AW: Kraftsport und Knochendichte
de-fortis schrieb:
Hier verlagern sich die Osteozyten durch Osteblasten- und Klasten Tätigkeit um
Davon hab ich noch nie was gehört. Die Osteozyten sind meines Wissens Osteoblasten, die „eingemauert“ werden (vgl. z.B. [1][2]). Da lagert sich nix mehr um.
Kurz in äußerst groben Stichpunkten:
Belastung => Knochen wird Mikrogeschädigt => Osteoklasten bauen Schädigung ab => Osteoblasten bilden Matrix in der von den Osteoklasten gefrästen Lakune (Howship-Lakune) => Matrix wird Mineralisiert.
Dabei werden ca. 10% der Osteoklasten mit eingebaut, welche sich dann zu Osteozyten wandeln (vgl. z.B. [1][2]).
bedee schrieb:
Habe letztens mal gelesen (Apothekenblättle), dass querschnittsgelähmte Menschen innerhalb von 2 Jahren 70 % ihrer Knochenmasse an den Beinen verlieren würden. Dieser Wert hat mich wirklich überrascht, dass der Zug der Muskeln soviel zum Knochenaufbau beiträgt, hätte ich jetzt nicht gedacht.
Nicht nur der Zug, auch die Schwerkraftsbelastung des Gehens, etc. Genauso verliert man einiges an Knochenmasse, wenn der Arm ein paar wenige Wochen eingegipst war. Dies ist auch einer der Gründe, warum man heute ungern gipst, sondern andere, „beweglichere“ Versorgungen von Brüchen vornimmt.
bedee schrieb:
In einem anderen Buch (Lore of Running) werden Studien beschrieben, nach denen eine überdurchschnittliche Knochendichte bei Sportlern lediglich in den beanspruchten Knochen festgestellt wurde: Bei Radlern sinds die Beine während die Werte der Arme sich nicht von denen untrainierter Personen unterschieden.
Gewichtheber standen am besten da: Starke Knochen von oben bis unten.
Mir ist es jetzt zu spät, um die Studien/Quellen alle raus zu suchen.
Kurze Zusammenfassung: Es gibt mehrere Einflüsse auf die Knochendichte, vor Allem
- Hormone
- physische Belastung
Schon durch geringste Verbiegungen des Knochens werden an bestimmten Zellen (v.A. Osteoklasten, Osteoblasten, Osteozyten) Calciumabhängige Ionenkanäle aktiviert, welche Umbauvorgänge im Knochen einleiten (vgl. z.B. [2]). Auf der hormonalen Ebene finden sich (auf der anabolen Seite) v.A. Calcitonin, Parathormon (wenn es in "peaks" auftritt), Vitamin-D3-Hormon. Auf der katabolen Seite findet sich v.A. das Cortisol wieder.
Von den Sportarten ist es (sofern ich mich recht erinnere) am günstigsten, kurzfristige hohe Belastungen zu haben, wie es z.B. bei Gewichthebern der Fall ist. Auch Impactbelastungen (wie z.B. beim schnellen Richtungswechsel in Ballsportarten) sind exzellent für die Knochendichte. Natürlich gilt auch beim Knochen: nur die beanspruchten welchen profitieren.
Ausdauersport ist eher weniger geeignet, um Knochendichte aufzubauen. Am schlechtesten dran sind reine Leistungsschwimmer: eine vom Körpergewicht entlastete Sportart und zusätzlich die stark katabole Hormonlage setzen der Knochendichte zu.
Bei der Trainingsintensität gilt bezüglich des Knochens: „Viel hilft viel“. Laut dem Frost-schen Modell des Modelings/Remodelings liegt die optimale Belastung für den Knochen zwischen ca. 1000-3000 Microstrain.
Bodycounter schrieb:
Zum Punkt Ernährung: Gibt es bestimmte Nährstoffe, die für den Knochenaufbau wichtig sind und auf die man achten sollte?
Man sollte auch darauf achten, was nicht zu essen ist (die in der Öffentlichkeit oft so genannten „Calciumräuber“). Dies sind v.A. Phosphathaltige Nahrungsmittel (Salami, Spinat, Cola, ...) welche das Calcium im Darm binden und somit dem Körper „abspenstig machen“. Daher gilt die Empfehlung, zwei Stunden vor und nach Verzehr von Calciumreicher Kost (bzw. dem Konsum von entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln) solche Nahrungsmittel zu meiden.
Was enthält viel Calcium? 100g Emmentaler enthält ca. 1000mg Calcium (ich glaube mich an eine tägliche Aufnahmeempfehlung von 1200mg erinnern zu können). Insgesamt sind Milchprodukte eine gute Wahl, auch ein Calciumreiches mineralwasser ist die Calciumquelle der Wahl. Vitamin D3 (bzw. Vorstufen) findet sich z.B. in Seefischen wieder.
Literatur:
[1] Bartl R. (2004). Osteoporose. Prävention – Diagnostik – Therapie. 2.A. Georg Thieme Verlag: Stuttgart
[2] Deetjen P., Speckmann E.J., Hescheler J. (2005). Physiologie. 4.A. Elsevier Urban & Fischer: München - Jena