AW: bedingungsloses grundeinkommen für alle?
Ganz einfach, weil die die was haben den Sozialstaat zum grössten Teil finanzieren und eben auch ein berechtigtes Interesse haben durch ihre Arbeit zu bescheidenem Wohlstand zu kommen, darum handelt es sich mMn bei selbstbewohnter Immobilie.
Und wo bleibt da die Proportionalität? Ich meine, der zumutbare Beitrag zum Sozialstaat liegt bei höherem Einkommen sicher höher als er ist. Viel höher.
Wenn jemand mit (Hausnummer) 2.000 € Netto 43% seines Bruttoeinkommens weggeben soll, warum soll dann nicht jemand mit 20.000 Netto (Hausnummer) 73% seines Bruttoeinkommens weggeben? Lebt er dann nicht mehr besser als der mit einem Zehntel seines Einkommens? Weil ein Lehrmeister verdient auch netto mehr als sein Lehrbub, obwohl er höher besteuert wird. Aber ein Manager soll mehr verdienen und dann auch noch dazu (proportional) weniger davon abgeben als der Lehrmeister?
Der Steuersatz ist immer relativ zum Einkommen - bis zu einem gewissen Punkt. Ab da wird er einfach nicht mehr mehr. Da bleibt die Abgabe bei 50% stehen. Eine völlig willkürlich und gegen die bis dahin geltenden Regeln gezogene Grenze. Und was ist mit Kapitalerträgen? Wie weit werden die steuerlich erfasst? Und aber viel wichtiger: Was ist mit all den Unternehmen, den Konzernen, den Stiftungen?
Irgendwann hat Einkommen aufgehört, Einkommen zu sein. Irgendwann wars einfach nur mehr (defacto) steuerfreier Zufluss zum Konto.
Ja sicher haben die mit selbsterarbeitetem Kapital das Interesse, ihren Wohlstand zu genießen. Aber sie haben nicht nur das Interesse, sie haben auch die Möglichkeit. Und ein bedingungsloses Grundeinkommen wird an dieser Möglichkeit nichts ändern. Genausowenig wie ein höherer Steuersatz auf höhere Einkommen.
Ein Erbe ist etwas daß man unverschuldet ohne eigenes Zutun erhält, das ist einer der grössten Gründe für Ungleichheit in unserer Gesellschaft und wertet die eigenverantwortiche Leistung ab. Eine Volatilität in der Gesellschaft ist aber eine hohe Motivation und deshalb volkswirtschaftlich relevant, was hast Du gegen eine Anhebung von Schenkungs- und Erbschaftssteuer?
Alles. Ich bin gegen Erbschaft generell und bei Schenkungen für einen Freibetrag. Darüber darf nix geschenkt werden. Soll heißen, ja, ich schenk dir schnell ein paar tausend, weil dus brauchst, aber ich kann nicht kurz vor meinem Tod all meinen Verwandten zehntausende Euronen "schenken".
Klar ist Geld wichtig, aber wie wichtig bestimmen wir selbst, es geht auch mit bedeutend weniger wenn man wirklich will.
Leben ohne Geld: Gegen die Verschwendung von Lebensmittelresten - Stern TV | STERN.DE
Du wetterst gegen das kapitalistische System, nimmst aber das daraus erwirtschaftete Geld.
Ja natürlich! Ich (und die EU!) habe ja bereits oben erklärt, dass Geld überlebensnotwendig ist. Warum soll ichs nicht nehmen MÜSSEN?
Ach ja, der Dumpstern (bei uns in AT heißt das Dumpstern, nicht Containern)... ja, tu ich eh. Aber es geht halt immer nur so viel.
Und wenn nicht, wer soll die ungeliebteren Tätigkeiten machen? Oderkostet mich dann meine Putzfrau 50€/h?
