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Individuelle Kohlenhydrattoleranz testen

bedee

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Die Idee, dass man seine individuelle Kohlenhydrattoleranz kennen sollte und durch Blutzuckermessungen feststellen könne hab ich aus dem Buch Strong Medicine von Chris Hardy. Der Autor empfiehlt, seinen Blutzucker eine und 2 Stunden nach einer Mahlzeit zu messen. Der Wert darf nach 1 Stunde bei maximal 140 liegen und nach 2 Stunden nicht über 120. Liegt man darüber hat man für seine Verhältnisse zu viele Carbs gegessen und sollte die Menge der entsprechenden Nahrungsmittel bei der nächsten Mahlzeit reduzieren (oder mit Eiweiß/Fett den BZ-Anstieg einer reinen KH-Mahlzeit ausgleichen).

Das ist sozusagen ein Glukose-Toleranztest allerdings mit dem Unterschied, dass man sich nicht 100g Traubenzucker in einem Getränk reinpfeift (was ja in der Praxis keiner machen dürfte, nicht mal beim Trinken von 1l Cola hat man sich so viel Glukose einverleibt) sondern Mahlzeiten testet, wie man sie bzgl. Menge und Zusammensetzung im täglichen Leben auch zu sich nimmt.

Da Strong Medicine mit das beste Buch ist, welches ich in diesem Jahr gelesen habe und ich mir eine deutsche Übersetzung vorzugsweise auf Papier wünsche (ich wüsste schon, wem ich die zum Lesen geben würde) trag ich mich schon länger mit dem Gedanken die dort empfohlenen Blutzuckermessungen an den eigenen Fingern auszuprobieren.

Zudem mich die BZ-Kurven aus Jenny Ruhls „Diet 101: The Truth about Low Carb Diets“ auch nicht in Ruhe lassen:
Sie erklärt in ihrem Buch sehr anschaulich die Blutzuckerwerte von gesunden Menschen (welche nie über 120 ansteigen, egal ob diese Person 25 oder 100 g Carbs isst) und die BZ-Kurven von Leuten mit Störungen der Blutzuckerregulation, welche aber noch nicht als Diabetiker eingestuft werden weil sie einen normalen Nüchternblutzucker- und/oder Hba1C-Wert haben. Nach den Mahlzeiten kann da der BZ bis auf 190 ansteigen und bei den üblichen 3-4 Mahlzeiten fast den ganzen Tag über 140 liegen (verursacht die von Diabetikern bekannten Schäden) oder der BZ steigt sehr stark an und fällt danach rapide ab, was die berüchtigten Heißhungerattacken verursacht. Das Ganze interessiert mich auch im Zusammenhang mit meinem lieben Mann, der seinen Nüchternblutzucker von über 100 von seinem Arzt auch nur mit „iss a bissle hoch, muss mer beobachten“ kommentiert kriegt.

Wie kommt man nun also zu seinen Blutzuckerwerten?
Nun, dazu braucht man ein bisschen Masochismus um an einen Tropfen Blut zu gelangen. Ich bin jetzt hier nicht die Erste, die als Nicht-Diabetiker sich die Finger zersticht für ein ein-Mann-Forschungsprojekt (hier nachzulesen!). Ist aber nicht soo schlimm, die heute erhältlichen Stechhilfen halten den Schmerz sehr in Grenzen (und wäre ich Diabetiker, hätte ich den Spaß ja auch!). Die Blutmessgeräte sind auch nicht so teuer, ich habe meines z.B. im Rahmen einer Aktion meiner Apotheke geschenkt bekommen, zusammen mit 2 (!) Stechhilfen. Für Lanzetten und Teststreifen muss man dann nochmal 30-40 Euro rechnen und kann damit 50 Bestimmungen durchführen.

Ich habe also die ersten Messungen durchgeführt und war von denen erst mal ziemlich enttäuscht:
BZ nach einem High-Carb-Frühstück nach einer Stunde 90, nach 2 Stunden auch 90. WTF? Mein Blutzucker hat sich von allen Mahlzeiten 1 oder 2 Stunden danach wenig beeindruckt gezeigt. Den höchsten Wert hatte ich mit 112 nüchtern am Morgen nach einer meiner berüchtigten schlaflosen Nächte.

