AW: Fasten
Lieber Simon gerne berichte ich dir von meinem Fasten. (Auch allen Anderen die es interessiert)

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Motivation? Ich war damals an einem Punkt, wo mir mein Essen einfach nicht mehr schmeckte.
Das Gefühl, als nähme ich Karton in den Mund.
Eine komplette Abgestumpftheit der Sinne,meiner Wahrnehmungen.
Meine Kinder waren noch klein, 6 und 7, ich war 37 Jahre und privat an einem Punkt, wo ich ahnte, bald kommte eine große Umwälzung auf mich zu.
Mein geliebter Vater war gestorben und hinterließ eine große Lücke in meinem Leben.
Ich hatte auch bereits , wie Renate, Lützners Buch gelesen, aber immer schon indische Heilige bewundert,andere Kulturen, in denen das Fasten als Katharsis gilt.
So war meine Neugier geweckt.
Ich machte damals eine Mutter-Kind-Kur an der Nordsee und die Jungs waren essenmäßig versorgt,hatten Schule dort und ich war ein paar Std.für mich und unbelastet.
Das Fasten begann ich mit einem Tag, an dem ich nur trank und eine Gemüsesuppe aß, gegen 17.00.
Danach das berühmte Abführen mit Glaubersalz, grauseliger Geschmack, den der dortige Kurarzt mir mit einem Rat leichter machte: Das Glaubersalz in einem halben Becher Apfelsaft auflösen, dann in einem Ruck hinunterstürzen und viel Wasser hinterhertrinken.Es ging, urghhhhh.
Kurz danach begann ein Rumoren im Gedärm, als wären da Tsunamis und Erdbeben gleichzeitig am Werke

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Ohne dies jetzt hier episch ausführen zu wollen, hatte nicht ahnen können,
wieviel in den Därmen drin ist und
wieviel weggeht.
Nach circa 2 Stunden war alles gereinigt ud eine wunderbare Leere entstand im Körper.Auch mental. Ich schlief herrlich.
Am nächsten Tag gab es zum Frühstück Tee,etwas Molke (wer mochte).
Ich saß mit den Anderen zusammen,ja da spürte ich noch Lust zu essen.
Mittags ein Teller Bühe, die aber fast nur Wasser war, mit einem erahnbaren Gemüsegeschmack, Tee,Wasser.....meine Jungs akzeptierten, als ich sagte ich wäre nicht krank, sondern würde sein wollen, wie ein indianischer Häuptling

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So ging es weiter! Am 2.Tag war der Hunger wundersam
komplett weg.
Der Kaffee gehlte mir etwas aber ich trank viel Tee.Ging stundenlang am Strand spazieren.
Am 3.Tag kam eine tiefe Ruhe über mich.Ich fühlte eine Stärke, Klarheit und einen tiefen Frieden.Sprach mit meinem Vater, dankte ihm.....
Von da an Simon, gab es keinen Hunger mehr.Wie leicht das war.Herrlich.
Der Körper war nicht mit Arbeit-Verdauen-beschäftigt,und mein Geist
war frei..
DA lag die Gefahr bei mir.
Eine Abgehobenheit.Sich besser fühlen, als die Masse, die aß.
Gereinigt.Irgendwie heilig.Einer puren Kaste zugehörig.
Für sowas bin ich anfällig.Zu Extremen neigen.Im Sport und körperlich.
Wenn ich etwas
will, wirklich will,lege ich mir harte Bandagen an.
Aber so wohl körperlich hab ich nie mehr gefühlt, wie damals.
Ich hätte noch eine Woche dranhängen können.
Man könnte süchtig werden danach, und ich kann Anorektiker verstehen, denen das Essen einfach nicht fehlt.
Unglaublich, wie lange der Körper von seinen Reserven leben kann.
Am 3.Tag hatte ich starken Körpergeruch, duschte mehrmals, aber dann, keinen Geruch,alle 3 Tage ein bißchen Verdauung, wenig, geruchlos.....
Was der Körper alles leisten kann!!!
Es könnte süchtig machen, den Geist so pur und klar erleben,Visionen und Träume....
Leistungsfähig war ich auch...machte Gymnastik und joggte 30 min.täglich!
Mehr durfte ich nicht, vom Arzt her!
Ich nahm 5 Kilo ab.Aber das war nicht mein Ziel gewesen.
Sondern das mentale "Abnehmen", Ballast abwerfen.
Ich fühlte mich göttlich, in allen Sinnen.Kein Wunder, daß das Fasten einen solch hohen Stellenwert bei Religionen einnimmt!
Am 14.Tag war das Fastenbrechen angesagt.Fast tat es mir leid.

Ich bekam einen Apfelschnitz....lutschte daran...aß ein kleines Stückchen....
So einen klaren Genuß habe ich seither nicht mehr erlebt!
An diesem Tag gab es nur eine kräftige Gemüsesuppe.....
dann ein allmähliches Anschleichen an alle Lebensmittel......
Abschließend kann ich sagen: Eine wunderbare Erfahrung! Ich möchte es irgenwann nochmals wiederholen.Es ist wie ein
RESET für den Körper und die Sinne,den Geist.
Zm Abnehmen taugt es mM nach nicht.Ich verlor - sichtbar- Muskelmasse, wurde hager.....Ein hartes KT hätt ich nicht gepackt, auch keine Stunde laufen.....
Es ist etwas Mentales, ein Sich-Herausziehen aus Allem.Ja,
eine Art Vegeistigung! Ein Verlassen des Körpers!!!
Doch ich fand es wunderbar und werde es noch einmal tun.
Bin mir aber der Gefahr bewußt, daß es mir zu gut gefallen könnte.....
Lieber Gruß Rina