahan.
Der größte Trick des Teufels war es, die Menschen zu überzeugen, dass er nicht existiere. Und analog dazu sitzen wir in unserem Glashaus, und denken, uns kann und wird nichts geschehen. Dass wir aber genauso Teil der Maschinerie sind, wird uns nicht und nicht bewusst.
Stimmt. Nur nörgeln hilft nichts. Es hilft aber auch nichts, das System als solches in großen Teilen als unveränderlich anzunehmen. Matter of fact, je mehr man sich damit beschäftigt, welche Teile des Systems eigentlich nicht so gut sind, desto eher kommt man zu dem Schluss, dass es, wie man bei uns so schön sagt "bam boa hibei föht"... es fehlt an der absoluten Basis.
Ich persönlich etwa halte Zahlungsmittel (vulgo Geld) als notwendiges Übel, um naturgegebene Differenzen ausgleichen zu können. Dass aber ein derartiges monetäres System zustande kommen muss, wie wir es heute haben, halte ich für schlichtweg nicht richtig. Und was da erst dranhängt! Man könnte manchmal meinen, man sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und DAS, genau DAS ist das Problem: Wir laufen seit JAhrhunderten im Geldsystem. Was während dieser Zeit passiert ist, um es entsprechend zu etablieren und unaushebelbar zu machen, kann sich unsereiner nicht einmal vorstellen.
Mein persönlicher Lösungsvorschlag gestaltet sich daher nicht politisch oder wirtschaftlich, sondern setzt noch viel weiter bei der echten Basis an. Nämlich beim Menschen.
Alle Lösungsvorschläge, oder alle "wie willst du gegen die oder die ankämpfen"-Argumente beschränken sich ausschließlich darauf, das System mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Doch das hat noch nie funktioniert.
Im Laufe der Geschichte hat noch jede Revolution ihre Kinder gefressen. Das war 1790 in Frankreich nicht anders wie 2011 in Ägypten.
absolut richtig...nur woran liegt das, wenn nicht gerade am menschen und seiner suche nach vorteilen, welche ihm von der evolution in die wiege gelegt wurden? wäre ja auch nicht weiter wild, wenn der mensch dazu in der lage wäre mal vom kurzfristigen vorteil abzusehen und sich mehr auf gegenseitige hilfe und solidarität zu besinnen. vorteilssuche in konkurenz und solidarität sind jedoch beide im menschen und anderen tieren verankert.
"We have to go deeper", um diCaprio aus "Inception" zu zitieren: Wir müssen anfangen uns zu fragen, wer oder was wir sind und was wir eigentlich wollen. Mein persönlicher Lösungsvorschlag ist vielmehr philosophischer Natur und ich bin davon überzeugt, dass eine "Revolution" (in welchem Sinne auch immer) erst dann wirklich funktionieren kann, wenn
JEDER EINZELNE versteht, worum es geht.
Erst, wenn die Grundwerte Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit wirklich ins Bewusstsein jedes einzelnen gerückt sind, erst dann kann es eine wahrlich glückliche Menschheit geben.
ja, schön wäre es, nicht wahr.
bis es soweit ist können wir ja aber einfach mal dafür sorgen, daß mehr menschen etwas verstehen. das wäre meiner ansicht nach ein guter grund, um sich z.b. für eine bessere bildungspolitik hier und anderswo einzusetzen.
Stellt euch vor, ein Wulff würde keinen Kredit aufnehmen, weil er merkt, hoppla, warum bekomm ich das, und ein anderer nicht? Das geht nicht, wir sind doch alle gleich!
Stellt euch vor, ein Obama würe tatsächlich einmal Guantanamo schließen, weil er denkt, hoppla, wir foltern hier ja eigentlich Leute. Das geht nicht, wir sind doch alle frei!
Stellt euch vor, der Serienkiller von nebenan würde plötzlich denken: Warum bringe ich eigentlich Leute um? Das geht nicht, wir sind doch alle Geschwister!
Und ich bin da nur ein kleines Licht. Es gibt tausende Menschen auf der Welt, lebendig und bereits gestorben, die ihr Leben der Suche nach einer friedlichen und nachhaltigen Koexistenz gewidmet haben. Es gibt Ideen en masse! Ich kann mir mittlerweile nicht mehr vorstellen, wie man fragen kann, "wie willst du damit anfangen?", wenn das einzige, das wirklich einzige, was jeder von uns machen muss, ist, einfach ein besserer Mensch zu sein.
Ich lebe nach meinen drei, von der französischen Revolution entliehenen, Grundpfeilern der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Aber meine Philosophie wurde auch von anderen beeinflusst. Ich möchte daher auch "Gandhi's 10 Fundamente für eine Veränderung der Welt" empfehlen:
http://www.positivityblog.com/index...s-top-10-fundamentals-for-changing-the-world/
Oder Chaplin's "Day I started to love myself":
http://www.free-meditation.ca/archives/482
Beide sind großartige Philosophen gewesen und jeweils ihrem inneren Frieden näher, als vielleicht irgend einer von uns hier.