OK, das kann ich jetzt glauben mich zum Carb-Monster erklären und in in Zukunft alles an Leckereien in mich reinstopfen was kurz vor Weihnachten so rumläuft [img19]

ODER: ich nehme meinen freien Tag und erforsche das etwas gründlicher. Schließlich hab ich 10 Finger und an jedem Finger mehrere Seiten >:D.

Das Diagramm ist noch nicht fertig, hat aber schon für erste Überraschungen gesorgt.Bis denne…..
 

bedee

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So, da ist meine versprochene Blutzuckerkurve vom 4.12.15:

BZ-4-12-15.jpg
Ich geh die Punkte mal nacheinander durch:
Ein Nüchternblutzucker von 96 ist für mich realtiv hoch, normalerweise lieg ich 10 bis 20 Punkte drunter. Habe um 4:50 den Wecker weggedrückt und bin um 6:15 mit einem Ruck aufgewacht. Könnte also ein Adrenalinschub gewesen sein.

Der Maximalwert von 176 nach dem Frühstück hat mich schon etwas erstaunt, besonders da ich mit knapp 40 g KH jetzt nicht so sehr hoch lag (mit Brötchen und Kuchen komm ich locker in den dreistelligen Bereich). Vielleicht waren es aber auch die gekochten Haferflocken. Wäre interessant zu wissen ob dieselbe Zusammensetzung mit einer anderen Zubereitung (Haferflocken nur quellen lassen und Apfel roh) eine andere Kurve gibt.

Besonders geschockt hat mich aber der Absturz nach dem Höchstwert: 82 mg/dl runter in einer halben Stunde muss man erst mal schaffen! Das muss ein ganz schöner Schwall an Insulin gewesen sein (und ich hab mich nach dem Frühstück auch ziemlich nach Zuckerschock angefühlt!). Frau Ruhl sagt in ihrem Buch, dass ein schnelles Absinken (und mit schnell meint sie 60 mg/dl pro Stunde!) zu Hungersignalen führen würde. Das kann ich definitiv bestätigen: schon ab 8:30 gings mit dem Hunger aufwärts.

Die 100 g Carbs zu Mittag (die Hälfte davon in 500 ml Cola) scheinen den BZ nicht mehr so wewit hoch getrieben zu haben. Auch wenn man das nicht so genau weiß, vielleicht hab ich den Höhepunkt auch nur verpasst?

Und am Abend hättens eigentlich nicht so viele Carbs/Kalorien werden sollen. Ein halber Liter Saft und der Schokonikolaus haben mir ganz schön die Bilanz versaut.

Was hab ich für mich aus dem Experiment gelernt?
- mein Blutzuckermanagement ist nicht ganz normal, sollte ich dran arbeiten.
- die BZ-Abstürze auf der Kurve zeigen mir die physiologische Ursache für mein dauerndes Hungergefühl
- der BZ-Wert ist nach dem Frühstück immer am höchsten, das ist scheinbar normal weil nach dem Aufstehen die Insulinresistenz größer ist als später am Tag (kann man nachlesen, hab ich aber noch nicht gewusst und ich hätte auch nicht danach gesucht, wenn bei mir der erste Peak nicht so hoch gewesen wäre

--> in Zukunft keine Carbs zum Frühstück! Wenn der BZ nicht so hoch steigt, kann er auch nicht so tief fallen und das erste (unnötige?) Hungersignal am Tag fällt weg. Hab ich zwar schon oft gehört und gelesen aber die ERkenntnisse aus eigenen Experimente sind sehr viel überzeugender!

