AW: bedee-Training
Tatsaouline ist der absolute Scharlatan. Sein Zeug ist quasi zu 100% geklaut und aufgepeppt mit "comrade" und "fuck of chickens".
Viele von Pavels Texten sind gut, weil sie nicht von ihm stammen, sondern der sowjetischen Trainingstradition/-kultur entstammen, aber Pavel selber gut zu finden, ist unbegründet (für mich = falsch).
Deine Einschätzung fußt auf deinen persönlichen Erfahrungen - die ich selbst noch nicht in dem Rahmen gemacht habe. Von daher kann ich deine Meinung akzeptieren, durchdenken und dir natürlich insofern recht geben, dass Pavel etwas tut, das viele heute bekannte Sportautoren tun: Sie erfinden das Rad nicht neu, sondern verpacken altbekanntes Wissen nur in besserer Buchform (in diesem Fall: Besser lesbar, auf das Publikum zugeschnitten). Dabei ist die Mannigfaltigkeit der Quellen immer unterschiedlich. Einige nehmen nur eine Stilrichtung in ihre Literatur auf, andere wiederum schreiben über das katalysierte Wissen aus verschiedensten Bereichen (Jürgen Reis würde ich als einen solchen Autor sehen - von seinen Lehren hat er nichts neu erfunden, sondern nur neu kombiniert, wie es ihm sinnvoll erschienen ist).
Wursti schrieb:
Dazu könnte ich dir dieses
Buch nahe legen.
Dieses Buch sieht gut aus, Inhalt und Reviews lesen sich vielversprechend. Die fünf Euro, die es mich kostet, sind sicher gut angelegt. Neben der "Autobiographie eines Yogi" sicher ein weiteres interessantes spirituelles Buchwerk, das nicht nur einmal gelesen sein möchte.
Wursti schrieb:
Bzw. ein von mir modifiziertes Zitat meines Dekans:
"Die Logik ist in vielen Fällen besser als die Intuition, in allen Fällen mindestens genauso gut."
In Verknüpfung mit Dr. House:
"Klarheit ist immer besser als keine Klarheit."
Dagegen hält die Annahme, dass die Intuition grundsätzlich weiter entwickelt sei als die Logik bzw. ganz andere Fähigkeiten besitzt. Aber es gibt nur einen ganz kleinen Pool an Menschen, die zu Lebzeiten eine Intuition erlernt haben, die einer messerscharfen Logik überhaupt das Wasser reichen kann. Im obrig genannten Buch von Paramahansa Yogananda werden einige solche Menschen erwähnt - die Stufe ihrer geistiger Erwachung macht sie allerdings zu einer Rarität (in diesem Kulturbereich wurde und wird ein solcher Mensch gebräulicherweise als ein Heiliger oder Prophet bezeichnet).
Wursti schrieb:
Oder auf den Punkt:
Lass' dich nicht von Charisma über fehlende Vernunft hinwegtäuschen.
Im Grunde puzzelt sich der ganze Kram irgendwann von alleine zusammen, wenn man sich genug damit beschäftigt hat. Lehren von bestimmten Leuten zu folgen bzw. sie zu vertreten, wirft dich trainingstheoretisch viele Jahrzehnte zurück. Nämlich zurück in die Zeit der "Meisterlehren" (vgl. Hohman/Lames/Letzelter - Einführung in die Trainingswissenschaft). Da hat die Theorie nur sehr geringe Qualität.
