Daß THC eine psycho-toxische Substanz ist und durchaus cerebrale Veränderungen hervorrufen und psychotische Störungen bewirken kann ist medizinisch unumstritten, die Fallzahlen der Behandlungen mit Indikation Cannabismißbrauch war in den letzten Jahren stark steigend.
Dazu hätte ich jetzt bitte erstens zumindest einen seriösen Bericht, wenn nicht gar eine Studie mit konkreten Zahlen, denn mit Behaupten herumwerfen kann ein jeder (auch bitte definieren, was du unter psycho-toxisch verstehst), und zweitens würde ich dann diese Zahlen in Relation zu der Anzahl der Konsumenten stellen. Wenn nämlich die Anzahl der Konsumenten in halbwegs gleichem Ausmaß gestiegen ist, dann bedeutet das nur, dass dem Substanzabusus von THC schlichtweg eine gewisse Tendenz zu psychotischen Ausfällen inhärent ist. Und das ist noch lange nicht auf die Substanz selber zurückzuführen, sondern kann unzählige andere Einflussfaktoren haben, von denen du die wichtigste, die Gruppendynamik beim Konsum, bereits selber genannt hast.
Gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden starke gruppendynamische Prozesse eine Rolle spielen, genau wie bei Nikotin oder Alkohol, warum ausgerechnet Cannabis da eine Ausnahme sein soll geht mir nicht in den Kopf.
Weil THC ein Psychedelikum ist, das so gut wie kein Abhängigkeitspotential aufweist
[1]. (Ob Psychedelika per se überhaupt suchterzeugend, über die Kompensation einer Neurose hinaus, sein können, ist nach wie vor Gegenstand einer breiten Debatte.) Im Gegensatz zu Nikotin und Ethanol, die beide auch somatische Entzugserscheinungen verursachen, erzeugt THC keine derartigen Symptome. Bei der in der Subkultur der Cannabiskonsumenten üblichen Verabreichungsform der inhalativen Einnahme durch einen sog. Joint wird traditionell Tabak mit den getrockneten Hanfblüten vermischt. Jegliche Studien über Marihuanabhängigkeiten müssen daher stets auf die Darreichungsform und Dosierung von THC untersucht werden. Die landläufige Meinung, Gras mache abhängig, ist ob des üblichen Mischkonsums mit Tabak absolut nicht haltbar. Schon alleine deswegen ist Cannabis eine Ausnahme. Und wenn gruppendynamische Prozesse beim Konsum einen Einfluss haben, dann mal Dir mal aus, welchen Einfluss gesellschaftsdynamische Prozesse haben.
Deine hochgelobte Eigenverantwortung klappt eigentlich so gut wie nirgends richtig gut, sonst gäbe es ja sehr wenige Übergewichtige, Alkoholkranke, Nikotinabhängige oder auch Unfalltote wegen Fehlverhaltens.
In eine Diskussion über die komplexen Wechselwirkungen, die zu Übergewichtigkeit oder sonstigen von dir beschriebenen Krankheitsbildern führen können, will ich mich hier gar nicht einlassen. Auch hab ich nicht vor, hier einen Vergleich der Substanzen anzustellen, denn das ist nicht das Thema.
Fakt ist, und das zeigen Beispiele aus (wie bereits genannt und von dir ignoriert) Tschechien
[2], Portugal
[3], den USA
[4][5], Niederlande, etc. dass eine Freigabe oder gar nur eine Entkriminalisierung weder zu einem Anstieg der Dauerkonsumenten, noch zu einem Anstieg behandlungsbedürftiger psychotischer Ausnahmezustände oder sonstigen, von den Kriminalisierungsbefürwortern an die Wand gemalten Horrorszenarien führt. Ganz zu schweigen von den positiven Auswirkungen, die eine Austrocknung des Schwarzmarktes für bis dato illegale Substanzen, auf die Gesellschaft hat (siehe matten's Posts).
Ich bin der Meinung das in bestimmten Bereichen der Staat "schützen" eingreifen muss, nicht nur um die einzelnen Menschen vor sich selbst bzw. den negativen Folgen zu schützen, sondern auch um die explodierenden medizinischen Kosten zu verhindern.
Diese Konservative Haltung hat uns seit nunmehr 100 Jahren hunderttausende Menschenleben gekostet, Milliarden an Steuergeldern verbrannt und zeigt nicht die Spur einer "Verbesserung der Situation"
[6][7]. Ganz im Gegenteil werden Menschen, die nicht "das Glück hatten", wie Du es nennst, unterdrückt und bestraft für etwas, wofür sie eigentlich Hilfe benötigen würde. Weder der Konservativismus, wie Du, Eisi, ihn hier forderst, auf dass der Staat hier regulierend und schützend eingreifend möge, noch der Liberalismus, den Du, könig, in deinen Posts stets befürwortest, haben in diesen Belangen auch nur ansatzweise einen gangbaren Weg aufgezeigt. Nein, sie haben sogar das Problem nicht nur verstärkt, sondern überhaupt erst erschaffen
[8].
Das negative Image der Pflanze Hanf hat nicht nur einer aufstrebenden Industrie Kopf und Kragen gekostet, sie hat den Hanf von den Feldern und dem Bewusstsein der Menschen verdrängt, jahrtausendealtes Kulturgut in den Untergrund gedrängt oder zerstört und die weltweite Bevölkerung in einem Glauben gelassen, der mit dem tatsächlichen Gefahrenpotential von THC original gar nichts mehr am Hut hat.
[9][10]
Dass sich heute ausgerechnet Pharmakonzerne gegen die Legalisierung stemmen, weil sie den Wirkstoff gewinnbringend in ihren Erzeugnissen unter die Leute bringen wollen, anstatt sie ihn selber anbauen zu lassen, ist nur die Folge der kapitalistischen Marktverhältnisse (insbesondere seit den 1950ern), zeigt aber nur das unheimliche Potential der Pflanze.
Ich würde es begrüßen, wenn wir hier in diesem Topic (das eigentlich eh schon far off is, von wegen interessante Dokumentation und so) zukünftig uns darüber unterhalten könnten, wie man legale wie illegale Rauschmittel, insbesondere unter dem Aspekt der weitgehenden Bedenkenlosigkeit von THC, in der Gesellschaft möglicherweise neu bewerten kann. Denn wenn wir uns erst einmal bewusst werden, welchen Einfluss auch legale Drogen auf unsere Gesellschaft haben, wenn wir uns vor Augen halten, dass der Mensch seit Anbeginn der Zeit den Rausch gesucht hat, dann können wir begreifen, dass wir hier Krieg gegen die Natur führen. Und wer nicht mit der Natur geht, der geht gegen sie. Prohibition hat niemals funktioniert.
Und bitte... Eisi, König, ich schließ mich matten an: Entweder ihr bringt's stichhaltige Argumente für eure Sichtweise, oder ihr entkräftet erst mal unsere. Alles andere zählt nicht.