- die Vorgehensweise aus Strong Medicine (= BZ messen jeweils 1 und 2 h nach dem Essen) erkennt zwar Leute mit länger hohem BZ (Prädiabetes), aber nicht die mit BZ-Abstürzen wie bei mir. Außerdem sollte man die 1h nach dem Essen ab dem ersten Bissen rechnen. Die ersten KH gehen nämlich schon beim Kauen ins Blut und der Höchstwert sei nach Ruhl meistens nach 45 Min. erreicht

Was weiter?
- Ich könnte das Blatt mit der BZ-Kurve mal meinem Arzt oder Apotheker zeigen, würde mich interessieren was die davon halten.
- Ich könnte den nächsten freien Freitag für das Erstellen einer BZ-Kurve mit Low-Carb und mehr als einem Training nutzen (muss mal meine Fingerchen fragen, was die davon halten?)
- Ich könnte das BZ-Verhalten von weiteren Mahlzeiten abklären. Geht verm. mit weniger Messungen ab, ich weiß ja jetzt dass 1h nach Mahlzeitende der BZ bei mir schon wieder unten ist.
- Es wäre interessant zu erfahren, ob der BZ nach Alkohol auch bei mir runter geht (ein Viertele Rotwein am Abend, ca. 2-3 Stunden nach dem Abendessen?)
- Und wie sieht das mit Kaffee aus? Damit müsste ich mich aber beeielen damit ich das noch vor dem nächsten Koffeinentzug hinkriege.
- BZ-Messung bei Migräneanfall, Hitzewallung oder während einer schlaflosen Nacht.

Sooo, das wars fürs Erste. Bin gespannt auf eure Kommentare oder Anregungen.....
 

pfitschipfeil

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Vielen Dank für deine sehr interessanten Beiträge!

Mit Anregungen kann ich leider nicht dienen, aber ich werde auf jeden Fall schauen, dass ich deine Tipps umsetze.
 

Wursti

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Cooles Ding.

Versuche für dich:

- Intervalltraining auf nüchternen Magen (am Morgen) --> Tabata auf dem Ergo (keine Impact Sachen wie Burpees)
- Deutlich mehr Protein zum Frühstück
 

bedee

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Hi Pfitschipfeil,
was willst du denn umsetzen und lässt du uns wissen, was dabei herauskommt?

@Wursti:
Danke für deine Tipps!
Habe mir schon länger überlegt gleich nach dem Aufstehen das Ergometer zu nutzen und die Lichtdusche davor zu stellen. Hast mir den nötigen Schubs gegeben.
Aber warum keine Burpees? Hab doch noch nirgends erzählt, dass ich Burpees am Morgen letztens probiert habe und die sich irgendwie ungut anfühlen.....
Und was versethst du unter "deutlich mehr" Protein? Sind 30 g immer noch zu wenig?
 

bedee

Team Ernährung
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Neugierig wie ich bin hab ich am Sonntag auch noch ein paar Messungen gemacht: nach dem Ergometer auf nüchternen
Magen und nach einem Frühstück mit weniger Carbs und mehr Protein als beim ersten Versuch. Anbei das Foto der Kurve (= dicke rote Linie, Foto ging am Schnellsten, muss ich mich nicht einscannen und umwandeln rumplagen):

IMG_3677.JPG

Was mir hier auffällt:
-der BZ erhöht sich durch das Training, hätte ich eigentlich anders erwartet. Stresshormone?
-der BZ nach einer Mahlzeit mit weniger Carbs und mehr Protein steigt weniger stark an, was so auch zu erwarten war. Nicht erwartet habe ich einen so geringen Anstieg.
-der BZ-Abfall nach der Mahlzeit ist genauso schnell wie beim ersten Versuch. Der Wert ist zwar nicht so hoch gestiegen und konnte demzufolge auch nicht so stark abfallen, die Steigung der Kurve zwischen Messwert 3 und 4 stimmt aber mit dem ersten Versuch überein.

