AW: Bembel Man 2011
Bembel 7
Bembel goes Rock'n Roll
Zum siebten Mal fanden sich die Anhänger des rohen Kraftsports am 17.12.2011 zum Bembel-Man zusammen. Eine inoffizielle Veranstaltung für jedermann, ein Volksfest für Kraftsportfreunde. Wer kommt kann mitmachen, solange er nicht innerhalb des DSB gesperrt ist. Diesmal fanden sich tatsächlich 85 Kraftsportfreiwillige ein, die ohne großes Regelwerk ein paar Hanteln heben wollten.
Im Gegensatz zu den letzten Jahren war der Wettergott den Hebern aus allen Himmelsrichtungen gnädig gesonnen und wartete mit Eis- und Schnee bis zum Sonntag, wenngleich Sturmtief „Joachim“ am Vortag zu flächendeckenden Schulschließungen geführt hatte. So kam es tatsächlich zu einer erneuten Rekordbeteiligung. Im Vorfeld hatte es ausgesehen als würde gar die 100er-Marke geknackt werden, ganz so dramatisch wurde es aber noch nicht.
Dieses Jahr fand der Bembel-Man erstmals in Groß-Zimmern statt, der AV Vorwärts hatte seine Athletenhalle für diese Veranstaltung zur Verfügung gestellt. Die Mannen um Michael Seibel hatten sich mächtig ins Zeug gelegt, um würdige Rahmenbedingungen zu schaffen und den Bembel auf ein neues Niveaus befördert. Mit Mann und Maus hatten sie die ganze Woche geackert um zu zeigen, welche Bedeutung der Kraftsport in der südhessischen Gemeinde hat. Die Ringer- und Gewichtheberhochburg an der Gersprenz war seit Tagen im Bembel-Fieber. In den lokalen Radiosendern wurde mächtig die Werbetrommel gerührt. Schon in den Jahren zuvor war die Nachwuchstruppe um Olaf Nimmerfroh stets mächtig bei dem Raw-Event vertreten. Diesmal schickte der ehemalige Weltklasseheber 14 Mann ins Rennen. Die Athletenhalle erstrahlte in altem Glanz als am Samstag gegen 10h die ersten Gäste eintrafen. Volker Rockel und sein Hallenteam hatten dafür gesorgt, dass bereits am Vortag einige Sportfreunde in der Halle übernachten konnten, selbes war am Samstag möglich. Wer nun den Weg in die Johannes Ohl-Straße gefunden hatte staunte nicht schlecht. Die Halle war prächtig herausgeputzt, das Kuchenbuffet stand bereit und auch erste Zuschauer waren schon da. Im Laufe des Tages füllte sich die Halle zusehends, um dann abends zur besten Sendezeit aus allen Nähten zu platzen. Doch der Reihe nach...
