MarmorStein
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- 5. September 2007
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Hier mal ein kleiner Exkurs und eine Beleuchtung (zur Diskussion) des Themas: Kniestreckermaschine / Kniebeugermaschine ... gut oder schlecht?
Zunächst möchte ich das Eine sagen: „gut“ oder „schlecht“ ist mMn kein global festgesetzter Begriff und ist interindividuell zu betrachten.
Auf das Thema gekommen bin ich:
In de-fortis's Tainingslog:
Im „Thread der Mythen:“
Diese Begründung erscheint mir persönlich nicht ausreichend, vor Allem da die Natur der „leichten Schäden“ verborgen bleibt. Generell kann man die Aussage treffen: „sportliche Betätigung kann leichte Schäden bei weitem verschlimmern“. Dennoch wird sportliche Betätigung allgemein empfohlen (ich denke wir sind uns alle einig: zu Recht).
Vor Allem bei gewissen Sportarten (die zugegebenermaßen zu Recht meistens als Knieschädlich bekannt sind, z.B. Fußball) treten ähnliche oder gar stärkere Belastungen regelmäßig auf (was für mich auch ein Punkt ist, warum ich gerade mit dem Beinstrecker in der Endstellung trainieren würde, dazu aber später mehr). Aber auch bei anderen Sportarten, die nicht unbedingt mit Knieschäden assoziiert sind, wie beispielsweise Kraulschwimmen, hat man unter der Belastung des Wassers eine aktive Endstreckung im Knie.
Zudem sollte immer vom Ausgangspunkt des Trainierenden ausgegangen werden. Für einige Leiden ist sogar die Kniebeuge/Beinpresse kontrainduziert, wobei der „Beinstrecker“ aber ohne Weiteres machbar ist.
Ein kleiner Exkurs in die Mechanik der Bewegung des Kniegelenks:
Bei der Bewegung des Kniegelenks führen die Kondylen des Oberschenkelknochens auf denen des Unterschenkelknochens eine Gleit-Rollbewegung durch. Fände nur eine Rollbewegung statt, so würden die Femurkondylen vom Hinterrand des Tibiaplateaus herunterrollen. Dies verhindern aber die Kreuzbänder. Diese sind über fast den gesamten Bewegungsradius gespannt, so dass die Kondylen nicht allzu weit rollen können, sondern gehalten werden und somit gezwungen werden, auf dem Untergrund zu gleiten.
Tatsächlich ist der Beinstrecker/beuger für bestimmte Leiden sehr gut geeignet.
Kleiner Exkurs zum Hauptunterschied in der Belastung:
Beim Beinstrecker erfährt das Knie vorwiegend eine Schubbelastung. Da während der Bewegung im Knie (egal welcher) die Kreuzbänder sowieso gespannt sind (sie ermöglichen wie oben beschrieben den "Rutsch-Anteil" ist eine extreme Änderung der Bewegung der Kniegelenkspartner nicht möglich. Natürlich ist die Belastung auf die Kreuzbänder höher, aber im Rahmen dessen, was diese starken Bänder aushalten können. Auch der Gelenkknorpel wird logischermaßen auf Schub belastet.
Bei der Kniebeuge oder Beinpresse wird das Kniegelenk auf Druck belastet. Ich denke wir sind uns einig, dass dieses Gelenk vorwiegend dafür geschaffen wurde, dass weitere Erläuterungen nicht nötig sind.
Logischermaßen folgt daraus, dass bei degeneratigven Erkrankungen des Gelenkknorpels (z.B. Arthrose) eine Druckbelastung des Knies vermieden werden sollte (und tatsächlich zeigt es sich bei den meisten Kniearthrotikern, dass Kniebeugen/Beinpresse Schmerzen hervorrufen). Zumeist sind aber die Kreuzbänder noch intakt, so dass bei diesen Patienten Übungen am Beinstreckgerät schmerzfrei durchgeführt werden können. Dies bewirkt zum Einen eine Kräftigung der Beinmuskulatur, zum Anderen eine Mobilisation des Kniegelenks mit den Folgewirkungen von Synoviabildung und Ernährung des verbliebenen Gelenkknorpels.
