ups, da hab ich doch einige leute ziemlich persönlich angegriffen mit meiner aussage.kecks schrieb:Offtopic (bitte verschieben, wenn störend):
Naja, ich finde es eher idiotisch, irgendwas zu studieren, was einen nicht interessiert, nur weil es "Bezug zur Wirtschaft" aufweist. Ein gut bezahlter Job in einem Beruf (das kommt immer noch von 'Berufung'...), der einem keine wirkliche Freude bereitet, ist für mich absolut indiskutabel. Wirtschaftlicher Erfolg als Lebensziel? Da fehlt dann aber eine ganze Menge! Ich hab' lieber wenig bis kein Geld in der Tasche (und notfalls noch halbtags einen Brotjob zusätzlich) und dafür eine Aufgabe, die ich um ihrer selbst willen mache (d.h. ich würde das auch ohne Bezahlung tun und bei einem Lottogewinn genauso weitermachen wie bisher).
Um es konkret zu machen: Es nervt mich als Dozentin (NdL ) am meisten, wenn vor mir Leute sitzen, die nur da sind, weil sie sich durch dieses Studium "wirtschaftlichen Erfolg" versprechen (oder die das Ganze nicht spannend finden). Dabei geht es genau darum bei einem Studium nur sekundär - primär verkaufen wir an einer Uni nix, wir bieten keine Dienstleistung an, und wir bilden auch NICHT für die Wirtschaft aus. Was wir machen, ist BILDUNG. Wir vermitteln spannende Zusammenhänge, zeigen Hintergründe auf, verdeutlichen, was wissenschaftliches Arbeiten überhaupt ist (Kurzfassung: Wir bewahren kulturelles Wissen, wir geben kulturelles Wissen weiter und vor allem reflektieren wir die Geschichte und auch die aktuellen Zustände einer Kultur, indem wir ihr Zustandekommen historisch erklären). Unsere Absolventen können denken, analysieren, Informationen sammeln und daraus Wissen machen (Wissen und Information ist nicht dasselbe, noch nicht mal dasgleiche), selbiges dann auch wieder vermitteln...
Wer also daran denkt zu studieren, der möge bitte, bitte, bitte irgendwas auswählen, was er a) gut kann (nicht BWL versuchen, wenn man kein Mathe kann...) und b) was er/sie wirklich, wirklich spannend und begeisternd findet (spannend ist nicht 'interessant'; ein gutes Zeichen ist es, wenn ihr stundenlang über Euer Thema grübeln, oder je nach Typ auch texten könnt...). Ihr erspart Euch selber (und auch Euren zukünftigen Dozenten !) damit ganz arg viel Frust.
Martys Anmerkung mit dem "die Guten systematisch verblöden, die Nullen durchschleppen" trifft einen Aspekte des Problems recht genau. Das ist aber generell ein Phänomen des deutschen Massenbildungssystems, das nicht genug individualisiert (schon im Kindergarten nicht) und immer das Mittelmass bestärkt, indem Kinder/Studierende etc. immer als Gruppe anstatt als einzelne Persönlichkeiten angesprochen werden.
doch du erwähnst genau das, was mir selbst nicht passt. dass unis nur bildung vermitteln und nicht auf das wirtschaftliche leben vorbereiten sollen. diese einstellung ist sehr eingefahren und meiner meinung nach einfach nur veraltet. aber die uni klammert sich noch krampfhaft an diesem grundsatz fest. frelich kann die uni nicht die aufgaben einer ausbildung übernehmen (jedenfalls nicht hier ... in anderen ländern klappt das anscheinend ganz gut). spätestens nach der bachelor-umstellung (die ich aus wirtschaftlicher sicht begrüße, aus studentischer sicht überhaupt nicht) hätte sich das studium von grund aus ändern müssen (zugegebenermaßen sind wir noch in einer umstellungsphase), doch ich sehe die bachelors und bacheloretten genau das gleiche studieren, was ich auch studiere, nur mit einem höheren arbeitsvolumen. ein sinn des bachelorstudiums ist jedoch, dass die erste phase (der bachelor) die berufsausbildung ersetzen soll. der master ist in meinen augen die freiwillige investition der person in die bildung. wer sich weiterbilden will, darf das tun (bei entsprechender leistung), wer das nicht will, hat einen ersten hochschulabschluss inklusive ausbildung.
natürlich finde auch ich es schwachsinnig, wenn jemand mit insuffizienten fähigkeiten in chemie ein pharmaziestudium plant, nur weil die berufsaussichten dort vielleicht gut stehen. glaubt mir, ich kenne genügend beispiele, die in alle richtungen reichen. das fängt bei einer lange zeit arbeitslosen freundin mit abgeschlossenem studium der kulturwissenschaften (mittlerweile in gänzlich anderem bereich tätig) an und hört bei einer freundin, die das zweite mal ihr naturwissenschaftliches studium schmeisst weil die fähigkeiten und lernbereitschaft halt unzureichend sind noch lange nicht auf.
natürlich muss man eigene stärken erkennen und sein studienziel darauf ausrichten. aber es sind nun mal zum großen teil die geisteswissenschaftler sind, die regelmäßig ihren weg zum arbeitsamt antreten. wer nach dem studium keinen platz an einer uni bekommt, hätte genauso gut auch nicht studieren brauchen, denn auf das was kommt, ist er definitiv nicht vorbereitet.
man kann beinahe zur jedem raten, an der fh zu studieren.
oder überhaupt nicht zu studieren, sondern erst einmal zu arbeiten, wie es tox vorschlägt und später nebenher seinen wirt (oder was auch immer) zu machen. im nachhinein wäre das auch für mich das beste gewesen, aber ich wurde halt nicht übernommen und habe mich entschieden, zu studieren.
ich jedenfalls bin heilfroh, vorher meine ausbildung gemacht zu haben. laut einer studie (wars im spiegel?) erhöhen sich meine berufsaussichten um sagenhafte 35%.
ich stimme auch matten zu, dass die gesellschaft, wenn denn jeder sein studium nach berufsaussichten ausrichtet, sozial sehr verarmen würde. nur sollen sich die idealisten, sich sich für das studium nach interesse entschieden haben, später nicht beschweren, wenn sie a) in ihrem job hoffnungslos versagen oder b) ohne arbeit dastehen (b kann leicht a folgen).
so, eigentlich gings hier ja um faule schulabgänger und nicht um kritik am deutschen hochschulsystem.