Überlegungen:
Vermutlich, nein sicherlich (!) zeigt die Kurve nicht das wahre Geschehen da die einzelnen Messpunkte zeitlich auseinanderliegen (geht ja nicht anders mit den BZ-Messstreifen und für jeden Wert einmal pieksen). Wenn ich mal annehme, dass der höchste Wert nach dem Frühstück höher liegt und ich den tiefsten Wert auch nicht erfasst habe und mir durch die Messpunkte eine Kurve male, wie sie nach meinen Kenntnissen auch sein könnte: dann kriege ich ein wunderhübsches Bildchen von einer Gegenregulation (Somogyi-Effekt?)
Wäre auch interessant, den Insulinspiegel zu wissen......
 

Wursti

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Hi Pfitschipfeil,
was willst du denn umsetzen und lässt du uns wissen, was dabei herauskommt?

@Wursti:
Danke für deine Tipps!
Habe mir schon länger überlegt gleich nach dem Aufstehen das Ergometer zu nutzen und die Lichtdusche davor zu stellen. Hast mir den nötigen Schubs gegeben.
Aber warum keine Burpees? Hab doch noch nirgends erzählt, dass ich Burpees am Morgen letztens probiert habe und die sich irgendwie ungut anfühlen.....
Und was versethst du unter "deutlich mehr" Protein? Sind 30 g immer noch zu wenig?
1. Ich lese dein Tagebuch und es fehlt dir an "fast-twitchigkeit". Das heißt fast immer auch, dass du am Morgen etwas länger brauchst, um hohe Kräfte gleich am Morgen zu generieren. Deswegen musst du solche Dinge eher zwischen 16 und 20h planen. (Circadiane Rhythmik)
2. Jetzt, wo du gemessen hast, sind 30g gut. Ich hätte auf Basis deiner alten Werte (16g Protein) zwischen 30 und 40g gesagt.

Ich vermute, dass deine Stressantwort zu gering ist, weshalb dein Körper nicht sehr gut gegen die Hypoglykämie steuert. Probier mal als erstes nach dem Aufstehen:

Den Saft einer ausgepressten Zitrone + 1/4 TL Meersalz (auf jeden Fall umraffiniert)

Außerdem könntest du mit L-Tyrosin supplementieren. Wäre witzig zu sehen, welchen Effekt das hat. (vor allem vom Befinden her)

Der sehr viel geringere Anstieg durch die Veränderung liegt daran, dass du durch mehr Protein zwei Dinge veränderst:

1. Mehr Insulin (Protein ist hochinsulinogen)
2. Weniger Carbs

Dein Blutzucker steigt sehr viel geringer an, weil deine Mahlzeit insulinogener und weniger verwertbare Glucose enthält. Außerdem hast du deine Insulinsensitivität durch das vorherige Tabata deutlich gesteigert. Das Laktat hilft beim Glucosestoffwechsel zusätzlich. (so ähnlich wie Fructose)
 

sweetpotato

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Das ist echt geil, ich werde es auch mal ausprobieren. Ich habe schlechte KH Toleranz (Erfahrung), aber mittlerweile geht es mir besser. Woran es liegt hab ich keeeeine Ahnung :D
 

bedee

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1. Ich lese dein Tagebuch und es fehlt dir an "fast-twitchigkeit". Das heißt fast immer auch, dass du am Morgen etwas länger brauchst, um hohe Kräfte gleich am Morgen zu generieren. Deswegen musst du solche Dinge eher zwischen 16 und 20h planen. (Circadiane Rhythmik)
Ja, hast recht. Ich bin am Morgen definitiv schwächer und brauche ne lange Anlaufzeit aber beim "hohe Kräfte generieren" bin ich auch Abends nicht so gut [img4]

Ich vermute, dass deine Stressantwort zu gering ist, weshalb dein Körper nicht sehr gut gegen die Hypoglykämie steuert.
Wie kommst du darauf? Ich hab immer gedacht, dass ich ein Problem mit zu häufiger und zu starker Stresshormonausschüttung habe und hätte jetzt auch mein Aufwachen in den frühen Morgenstunden auf einen "Adrenalinschub" zurückgeführt.