Anders herum muss man bei Kreuzbandläsionen im Beinstreck/beuge Gerät vorsichtig sein
Ein weitere Gesichtspunkt: Die Kniestreckbewegung ist m.E. die einzige Bewegung, die den Quadriceps wirklich effektiv in der Endstreckung trainieren kann (was z.B. für Fußballer mMn wichtig wäre, um die muskuläre Gelenksicherung auch in dieser Position zu maximieren, beispielsweise bei der Schussbewegung oder wenn man beim Laufen/Richtungswechsel das Bein mal (kann auch mit gestrecktem Knie passieren) in den Boden rammt - extremer Schub und Druck zur selben Zeit. Auc hbeim Laufen und vor Allem bei Ballsportarten, die sic hdurch hohe Dynamik auszeichen, erfährt das kniegelenk andauernd hohen Schub und Druck zur selben Zeit. Da ist es doch nicht schlecht, wenn man vorher schon regelmäßig mal etwas auf Schub trainiert hat.
Meines Erachtens ist die Arbeit am Beinstrecker/beuger mit sauberer Ausführung für den Gesunden unproblematisch, möglicherweise gar anzuraten.
Saubere Ausführung bedeutet für mich: Kniegelenksdrehachse auf Drehachse des Geräts, Ausführung kontrolliert ohne Schwung und ohne Ausweichbewegungen
Zugegeben: In meinen Ausführungen stütze ich mich vor Allem auf
- das, was uns der Biomechaniker (auch praktisch viel in der Reha tätig) im MTT-Lehrgang vermittelt hat
- was in den von mir besuchten Trainerworkshops vermittelt wurde
- das, was in der Klinik praktiziert wird
- eigene Erfahrungen und Beobachtungen an mir und den Personen, mit denen ich gearbeitet habe bzw. arbeite
- meine Logik und Vorstellungskraft (inwiefern diese beiden ausreichend entwickelt sind wage ich nicht zu beurteilen
)
Ich habe mich bisher noch nicht darum bemüht, Primärliteratur zu diesem Thema ausfindig zu machen.
Somit hoffe ich auf Euren Input und eine angeregte Diskussion!
VG, MarmorStein
Quellen zur Mechanik des Knies:
- Benninghoff, Drenckhahn, D. (2003). Anatomie Band 1 16.A. Urban & Fischer: München – Jena
- Kapandji, I. (2006). Funktionelle Anatomie der Gelenke (einbändige Ausgabe) 4.A. Thieme: Stuttgart – New York
Zunächst möchte ich das Eine sagen: „gut“ oder „schlecht“ ist mMn kein global festgesetzter Begriff und ist interindividuell zu betrachten.
Auf das Thema gekommen bin ich:
In de-fortis's Tainingslog:
Aber meinst du, dass der Beinstrecker dann so gut ist, besonders kniefreundlich ist der ja, naja aber du wirst schon wissen, was du machst
Im „Thread der Mythen:“
17.) Kniestrecker ist schlecht fürs Knie.
zu 17. sicherlich eine der ungesündesten Beinübungen, kann leichte Schäden bei weitem verschlimmern
Mich würde noch ein wirklicher Grund für die Gefahr bei Beinstreckern interessieren.
Schädlich weil in der Endstreckung ein relativ hohes Gewicht/Hebel wirkt, das ganze stellt eine unnatürliche Aktion dar. Stell es dir einfach mal bildlich vor wie und was genau auf welche Stellen im Gelenk an den oberen Positionen der ROM wirkt und übertrage es in den Alltag.
Diese Begründung erscheint mir persönlich nicht ausreichend, vor Allem da die Natur der „leichten Schäden“ verborgen bleibt. Generell kann man die Aussage treffen: „sportliche Betätigung kann leichte Schäden bei weitem verschlimmern“. Dennoch wird sportliche Betätigung allgemein empfohlen (ich denke wir sind uns alle einig: zu Recht).
Vor Allem bei gewissen Sportarten (die zugegebenermaßen zu Recht meistens als Knieschädlich bekannt sind, z.B. Fußball) treten ähnliche oder gar stärkere Belastungen regelmäßig auf (was für mich auch ein Punkt ist, warum ich gerade mit dem Beinstrecker in der Endstellung trainieren würde, dazu aber später mehr). Aber auch bei anderen Sportarten, die nicht unbedingt mit Knieschäden assoziiert sind, wie beispielsweise Kraulschwimmen, hat man unter der Belastung des Wassers eine aktive Endstreckung im Knie.
Zudem sollte immer vom Ausgangspunkt des Trainierenden ausgegangen werden. Für einige Leiden ist sogar die Kniebeuge/Beinpresse kontrainduziert, wobei der „Beinstrecker“ aber ohne Weiteres machbar ist.