Traditionell gibt es beim Bembel nur zwei Altersklassen, die Junioren und die Männer. Diese sind wiederum in nur zwei Gewichtsklassen unterteilt, leicht und schwer. Mit 22 Mann war diesmal die leichte Männerklasse am stärksten besetzt. Bei den leichten Junioren starteten 18 Mann, bei den schweren noch neun. Gewinnen kann man einen Bembel. Es wertet ein Kampfrichter nach gesundem Kraftsportverständnis. Ein Versuch ist nicht gültig, wenn er nicht geschafft wurde oder der Heber „schummelt“ etwa bei zu flachen Beugen. Nach einer kurzen Einführung zur Übungsausführung eröffnete der Bürgermeister Achim Grimm die Veranstaltung. Für den sportlichen Teil standen die Männer des AC Siegfried Darmstadt, aber auch freiwillige Helfer aus allen Teilen des Landes bereit. Fast schon Tradition ist dieses vorweihnachtliche Zusammenkommen. Rosina heizte am Mikro den Athleten ein, Rene am Mischpult und auch an der Getränketheke wurde eingeheizt. Wenn die Scheibenstecker knapp werden springt jemand aus dem Publikum ein oder ein Heber, der schon fertig ist, bleibt auf der Bühne. Moritz Kröner aus Rüsselsheim, der Silber bei den leichten Junioren holte, blieb danach einfach auf der Bühne. Trotz des Spaßcharakters der Veranstaltung fernab von Regeln und Kleidervorschriften finden sich Jahr für Jahr mehr neue Anhänger, andere kehren jedes Jahr wieder. Wer einmal vom Bembel-Virus befallen ist, der kommt wieder. Die einzelnen Leistungen lassen sich der Ergebnisliste entnehmen. Sieger bei den leichten Junioren wurde vor heimischem Publikum Silvano Pepe, der schon mehrfach beim Bembel mitgemacht hatte und sich dieses Jahr seinen Traum erfüllte. Mit starken 235kg im Kreuzheben konnte der nur 80kg schwere „Rocky“ Silvano 382Punkten sammeln und holte Gold. Sieben Heber aus Zimmern traten in dieser Klasse an, frenetisch angefeuert vom Publikum. Auch der 18., Nicola Nenno, war am Ende mit seinem Debüt zufrieden. Das Junioren Schwergewicht ging ebenfalls an die Gersprenz, Fritz „Sigmarsson“ Mockenhaupt schaffte mit 388 Punkten aus 652,5kg ähnlich viel wie sein Vereinskamerad. Damit war klar, dass auch die neue Juniorenvereinswertung an das Team „Vorwärts 05“ gehen würde. Platz sieben im Schwergewicht ging Jacob Weinhold, der immerhin aus Hamburg angereist war.
Das Bankdrücken der Frauen war mit nur 3 Heberinnen recht spärlich besetzt. Hier freute sich Julia Dietz über 107,5kg und einen klaren Sieg mit 1,5-fachem Körpergewicht vor Lolita Maurer (87,5kg) und Regine Hunsinger (90kg) beide aus Darmstadt, diese Klasse wird es schwer haben im Bembel-Plan zu bestehen.. Die Männerklasse war deutlich stärker besetzt und 17 Heber fanden den Weg in die Athletenhalle. Altmeister Walter Kurda, RAW-Verfechter der ersten Stunde, zeigte erneut, dass 4 Zentner auch mit über 50 Lenzen noch zu bewältigen sind. Normalerweise gewinnt man damit auch einen Wettkampf, dieses Jahr reichte es nur zu Platz 8, was Walter aber ohne Murren hinnahm, spricht doch die Leistung für sich. Die Plätze sieben bis 2 waren im Bereich von 10 Relativpunkten, Marcus Hoen kostete der Fehlversuch über 215kg den dritten Platz, er fiel auf Platz sieben. Thorsten Hinz aus Wiesbaden war eigentlich zum Zuschauen gekommen, die Atmosphäre weckte aber längst vergessene Bankdrückgene und ließ ihn mal schnell 210kg schieben, bevor er danach noch eine Stunde zum Sichern der Kniebeugen blieb. Es gewann Markus Schick, das „Fliegengewicht“ unter den Top-Hebern mit 212,5kg vor Christian Raidl mit 220kg.