Eigentlich wird mir erst durch das Brüten über meine eigenen BZ-Kurven bewusst, dass auch das Essen Stress verursachen kann. Ich denke, dass bei mir die erste Insulinantwort nach einer Mahlzeit eine Spur zu spät kommt und dann auch noch zu hoch ausfällt. Könnte daran liegen, dass ich vorher nicht gerade Low Carb unterwegs war (wäre interessant zu wissen, wie das nach einer Zeit mit LC ausfallen würde) oder auch meinen Jahrzehnten als Carbjunkie. Mein Standardfrühstück als Twen bestand aus einem halben Liter Cola und einem Berliner (= Krapfen oder 1 Stück Fettgebäck wie es immer auf dem Kassenzettel stand). Ich hab mal behauptet, dass hätte mir nichts ausgemacht woraufhin ein schlauer Mann mal geantwortet hat: "woher willst du das wissen? Nur weil du dünn geblieben bist?" Hmmm, wer weiß, was mir das auf lange Sicht angetan hat. Oder meiner Tochter....

Dein Blutzucker steigt sehr viel geringer an, weil deine Mahlzeit insulinogener und weniger verwertbare Glucose enthält. Außerdem hast du deine Insulinsensitivität durch das vorherige Tabata deutlich gesteigert. Das Laktat hilft beim Glucosestoffwechsel zusätzlich. (so ähnlich wie Fructose)
Da habe ich nicht dran gedacht, zudem verm. ein Viertel der Carbs bei dieser Mahlzeit aus Fructose bestanden hat:

IMG_3675.JPG

Wie genau sich Laktat und Fructose auf den Glucosestoffwechsel auswirken muss ich noch weiter erforschen, finde ich spannend.
 

bedee

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So, hier hab ich noch die bis auf den Schoki-Peak eher langweilige Kurve vom letzten Freitag (11.12.15):

11-12-15.jpg

- die 15 Min Ergometerintervalle im nüchternen Zustand erhöhen den BZ um 10 Punkte, danach passiert scheinbar nicht mehr viel
- ein 400 Kcal-Frühstück aus Eiern/Käse lässt bei mir den BZ kalt (auch wenn noch ne halbe Orange dazu kam)
- Mittagessen war mit Lachs, Brokkoli und Möhren-Orangen-Salat ziemlich Low Carb
- die Wirkung von Zucker ist natürlich bekannt (die 4 Pralinen haben mich halt aus dem Hinterhalt angesprungen)
- Abendessen (Zwiebelbaguette mit Leberpastete) scheint auch keine große BZ-Schwankung verursacht zu haben.

Ich habe auch schon versucht, Mahlzeiten mit einer BZ-Messung nach 45 Minuten zu beurteilen. Da weiß ich aber nicht so recht, was ich mit dem Einzelwert anfangen soll:
Frühstück + 45 min: BZ=75 (arg niedrig für nach dem Essen, war aber LC)
Mittagessen + 45 min: BZ=125 (plausibel, waren paar Kartoffeln dabei)
Kaffee mit Rosinenbrötchen + 45 Min: BZ=103 (hier hätte ich definitiv mehr erwartet)

Und wie hab ich letztens in einem schlauen Buch gelesen: "keine Verhaltensänderung = nix gelernt".
Was heißt, dass ich meine Erkenntnisse aus den BZ-Kurven in Handlungen umsetzen muss bevor ich behaupten kann, ich hätte daraus was gelernt :rolleyes:
Aber warum nur ist das bei der Ernährung so schwer?
 

Wursti

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Bei Ernährung ist es so schwer, weil es kaum Operationalisierungen gibt.

Der Game-Changer für dich ist das Intervalltraining. Meine Empfehlung, sollte nicht überraschen, ist: Kälteexposition. Sehr langsam eingeführt. Nicht nach dem Krafttraining. Vorzugsweise nach dem Intervalltraining, aber sehr langsam. Das sollte deine Insulinsensitivität für den Tag erheblich verbessern und auch Probleme einer möglichen Low(er)Carb-Ernährung ausgleichen. + 3-5min in den Himmel gucken, sobald die Sonne aufgeht.
 

bedee

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Operationalisierung musste ich jetzt nachschauen (ich hoffe, ich habs so halbwegs verstanden!)
Das mit der Kälte würde ich gerne am Abend beibehalten weil das meinen Schlaf unglaublich verbessert. Ob sich dadurch aber am folgenden Tag was an der Insulinsensitivität kann ich mir eher nicht vorstellen.
 

