Das Verhalten der Serumharnstoff-Konzentrationen in Abhängigkeit von hoher Trainingsbelastung und der Nahrungs-Proteinzufuhr
Wöstmann R, Platen P, Schulz H, Lammers S,o Dittes C, Hartmann U, Schulz H, Bartmus U, Grabow V, Heck H
Arbeitsgruppe Regeneration, DSHS Köln, Uni Bochum, Uni Dortmund 1999
Die Serum-Harnstoff-Konzentration wird häufig zur Steuerung der Trainingsbelastung unter Vorgabe fester "Grenzwerte" benutzt, wird aber auch von der täglichen Proteinzufuhr beeinflußt.Im Rahmen eines Projektes über " Determinanten " zur Beurteilung der Regeneration" (BISI: VF 0408/01/03A/97) nahmen im Jan/Feb 1998.
11 Radfahrer und Triathleten (27.2 ± 5.3jahre, 180.9 ± 5.1 crn, 75.2 ± 6.7 kg, VO 2max: 65.3 ± 0.,1 ml/min/kg) über 4 Wochen an einem Trainingslager TL) mit dem Ziel der Provokation einer Übertrainingssymptoniatik teil. Untersuchungszeitraum waren 4 Wochen vor bis einschließlich 8 Wochen nach TL. Neben der Erhebung anderer Parameter wurde vor und nach TL 2x /Woche venös und w ährend TL täglich (venös und kapillär alternierend) Blut zur Urea-Bestimmung abgenommen. Die individuelle Traininingsbelastung wurde während TL kontinuierlich mit dem SRM-System vor und nach TL anhand der Herzfrequenz kontrolliert und aufgezeichnet. Während TL erfolgte über den gesamten Zeitraum eine exakte Protokollierung der Nahrungs- und Getränkezufuhr (abwiegen, 1 g Genauigkeit, tägliche Computergestützte Auswertung). Mehr als 50% von bis zu 2500 Trainingsminuten/Woche wurde während TL mit einer Intensität >75% der Leistung bei 4 mmol/l Laktat absolviert. Die Proteinzufuhr lag im Mittel bei 2.14 ± 0.17 g/kg/KG bei einer Gesamtkalorienzufuhr von 5181 ± 499 kcal/d. Der Verlauf der Ureakonzentration war sehr individuell. Anhand multipler Regressionen ließen sich differenziert Trainings und Nahrungseinflüsse dokumentieren. Die Vorgabe des einfachen Grenzwertes der Harnstoffkonzellation zur Trainingssteuerung ist absolut unzureichend und wird den individuellen Athleten und weiteren Einflußfaktoren nicht gerecht.
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Proteinbedarf
Lange wurde dem Protein nur im Bereiche des Kraftsportes eine grosse Bedeutung zugesprochen. Heute ist es jedoch klar anerkannt, dass diese
Ansicht nicht richtig ist. Gegenüber physisch inaktiven Personen haben physisch Aktive praktisch aller Sportarten einen erhöhten Proteinbedarf (genau genommen ist es ein Bedarf an Stickstoff und essentiellen Aminosäuren). Der Proteinbedarf liegt sowohl für Kraft- wie auch AusdauersportlerInnen bei etwa 1.5 Gramm je Kilogramm Körpermasse. Empfehlungen von über zwei Gramm je Kilogramm Körpermasse sind aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar.
Der erhöhte Proteinbedarf bedingt aber nicht zwangsläufig, dass Proteinpräparate eingenommen werden müssen. Einerseits liegt die Proteinaufnahme in der Schweiz bereits über den Empfehlungen (BAG, 1998 ), und andererseits wird durch die erhöhte Energieaufnahme bei einer ausgewogenen Ernährungsweise automatisch mehr Protein aufgenommen.
Protein und physische Aktivität
Während physischer Aktivität kommt es zu einem erhöhten Proteinabbau (Proteolyse), wobei die Herkunft des abgebauten Proteins noch unklar ist (vermutlich eher Leber- als Muskelprotein). In der Nachbelastungsphase steigt aber die Proteinsyntheserate an, sodass gesamthaft in der Regel keine Nettoproteolyse vorhanden ist. Die unter Belastung verstoffwechselten Aminosäuren dienen nicht primär der Energielieferung (ihr Beitrag ist in der Regel geringer als 5 % der gesamten Energiebereitstellung). Ihre Funktion ist eher in der Bereitstellung von Vorläufersubstanzen zur Aufrechterhaltung des Energiewechsels und zum Abtransport von metabolen Endprodukten zu sehen. Weitere Informationen zur Supplementierung mit Protein oder Aminosäuren finden sich unter Supplemente.
Literatur
BAG (Bundesamt für Gesundheitswesen). Vierter Schweizerischer Ernährungsbericht, Bern, 1998.
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Bei einer täglichen Protein-Zufuhr größer als 2,0 g/kg KG kann es zur Überlastung der Nieren durch erhöhte Bildung harnpflichtiger Stickstoff- und Schwefel-hältiger Substanzen sowie zu erhöhten Wasser-Verlusten durch deren Ausscheidung kommen (Elmadfa und Leitzmann 1998 ).
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