Was heißt hier Rolle? Wie gefällst du dich in der Rolle des materialistischen Sklaventreibers? (nicht, dass du es jetzt wärst. Ich will hier nur einen Punkt verdeutlichen)
Jeder nimmt die Realität anders wahr.
keine frage, dem ist wohl so, obwohl es intersubjektive vereinbarungen gibt, welche erst eine kommunikation ermöglichen...
Und damit rede ich gar nicht von biochemischen Prozessen, oder ob jemand die Farbe rot genauso sieht, wie irgend jemand anderer.
Ich rede von ideologien, von eigener Wahrnehmung, von eigenem Verständnis und Auffassung. Ich werde oft als idealistischer Spinner abgetan. Und ich tue auf der anderen Seite mein gegenüber als bornierten Naivling ab. Beides ist richtig und beides ist falsch. Was ist schon richtig und falsch? Wer bestimmt, was "normal" ist? Wer sagt, deine Meinung ist richtig und deine falsch? Alleine eine eigene Meinung zu haben, macht einen Menschen, ein Individuum aus. Auch das ist Freiheit!
Wir leben schon zu lange im Kapitalismussystem, um zu begreifen, was es außerhalb gibt.
Vor wenigen hundert Jahren war die Kirche der unwidersprochene Herrscher in unseren Breiten: Wir waren alle Gottes Kinder, die Erde ist das Zentrum des Universums, Ketzer werden verbrannt und auch sonst passiert noch einiges, das den "dark ages" ihren Namen gegeben hat. Und heute? Heute sehen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Naivität und Grausamkeit der damaligen Gesellschaft zurück.
Und von genauso so einem Change rede ich: Dass wir in hundert Jahren zurückblicken können, und uns an die Stirn greifen: Wie konnten die Leute damals nur 4.000€ für eine Handtasche ausgeben, oder Biosprit in ihren Autos verheizen, während die selbe Biomasse ein paar tausend Kilometer weiter südlich hunderte Menschen vor dem Verhungern gerettet hätte.
Aber um so einen Change herbeizuführen, müssen wir uns geistig über das System erheben. Die Kirche wurde auch nicht von heute auf morgen auf das (immer noch ungesunde) Maß von heute heruntergeschraubt. Und selbst heute finden sich noch Relikte des Mittelalters in der Gesellschaft. (die bloße Existenz der Kirche mit ihren realitätsfernen Ansichten ist schon Beweis genug)
Davon rede ich: Hört auf, über korrupte Präsidenten, wahnsinnige Banker oder machtgeile Kriegsherren nachzudenken. Verschwendet eure Zeit nicht damit, den neuesten Bioskandal zu analysieren, Verschwörungstheorien zu hinterfragen oder euch über die nächsten Wahlen Gedanken zu machen.
Denn ALLES; alle diese Punkte sind nur ein Produkt der geistigen Strömung, die uns die Machtbesessenheit gebracht hat.
auch das ist nicht unbedingt ein mir fremder gedanke. nur sehe ich keine verschwendung von zeit darin sich über eben diese dinge auch gedanken zu machen und sich darüber auszutauschen und dort anzusetzen, wo man einen gewissen gestaltungsspielraum auf jeden fall hat. es ist weder zeitverschwendung sich mit seiner gewerkschaft für die eigenen (und die der kollegen) lohn- und arbeitsbedingen einzusetzen, noch ist es zeitverschwendung einen korrupten politiker zu kritisieren oder sich gar dafür einzusetzen, daß gesamtgesellschaftlich derartigen leuten besser auf die finger geschaut wird.
Ich würde sogar so weit gehen, den Kapitalismus per se nur als Symptom einer Lebensweise zu bezeichnen, die der Gier verfallen ist und somit letzten Endes gegen das Glück der Menschheit arbeitet.
schon kropotkin und bakunin haben sich dazu gedanken gemacht und ja, das ist durchaus interessant zu lesen und zu durchdenken.
Es ist immer schwer, über sich selber und seine Rolle im Leben nachzudenken. So wie es im Mittelalter Menschen gab, die von der damaligen Lehre überzeugt waren wie taurus es von der heutigen ist (sorry für den Seitenhieb
); so wie die Menschen im antiken Griechenland alles aus Feuer, Wasser, Erde und Luft zusammengesetzt gesehen habe; so leben wir heute in einer Welt aus Geld und Konsum.
Aber was uns immer bewusst sein muss: Wir sind vergänglich und so ist auch unsere Mentalität und geistige Strömung (welche immer das jetzt auch tatsächlich sein mag). Aber das, was wir heute als Wahrheit ansehen, wird unseren Kindeskindern in 100 Jahren nicht einmal mehr ein Lächeln abluchsen.
Mein Resümee: Alles ist vergänglich. Alles. Warum nicht auch der Kapitalismus und alles was dranhängt?