Ein kleiner Exkurs in die Mechanik der Bewegung des Kniegelenks:
Bei der Bewegung des Kniegelenks führen die Kondylen des Oberschenkelknochens auf denen des Unterschenkelknochens eine Gleit-Rollbewegung durch. Fände nur eine Rollbewegung statt, so würden die Femurkondylen vom Hinterrand des Tibiaplateaus herunterrollen. Dies verhindern aber die Kreuzbänder. Diese sind über fast den gesamten Bewegungsradius gespannt, so dass die Kondylen nicht allzu weit rollen können, sondern gehalten werden und somit gezwungen werden, auf dem Untergrund zu gleiten.
Tatsächlich ist der Beinstrecker/beuger für bestimmte Leiden sehr gut geeignet.
Kleiner Exkurs zum Hauptunterschied in der Belastung:
Beim Beinstrecker erfährt das Knie vorwiegend eine Schubbelastung. Da während der Bewegung im Knie (egal welcher) die Kreuzbänder sowieso gespannt sind (sie ermöglichen wie oben beschrieben den "Rutsch-Anteil" ist eine extreme Änderung der Bewegung der Kniegelenkspartner nicht möglich. Natürlich ist die Belastung auf die Kreuzbänder höher, aber im Rahmen dessen, was diese starken Bänder aushalten können. Auch der Gelenkknorpel wird logischermaßen auf Schub belastet.
Bei der Kniebeuge oder Beinpresse wird das Kniegelenk auf Druck belastet. Ich denke wir sind uns einig, dass dieses Gelenk vorwiegend dafür geschaffen wurde, dass weitere Erläuterungen nicht nötig sind.
Logischermaßen folgt daraus, dass bei degeneratigven Erkrankungen des Gelenkknorpels (z.B. Arthrose) eine Druckbelastung des Knies vermieden werden sollte (und tatsächlich zeigt es sich bei den meisten Kniearthrotikern, dass Kniebeugen/Beinpresse Schmerzen hervorrufen). Zumeist sind aber die Kreuzbänder noch intakt, so dass bei diesen Patienten Übungen am Beinstreckgerät schmerzfrei durchgeführt werden können. Dies bewirkt zum Einen eine Kräftigung der Beinmuskulatur, zum Anderen eine Mobilisation des Kniegelenks mit den Folgewirkungen von Synoviabildung und Ernährung des verbliebenen Gelenkknorpels.
Anders herum muss man bei Kreuzbandläsionen im Beinstreck/beuge Gerät vorsichtig sein
Ein weitere Gesichtspunkt: Die Kniestreckbewegung ist m.E. die einzige Bewegung, die den Quadriceps wirklich effektiv in der Endstreckung trainieren kann (was z.B. für Fußballer mMn wichtig wäre, um die muskuläre Gelenksicherung auch in dieser Position zu maximieren, beispielsweise bei der Schussbewegung oder wenn man beim Laufen/Richtungswechsel das Bein mal (kann auch mit gestrecktem Knie passieren) in den Boden rammt - extremer Schub und Druck zur selben Zeit. Auc hbeim Laufen und vor Allem bei Ballsportarten, die sic hdurch hohe Dynamik auszeichen, erfährt das kniegelenk andauernd hohen Schub und Druck zur selben Zeit. Da ist es doch nicht schlecht, wenn man vorher schon regelmäßig mal etwas auf Schub trainiert hat.
Meines Erachtens ist die Arbeit am Beinstrecker/beuger mit sauberer Ausführung für den Gesunden unproblematisch, möglicherweise gar anzuraten.
Saubere Ausführung bedeutet für mich: Kniegelenksdrehachse auf Drehachse des Geräts, Ausführung kontrolliert ohne Schwung und ohne Ausweichbewegungen
Zugegeben: In meinen Ausführungen stütze ich mich vor Allem auf
- das, was uns der Biomechaniker (auch praktisch viel in der Reha tätig) im MTT-Lehrgang vermittelt hat
- was in den von mir besuchten Trainerworkshops vermittelt wurde
- das, was in der Klinik praktiziert wird
- eigene Erfahrungen und Beobachtungen an mir und den Personen, mit denen ich gearbeitet habe bzw. arbeite
- meine Logik und Vorstellungskraft (inwiefern diese beiden ausreichend entwickelt sind wage ich nicht zu beurteilen
Ich habe mich bisher noch nicht darum bemüht, Primärliteratur zu diesem Thema ausfindig zu machen.
Somit hoffe ich auf Euren Input und eine angeregte Diskussion!
VG, MarmorStein
Quellen zur Mechanik des Knies:
- Benninghoff, Drenckhahn, D. (2003). Anatomie Band 1 16.A. Urban & Fischer: München – Jena
- Kapandji, I. (2006). Funktionelle Anatomie der Gelenke (einbändige Ausgabe) 4.A. Thieme: Stuttgart – New York