Denk mal mit mir mit, vielleicht hab ich ja irgendwo einen Fehler in meinem Modell:
Nehmen wir an, das Grundeinkommen ist gestaffelt, ähnlich den heutigen Steuersätzen. Bis zu einem regulären Einkommen durch Arbeit (selbst- oder unselbstständig) wird das Grundeinkommen in voller Höhe ausgezahlt. Dann beginnt die Staffelung, bis zu, sagen wir einmal 1.500 Euro. Wer 1.499 verdient, der bekommt noch 3 Cent vom Staat dazu. Wer 1.000 verdient, der bekommt 300 Dazu. Oder irgend so was. Keine Ahnung. Aber weißt du was ich mein? Wer in seinem Leben mehr als 1.500 Euro pro Monat zur Verfügung haben will, der muss einem Beruf mit (Aus)Bildungsanspruch nachgehen. Und wer mehr als (ich sag mal) 850 Euro pro Monat zur Verfügung haben will, der muss überhaupt mal seinen Arsch von der Couch bewegen. Ist irgendwie wie ein Taschengeld.
Was hätte das für Auswirkungen? Nun, die arme, alte Putzfrau, die in allen Beispielen immer herhalten muss, geht nur mehr 10 Stunden die Wochen putzen und überlässt die restlichen Stunden ihrer auch alten, aber noch viel ärmeren Putzfraufreundin, weil die will sich noch ein bisschen Kohle dazuverdienen, hatte aber bis jetzt keine Möglichkeit, weil alle Posten besetzt waren. Und das eine frustrierte postpubertierende Mädchen, dass mit 22 immer noch ohne Ausbildung bei ihren Eltern hockt, weil sie sichs nicht leisten kann, auszuziehen, und dort zuhause ob mangelnder Freiheiten langsam verrückt wird, das zieht jetzt in eine schicke Altbau-WG mit drei ihrer ebenfalls postpubertierenden, von der Unselbstständigkeit frustrierten Freundinnen. Und dann waren da noch die Heerscharen an Polizisten, die tagtäglich mit Bettelbeschwerden, Taschendiebstählen und sonstigen Kleinstdelikten konfrontiert waren auf einmal alle auf der Hetz nach den echten Großverbrechern, weil die kleinen Unsinnigkeiten auf ein Minimum zurückgegangen sind. Und vielleicht ist dann der eine abgefuckte Typ, der immer durch die Nachbarschaft streunt, dann kein sozialer Abschaum und potentieller Einbrecher, sondern ein Typ, der eigentlich Hilfe braucht. Weil Kohle hat er ja, welche Probleme sollte er sonst haben? Und die Feierabendsäufer brauchen sich auch nicht mehr besaufen, weil zuhause keine Frau wartet, die ihrer Meinung nach von ihnen enttäuscht ist, weil sie nicht genug Kohle nachhause bringen, sondern können nachhause gehen und ihre Familie genießen. Und überhaupt wären alle voll entspannt und cool, weil sie plötzlich den unterschwelligen Stress nicht mehr haben, krampfhaft ein paar Cent zu erwirtschaften.
Na OK, man wird ja noch träumen dürfen.
Jedenfalls; Volkswirtschaftlich: Der Niedriglohnsektor wird forciert, was im Anbetracht der (sich, auch unabhängig von weiteren sozialen Anreizen, verschärfenden) Zuwanderungssituation vielleicht gar keine so schlechte Idee ist. Der Mittelstand wird nach unten offen, Prekarität defakto abgeschafft und mehr Kohle im Umlauf bedeutet mehr Kaufkraft. Mehr Kaufkraft bedeutet mehr Umsatz, mehr Umsatz ist gut und geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut. Eh schon wissen. Die Leute geben der Wirtschaft schon ganz von selber, was sie braucht. Irgendwann ist der Ball bei der Wirtschaft. Irgendwann muss sie den Leuten geben, was die brauchen.
Wenn Du mal in soziale Brennpunkte kommst wirst Du feststellen daß dort vieles sehr heruntergekommen ist, warum schaffen es die nicht ihr Zeug in Ordnung zu halten und zumindest ihrem Umfeld für etwas mehr Wohlbefinden zu sorgen?
Das kapier ich einfach nicht.
Das hab ich oben gemeint mit: Das eine ist verpönt und das andere erstrebenswert. Wenn der faule Sack auf einem üppig bezogenen Ledersofa in einem Dachappartment im 1. Wiener Gemeindebezirk vor dem 50"-Plasmaschirm herumhängt, dann ist das was tolles, wenn der faule Sack auf einem zerfetzten Sessel im "linken Beisl" um die Ecke herumlungert, dann ist das sozialer Abschaum.
Ich weiß ja nicht, wo Du herkommst, aber wer andere ihres Lebensstils kritisiert, der ist für mich der Asoziale.