Wursti

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Achso. Ich meine, dass man nur wenig direkte Handlungsanweisungen findet. Also nicht direkt sagt: A liegt vor und nun hast du Optionen B-D
 

bedee

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Danke für die Erklärung.
Ich hätte des eher andersrum aufgezäumt: man probiert die Optionen B, C und D und weiß nicht so recht, ob sich an A was ändert.
Mit dem Blutzucker hat man zumindest einen Wert mit dem man den Einfluss von verschiedenen Mahlzeiten oder sonst. Aktionen (Intervalltraining) abschätzen kann. Auch wenn der BZ bestimmt nicht das ganze Bild ergibt...
 

Wursti

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Ach. Das natürlich auch. Ich verlasse mich (noch) auf Studien und entsprechendes Körpergefühl. Kurzes Intervalltraining auf gefasteten Magen ist ein einfacher Trick, um deine metabolische Flexibilität akut für den Tag deutlich zu verbessern. Deswegen mein Ratschlag mit der Morgenroutine. Der erhöhte Blutzucker ist in dem Fall sogar etwas positives, weil du eine gute Energieverfügbarkeit mit ganz kleinen Spitzen kombinierst. Im Schnitt sinkt der Spiegel dann.
 

styropor

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Kurzes Intervalltraining auf gefasteten Magen ist ein einfacher Trick, um deine metabolische Flexibilität akut für den Tag deutlich zu verbessern
Hat mir ein plastischer Chirurg mit dem ich mal ins Plaudern gekommen bin auch so gesagt.
 

Angren78

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Bedee, ich verstehe Dein Problem nicht. Du hast weder einen abnormalen Nüchternblutzucker noch eine abnorme Werte nach einer Mahlzeit.

Ob Du eine Insulinresistenz hast, wird Du so nie feststellen, weil Du den wichtigsten Parameter, das Insulin, nicht misst. Der Blutzucker ist nur ein
schwaches Abbild von dem, was in Deinem Körper vorgeht.

Wenn Du eine Insulinresistenz vermutest, lass lieber im Labor ein HOMA-Index oder ein Insulin-Sensitivitäts-Index (nach Matsuda) machen.
Dann hättest Du eine (einigermaßen) valide Aussage...
 

bedee

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Tja, was ist jetzt mein Problem? Ich versuche das mal zu vermitteln:

- Ich bin zu fett für meinen Körperbau (mit ein paar weiteren Problemen wie z.B. Blutdruck und Cholesterin)
- Vermutlich fress ich zu viel......[img28]
- Warum ess ich so viel? Weil ich auch immer Hunger habe (und nicht Frust, Langeweile oder Fresslust wie meine Kollegin immer behauptet!)
- Das Alter ist mit Sicherheit auch ein Problem (nix funktioniert mehr wie früher, vor allem nicht das Sättigungsgefühl)
- Ich glaube, dass ich ein Problem mit den Stresshormonen habe (und schon immer ein aufgeregtes Nervenkostüm....)
- Ich habe über 55 Jahre Very High Carb hinter mir (und obwohl ich die letzten Jahre versuche, die KHs in Grenzen zu halten, schlägt die Gier nach Carbs immer wieder durch)
- Ich habe vermutlich zu viele LC-Logi-Paleo-Keto-Bücher gelesen (wäre vielleicht besser ich würde mir einen Guru suchen und dann einfach glauben und machen....)

Beim Arzt hab ich mir noch keinen abnormen Nüchternblutzucker abgeholt, lediglich nach einen meiner berühnmten schlaflosen Nächte hatte ich 112 (nach 12 Stunden nix essen, nur Wasser und 2 Kopfschmerztabletten. Würde mal gerne wissen wie DAS funktioniert....)