Ich denke, dass schlussendlich nicht das ankam, was ich ursprünglich ausdrücken wollte. Natürlich vertrete ich Lehren, die ich nicht widerlegen kann und die für mich funktionieren, genau aus dem Grund, weil ich keinen Grund habe, ihnen zu widersprechen, so lange sie mich in der praktischen Anwendung (im Gegensatz zur widerlegbaren Theorie) nicht enttäuschen. Das habe ich vergessen zu erwähnen. Wenn ich jedoch mit einer interessanten Theorie konfrontiert werden und sie nicht falsifizieren kann, bleibt sie für mich auch bis zu diesem Zeitpunkt eine Wahrheit für sich - ein Forscher, der sich mit einer Theorie beschäftig hat wird vermutlich von deren Inhalt mehr verstehen als ich. Sollte ich - aufgrund erweiterten Wissens oder anderer Faktoren - jedoch einen Fehler in der Logik des Wissenschaftlers finden bzw. diese überhaupt widerlegen können (durch die Zusammensetzung anderslautender Theorien), werde ich an dieser Theorie nicht festhalten, so charismatisch der Urheber auch sein mag und so sehr er mich ursprünglich auch beeindruckte.
Einen 'Meisterkult' halte ich für eine fehlgeleitete Angelegenheit. Dieser Kult wird in der Autobiographie eines Yogi auch sehr gut illustriert, wobei er in der dortigen Form in Ordnung geht - ein Guru, der seinen Schüler zur Erwachung führt und sie so von seiner Leitung emanzipiert (statt sie an ihn zu binden, wie das moderne Pseudo-Gurus gerne tun).
Die Aussage, jemand müsse reichlich Carbs essen, weil er die vererbte Muskelfaserverteilung nicht verändern könne, gefällt mir eigentlich nicht so sehr. Ich glaube halt gerne, dass man in seinem Leben sehr viel verändern kann. Gibt ja schon genug, was ich akzeptieren muss (Alter, Geschlecht, Haut- und Augenfarbe, Körperbau usw.) Nicht, dass mich hier jetzt jemand falsch versteht: Ich bin ganz zufrieden mit den Gegebenheiten, da ist nix verkehrt oder prinzipiell schlecht dran.
Ich muss auch dieses Aussage meinerseits verfeinern. Es ging dabei um eine vorhandene Dominanz, nicht darum, dass diese Dominanz in Stein gemeißelt ist. forti hat bereits richtigerweise zwei Dinge erwähnt:
Morphing
Der Muskel kann umgewandelt werden. Von Typ I in Typ II, da stimme ich forti zu. Die Gegenentwicklung wird allerdings von Ori als nicht möglich bezeichnet - da es sich beim Muskeltyp II um einen primitiveren Typ handle als bei Typ I. Die Quelle dazu muss ich mir noch einmal zu Gemüte führen, hier stehe ich auf dünnem Eis. Ich würde mich über eine Abschrift der entsprechenden Quelle für die Konversion von Typ II in Typ I freuen, um es besser zu verstehen.
Kraft durch Innervation
Innervation ist die mächtigste Determinante für die verfügbare Kraft im Muskel, da die meisten Menschen ihre Muskeln nur partiell einsetzen können. Wer seinen Muskel stark verschaltet, ermöglicht ihm Ausreizung des Potentials und damit entscheidend größere Kraftentwicklung. Das Trainingsziel sollte also nicht nur Hypertrophie, sondern auch
Koordination lauten, die mit der Innervation korreliert.
bedee schrieb:
Bücher von Reis und Orimekler hab ich jetzt mit Absicht noch nicht gelesen. Ich befürchte, dass mich deren Bücher zu sehr in ein Schüler-Meister Verhältnis bringen, was ich so nicht möchte (wie es Wursti schon erwähnt hat). Tsatsouline hab ich mir mal überlegt, aber wenn der mit "fuck of chickens" um sich schmeißt, kann er mir grade gestohlen bleiben. Die russische Trainingskultur finde ich aber denoch interessant und ich werde mich, wenn ich mit meinem aktuellen Bücherstapel durch bin, auch mal in diese Richtung informieren.