Nach dem Bankdrücken konnte man kurz Luft holen, bevor es um 18.15h mit den Männern losgehen sollte. Hier würde die neue Powerlifting-station, die „cyber-fitness“ termingerecht zum Bembel geliefert hatte und sogar ein paar Ehrenpreise dazugestellt hatte, ihre erste Belastungsprobe erfahren...und bestehen. Unglaubliche 22 Heber quetschten sich in die Gruppe der Männer unter 100kg, bei den schweren Jungs sollte ein weiteres Dutzend folgen. Ein Kraftsportspektakel lieferten die Heber allesamt ab, bei den leichten Männern siegte Jeffrey „the Guru“ Podszuweit aus Leipzig vor Andreas Jandorek und dem Newcomer Thorben Werner aus Offenbach, der zum Abschluss unglaubliche 300kg in seinem ersten Wettkampf nach oben wuchtete. Viele Newcomer starteten in dieser Klasse, aber auch bekannte Namen fanden zum ersten Mal ihren Weg zum hessischen Weihnachts-Treffen, wie die Männer aus dem thüringischen Moorbad Lobenstein. Jeder hatte Gelegenheit seine Konkurrenz zu suchen und zu finden. Bei den dicken Jungs tauchte wie aus dem Nichts Sergej Moser aus Esslingen auf, langjähriger Freund vom 2010 verstorbenen Holger Kuttroff. Sein Ziel benannte er auf der Waage, der „Holger-Kuttroff“-Pokal solle nach Baden-Württenberg finden, wo sein angemessener Platz sei. Christian Poppe freute sich wie ein Kind, dass neben Jewgeni Kondraschow auch noch Uwe Frey antrat und so eine würdige Konkurrenz entstand. Die einzelnen Leistungen lassen sich dem Protokoll entnehmen, es siegt Sergej vom Maxx-Fitness mit sehr starken 912,5kg vor Oggy mit 840kg und Kondraschow mit 815kg. Auch der vierte, Philipp Gramlich, blieb noch über 400 Relativpunkten, wenngleich er an den erhofften 300kg Kreuzheben noch scheiterte. Uwe Frey verletzte sich leider beim Beugen am Oberschenkel und musste den Wettkampf im rappelvollen Zuschauerraum ansehen. Gute Besserung an dieser Stelle. Doch auch die anderen Heber zeigten tolle Leistungen und die Gelegenheit in einem solchen Starterfeld anzutreten gibt es selten genug.
Das Kraftsportfest Bembel-Man 7 endete um 22.45h, 15min später als geplant. Das Material hatte gehalten und alle Helfer waren am Ende ihrer Kräfte. Der Sprechertisch mit Rosina Polster, Sebastian Koch und Felix Ebinger am PC, Rene an der Anlage und vielen anderen, die immer wieder einsprangen wenn es eng wurde, konnte endlich durchschnaufen. Sina Rampe schrieb mit Michael Seibl die Urkunden, am Ende unterstützt von Martina Kuttroff und mit etwas Verspätung ging um 23.10h die Siegerehrung los. Zu Beginn wurde in würdiger Stimmung neben dem Holger Kuttroff-Pokal für Sergej Moser auch ein Ölbild stellvertetend für alle Esslinger an Tino Czeranowski übergeben. Der weitere Verlauf der Siegerehrung zog sich leider ziemlich in die Länge, zu begeistert waren die Veranstalter von ihrem gelungenen Projekt, auch der Lokalpatriotismus kam nicht zu kurz. Olaf Nimmerfroh und Hans Falch verteilten die Bembel, auch hier sollte keiner leer ausgehen (oder leer bleiben) und zusätzliche Ehrenpreise aus Plexiglas aus dem Hause Hirsch, alle Pokale handgefertigt. Verzeiht uns die eine oder andere Überschwenglichkeit an dieser Stelle, wir waren alle ziemlich gespannt, wie das Ding in dieser Größe über die Bühne gehen würde und einigermaßen erleichtert, dass es ohne Katastrophen hingehauen hatte. Das Motto, aus dem Munde von Olaf Nimmerfroh „Bembel goes Rock'n Roll“ mag die Stimmung im Veranstalter-Team wiedergeben. Das Feedback wird genutzt werden um 2012 ein weiteres Fest auf die Beine zu stellen, von denen es mittlerweile sehr viele gibt. Am Ende hiess es , wie immer, kommt gut heim, frohes Fest und...bis zum nächsten Bembel. An alle Kraftsportler, Zuschauer und Helfer, die dieses Ding ermöglicht hatten einen herzlichen Dank.