AW: Vom Hobby zum Beruf
Als "normaler" Fitness-Trainer sicherst Du langfristig bestimmt kein ordentliches Auskommen. Wie oben schon beschrieben, sind das eher 400 Euro Jobs etc. mit einen Stundenlohn, der - wenn als Vollzeit gedacht - nach Steuer und Sozialversicherung echt nicht mal die Anfahrt ins Studio lohnt. Ausnahmen gibt es natürlich überall, vor allem wenn Du dann auch in der Verwaltung landest und das parallel machst und in einer großen Kette, ggf. in mehr als einem Studio tätig bist, aber hier wirklich weit zu kommen als Angestellter, ist nicht so leicht. Die meisten Trainer machen das dann tatsächlich auch nebenbei oder finanzieren ihr Studium damit zusätzlich.
Mit den "Ausbildungs"-kosten geht man in der Regel in Vorleistung, vor allem wenn man Quereinsteiger ist. Mittlerweile gibt es ja Ausbildungen wie Sport- und Fitnesskaufmann etc. in diesem Bereich, die meines Wissens eine Trainerlizenz beinhalten, aber das ist wohl eher was für sehr junge Leute direkt nach der Schule und nichts für jemanden, der bereits eine Ausbildung hat.
Desweiteren sind die Trainerlizenzen meiner persönlichen Meinung nach nicht das Geld wert, das man dafür hinlegt, und zwar völlig egal, bei welchem Institut man das macht, und staatlich anerkannt - quasi als Beruf - sowieso nicht. Als Basis ok, aber dafür sind sie zu teuer, das Fachwissen, was man als Trainer hinterher wirklich braucht, sollte weit darüber hinausgehen, und das lernt man an 4-5 Wochenenden leider nicht. Bedenke, dass eine Trainerlizenz im Prinzip gar nichts ist. Da kann auch ich Dich schulen und eine Urkunde danach ausstellen, die ist prinzipiell genauso viel wert. Es ist nur eben so, dass Studiobetreiber i.d.R. das Vorliegen einer Lizenz eines der bekannten Ausbildungsinstitute erwarten, sonst kommst Du nicht rein, aber ich habe den Eindruck, dass viele Fitness-Trainer noch nichtmal das haben...
Als Kursleiter/in für z.B. Aerobic, Indoor Cycling oder Rückenstunden lässt sich eher Geld verdienen, da bewegt sich der Stundensatz im Mittel um 25-30 Euro, aber das wird meistens über freiberufliche Trainer abgewickelt, die das dann als Selbständige abwickeln, und bedenke dass Du keine 6-8 Stunden am Tag Kurse leiten kannst, da gehst Du nach einem halben Jahr auf dem Zahnfleisch...
Ich persönlich habe vor vielen Jahren etliche Trainerlizenzen gemacht und als ersten Schritt eine Teilselbständigkeit in diesem Bereich "gelebt", also vorsichtshalber den Hauptberuf beibehalten. Das war eine nette Zeit mit gutem Zusatzverdienst, und es hat mir persönlich viel gegeben. Ohne sehr viel Idealismus, Kontakte, Werbung, einem bekannten Namen und Kundenakquise ist es aber - so mein Empfinden - kaum möglich als Personal Trainer auch nur annähernd so viel und sicher Geld zu verdienen wie in einem "seriösen" bzw. normalen Job. Ich persönlich habe das hauptsächlich deswegen aufgegeben, weil mir die Freude daran langsam verloren gegangen ist und ich selbst kaum noch zum eigenen Training gekommen bin. Meine Klienten wurden quasi immer fitter und ich habe abgebaut, weil ich von einer Stunde zur nächsten gehechelt bin und mich auch bei Krankheit etc. gezwungen habe, die Termine einzuhalten - als Selbständiger eben ein Problem, denn bist Du krank, fließt kein Geld und die Kundschaft bleibt irgendwann auch nicht mehr treu.
Ich würde jedem, der Spaß an diesem Bereich hat, aber bereits in einem anderen Beruf arbeitet, empfehlen das mal nebenbei als Hobby zu betreiben und sich das ganze Umfeld der Branche mal ausgiebig anzuschauen, bevor er sich entscheidet, beide Beine komplett auf diese Basis zu stellen. Schlussendlich gibt es wenige Glückliche, denen ihr Hauptberuf Spaß macht. Aber Spaß kann man auch in der Freizeit finden, sozusagen als Ausgleich
Trotz aller Kritik meinerseits ist dieser Bereich für jemanden, der gerne mit Menschen arbeitet, Spaß am Training hat und sich gut verkaufen kann, und wirklich gewillt ist, etwas zu lernen anstatt nur ständig vorgekautes zu wiederholen, eine tolle Erfahrung. Nur wie gesagt, ob ich mein Leben darauf aufbauen würde, mit sämtlicher Planung wie Haus, Garten und Familie, das würde ich mir mehr als zweimal überlegen!
Grüße,
Peer