Meine Gedanken zum Schüler-Meister-Verhältnis habe ich weiter oben erläutert. Ich halte nichts davon, sich an den Meister zu binden (auch wenn man mir attestieren könnte, dass ich ein 'Apostel' von entweder Ori Hofmekler oder Jürgen Reis bin, so oft ich die beiden als Quelle anführe - und doch verwende ich nur einen Teil ihrer Prinzipien und nehme mir den Rest aus anderen Quellen - eine Zusammenstückelung, die ganz zu
meinen Zielen passt).
bedee schrieb:
In einem anderen Forum hat auch mal jemand gesagt, dass ein guter Trainer nicht unbedingt selber gut sein/gut aussehen muss. Und dass ein Top-Athlet nicht unbedingt ein guter Trainer ist. Ich habe allerdings auch etwas Schwierigkeiten, Trainings- und Ernährungstipps von jemandem anzunehmen, dem der Bauch über den Hosenbund hängt.
Meine Meinung ist, dass es hier zwei Faktoren gibt.
Authentizität
Nur jemand, der seine Lehren lebt, kann sie auch authentisch weiter geben. Nur jemand, der auch das praktiziert, was er predigt, kann von sich behaupten, sich damit auszukennen und lebendiges Wissen zu vermitteln. Ärzte mit Übergewicht, die Ernährungstipps abgeben sind für mich genauso grenzwertig wie Trainer, die weder trainiert aussehen noch jemals beim Training beobachtet werden können.
Lehrfähigkeit
Die Fähigkeiten gut zu lernen und zu lehren machen einen guten Lehrer aus. Wer die Authentizität erfüllt und fähig ist, Wissen so weiter zu geben, dass für den Schüler Wissen schafft (wie Wursti das erwähnt hat), dann hat er seinen selbsterkorenen Lehrauftrag erfüllt. Der Schüler soll sich unter seiner Leitung auf ein Level entwickeln können, das das seine zumindest erreicht.
bedee schrieb:
Das stimmt so nicht, ich kann eigentlich ganz gut ohne. Oder sagen wir mal, mit relativ wenig Carbs. Ich hab mal für 12 Wochen eine modifizierte Kirsch-Diät gemacht, von der man ja sagt, das sei der kalte Entzug in Punkto Kohlenhydrate. Modifiziert in dem Sinne, dass ich mir so 3-4 Stücke Obst pro Woche gegönnt habe und auch mal ein paar Löffel Joghurt pro Tag. Obst und Milchprodukte wären ja sonst ganz verboten.
Dann brauchst du sie wirklich nicht in dem Umfang, keine Frage. Ich habe das damals missverstanden.
bedee schrieb:
Die ganzen 12 Wochen hab ich davon geträumt, dass ich nach dem Termin einen Teller Pasta verdrücke, wo die Nudeln links und rechts runterhängen. Als dann der bewusste Tag kam hab ich meinen Bauch befragt. Und siehe da, es wurde ein Teller Bohnen mit nem Stück Hühnchen drauf, ich hatte gar keine Lust auf Nudeln. Und ein paar Tage später das Stück Marmorkuchen aus eigener Produktion war ja sowas von bäbbsüß, richtig eklig.
Eine interessante Erfahrung.
bedee schrieb:
Meiner Ansicht nach sind ja "Diäten" sowieso weniger zum Abnehmen da, sondern eher dazu, sich von Geschmacksverirrungen zu befreien und ein anderes Ernährungsverhalten einzuüben.
Die dich in dieser Annahme stark bestätigt. Ich kann das im Übrigen nur mit unterstreichen. Wenn ich anders und bewusster esse, entwickle ich auch einen anderen Zugang zu gewissen Lebensmitteln. Kuchen ist mir beispielsweise mittlerweile auch meist zu süß. Manches Obst zu intensiv. Und mancher Käse einfach zu salzig.
bedee schrieb:
Warum ich jetzt dann nicht ganz Low Carb lebe? Nun, ich halte nichts davon, einen der Hauptnährstoffe zu verteufeln. Es gab ja auch schon mal einen Low Fat Hype, und fettarmes Essen macht mir definitiv ein noch dünneres Fell (Haut und Nerven), als ich sie eh schon habe.