Ob Du eine Insulinresistenz hast, wird Du so nie feststellen, weil Du den wichtigsten Parameter, das Insulin, nicht misst. Der Blutzucker ist nur ein
schwaches Abbild von dem, was in Deinem Körper vorgeht.
Ja, ich würde gerne wissen, was in meinem Körper vorgeht. Das der BZ nur ein schwaches Abbild ist, ist mir klar (und dass ich auch bei 20 Messungen am Tag nur eine ungenaue Kurve kriege, weiß ich auch. Der Blutzucker ist doch sehr dynamisch....). Aber den BZ kann ich mit relativ wenig Aufwand selber messen und schließlich habe ich bei den 20-Messungen-pro-Tag interessante Informationen erhalten: der rasante Anstieg und Abfall nach einem für mich eher Carb-armen Frühstück hat mich sehr überrascht (nennt sich relative Hypoglykämie und erklärt die Hungersignale. Außerdem bin jetzt davon überzeugt: Essen macht Stress.)

Und ja, du gast recht: Insulin wäre gut zu wissen (auch wenn ich nicht glaube, dass das jetzt der wichtigste Parameter ist oder dass ein Messpunkt genügend aussagt)

Wenn Du eine Insulinresistenz vermutest, lass lieber im Labor ein HOMA-Index oder ein Insulin-Sensitivitäts-Index (nach Matsuda) machen.
Dann hättest Du eine (einigermaßen) valide Aussage...
Und nochmal Danke für diese Infos. Werde mich mal schlau machen (obwohl ich nicht weiß ob mein Arzt da mitspielt, auch wenn der recht aufgeschlossen ist)
 

Angren78

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...
Beim Arzt hab ich mir noch keinen abnormen Nüchternblutzucker abgeholt, lediglich nach einen meiner berühnmten schlaflosen Nächte hatte ich 112 (nach 12 Stunden nix essen, nur Wasser und 2 Kopfschmerztabletten. Würde mal gerne wissen wie DAS funktioniert....)
Das ist zum Glück einfach: Durch den Stress hast du vermehrt Cortisol und Katecholamine ausgeschüttet,
dass sorgt für eine Verstärkung der Glykogenolyse und Glukoneogenese. Dadurch hattest Du ein "ungewöhnlich hohen" Blutzucker. Völlig normal und in übersteigerte Version nennt man es Dawn-Syndrom.

Und ja, du gast recht: Insulin wäre gut zu wissen (auch wenn ich nicht glaube, dass das jetzt der wichtigste Parameter ist oder dass ein Messpunkt genügend aussagt)
Das Problem mit dem Blutzucker alleine ist, dass der Blutzucker von so vielen Umständen abhängt.
Blutzucker ist nur ein Problem, wenn er dauerhaft zu hoch ist und sich zu viele "Advanced Glycation Endproducts" (AGE) bilden. Ein vernünftiger Blutzuckerspiegel ist eine Voraussetzung für das Leben. ;)

Eigentlich willst Du wissen, wie gut Deine Insulinsensitivität ist, d.h. wie gut dein Körper auf Insulin anspricht.
Wobei ich bei deinen Auswertung eher erwarten würde, dass Deine Insulinsensitivität gut ist.

Deshalb und auf Grund der anderen Symptomen, die Du noch im Text geschrieben hast, würde ich eher
vorschlagen, dass Du dich vorrangig um Deinen Stress kümmern solltest.

So eine Kombination aus Yoga, extensives Ausdauertraining (niedrige Intensität) und pflanzliche Extrakte (Melisse, Ashwagandha etc.)

Vielleicht solltest Du auch mal Deine Schilddrüse prüfen lassen. Vermutlich hast gehst Du regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung und Du kennst Dein TSH-Wert? Hast Du ein TSH von >2 mU/l lohnt es sich, das Du ihn gesondert im Auge behältst. (Hypothyreose äußert sich manchmal als Stress.)
 
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