Ebenfalls korrekt. Ich halte nichts davon, einen der Makronährstoffe zu streichen. Erstens ist Fett nicht für jeden ein optimaler Treibstoff und zweitens wirken Kohlenhydrate strategisch antikatabol und Kohlenhydrat-Entzug macht nicht gerade glücklich - ist auch nicht notwendig.
Ich würde jedoch auf die Quellen achten. Lieber Obst als Pasta, wenn es nach meiner Meinung geht.
bedee schrieb:
Bisher war es jedes Jahr so, dass ich bis Weihnachten fleißig zugespeckt habe und danach das Gewicht wieder verloren habe. Die jährlichen Schwankungen bewegen sich im Rahmen von ca. 3 kg, mein Tiefstgewicht habe ich immer so im Juli/August vor dem Urlaub.
Das wäre ein Beleg der Existenz eines Körpergewichts-Setpoints, den man relativ leicht wieder erreicht (weiter nach unten geht es allerdings selten).
bedee schrieb:
Ich hab mir auch schon überlegt, woran das liegen könnte. Eine Art körperliches Bedürfnis oder nur die Tatsache, dass Lebkuchen und Plätzchen so allgegenwärtig sind?
Meine Meinung: Die Omnipräsenz von Leckereien macht sie gefährlich. Alle Jahre wieder esse auch ich viele Kekse und bin sündig - obwohl ich nichts davon wirklich brauche und es mich weder glücklich macht. Lecker ist es allemal - aber noch besser schmecken dieses zuckrigen Delikatessen allerdings, wenn man sie sehr bewusst in Maßen genießt. Dann wirken einige davon allerdings schnell sehr überzuckert - und nicht mehr gut. Auch eine Art und Weise zu eruieren, ob man Weihnachtsgebäck
wirklich mag.
bedee schrieb:
Um das herauszufinden, muss ich wohl wirklich einen Selbstversuch starten. Damit könnte übernächste Woche nach meinem Zahnrzttermin anfangen, da ich ja dann auch zu keinem Lauf mehr verpflichtet bin. So um die 2 kg Fett könnten weg bis Weihnachten, hab ich mir gedacht.
Was möchtest du hier genau testen?
bedee schrieb:
Es wäre wesentlich einfacher, wenn ich die ungeliebten Lebensmittel ganz aus meiner Reichweite verbannen könnte. Aber ich hab das Zeug ja immer in der Hand, beim Einkaufen und Kochen. Und ihr solltet mal sehen, was meine Kollegen im Geschäft immer so auftischen: Die bauen ein ganzes Buffet auf mit Süßigkeiten, Keksen und Kuchen und halten mir immer auch noch die Teilchen vor die Nase. Ich räum das Zeugs dann immer in den Schrank, das sieht im Büro ja aus wie beim Konditor und der Chef bzw. unsere Kunden sollten eigentlich denken, dass gearbeitet wird und nicht nur Kaffee getrunken.
Wenn viel vorhanden ist, ist es schon einmal einen Grad schwieriger. Aber nicht umöglich deswegen. Es wird auch hier bei mir zu Hause oft etwas aufgetischt, das ich nicht essen sollte, aber ich eigentlich früher sehr gern gegessen habe - Kuchen und andere KH-Fett-Kombinationen. Mittlerweile taxiere ich dieses Dinge nur noch leicht und esse lieber meinen Obstsalat oder ein wenig Quark. Ich weiß, was mein Körper braucht und habe mich deutlich von meiner 'Sucht' losgelöst. Wenn ich allerdings bewusst Kuchen essen möchte, greife ich bewusst zu. Wenn ich bewusst ein Blech Kuchen vernichte, dann ist das halt so. Auf die lange Sicht gesehen ist es kein Beinbruch.
So viel zu meinen Gedanken.
Liebe Grüße
ishina