Ein Post von mir ist hier schon lange überfällig und so hat es auch sein Gutes, dass ich mal wieder mitten in der Nacht aufgewacht bin.
Vor gar nicht allzulanger Zeit hätte ich deinen Ausführungen, El_T_Rich, mit ganzem Herzen zugestimmt. Wann immer ich was über ketogene Ernährung gelesen habe, habe ich die Augen verdreht. Und ich hätte nie gedacht, nachdem mein LC-Versuch Anfang 2014 in die Hosen gegengen ist, dass es mit noch weniger KHs (also ketogen) und weniger Eiweiß so gut klappt. Nur weil ich die Fettmenge drastsich erhöht habe.
Bin persönlich zur Meinung gekommen (aus der Kombi aus Literatur etc.), dass ketogene Ernährung sicher bei machen gut funktioniert, aber aus meiner Sicht außer bei stark übergewichtigen mit prä-diabetischen Stoffwechseln zur Wiederherstellung einer gewissen Insulinsensitivität nicht sinnvoll oder nötig ist..
Nur bei starkem Übergewicht und Prädiabetes?
Dazu ein paar Schnipsel die mir sehr deutlich im Gedächtnis hängen geblieben sind (in meinen Worten):
- wenn man 20 - 30 Jahre ein durch Zucker und raffinierte Kohlenhydrate erzeugtes biochemisches Ungleichgewicht hinter sich hat, was bei der Mehrheit der heutigen Menschen der Fall sein dürfte, dann ist man nicht in der Lage irgendwelche Kohlenhydrate richtig zu verstoffwechseln (
Sam Feltham in Slimology)
- die Grafiken mit dem Blutzuckerverlauf nach einer Mahlzeit bei unterschiedlichen KH-Toleranzen aus
Jenny Ruhls Diet 101: The Truth About Low Carb Diets: die von jungen, gesunden Männern, deren BZ sogar nach extremer Zufuhr von schnellen Carbs nur moderat ansteigt, der BZ-Verlauf von Prädiabetikern (bleibt lange erhöht) und der von Leuten mit Zuckercrashproblemen (BZ schnell rauf und wieder runter).
Dazu die Information dass bei 50% der Leute zum Zeitpunkt der Diabetesdiagnose bereits Schäden vorliegen, die durch einen langjährig erhöhten Blutzuckerspiegel verursacht wurden. Und nicht, weil die Leute nicht rechtzeitig beim Arzt waren sondern weil verm. immer nur der Nüchternblutzuckerspiegel bestimmt wird und Werte über 100 noch extrem lange vom Arzt toleriert werden. Es braucht ja noch keine Medikamente (= BZ ist a bissle hoch, muss man beobachten blablaetc, ist bei meinem Mann seit Jahren der Fall! War auch noch nie die Rede von Prädiabetes. Arzt will wohl seinen Patienten nicht erschrecken?)
OK, nach all meiner Lektüre bin ich auch noch nicht richtig davon überzeugt, dass man die Fähigkeit, Kohlenhydrate optimal zu verstoffwechseln durch das Weglassen derselben verbessern kann.
4) Eine Diät sollte ja theoretisch lebenslang gesund sein. Mir ist die ketogene Ernährung wie viele Erscheinungen in der Fitnesswelt einfach zu extrem, eine Art Notstoffwechsel dauerhaft zu benutzen.... Zudem bezweifel ich, dass die erforderlichen Mikronährstoffe einfach zu sich genommen werden können. Ich könnte mir nicht vorstellen dauerhaft Sorgen um Obst, Gemüse, Beeren usw. zu machen.
Ich bin jetzt (noch?) nicht davon überzeugt, dass man sich sein Leben lang ketogen ernähren muss. Da gehe ich eher mit den Ansichten vom Peter Mersch konform, der behauptet, dass man die nach einer ketogenen Diät erlernte Fähigkeit des Körpers (und vor allem des Gehirnes) seinen Energiebedarf aus Ketonen zu decken, auch dadurch erhalten kann indem man einmal pro Woche einen Low Carb oder Fastentag einlegt. Ob das bei mir so funzt ist noch zu erproben.
Einen flexibleren Stoffwechsel finde ich auf jeden Fall gut. Wenn man alle 2-3 Stunden was essen MUSS ist man doch ziemlich eingeschränkt.
Kurz gefasst: Ich denke wenn man sich gesund ernährt ( und damit eh kaum Zucker und andere einfach Kohlenhydrate konsumiert und automatisch ein natürliches "low carb" macht) kann man ebenso abnehmen oder gesund sein, ich denke sogar gesünder, da man mehr Vielfalt und Flexibiltät besitzt. Zudem besitzt man m.M. eher Performance und Stoffwechsel-Vorteile und ist deutlich sozialverträglicher dabei.
Auch mit Freunden die sehr erfolgreich "Ketose" probiert haben, besitzt es für mich einfach keinen Reiz und wirkt für mich nicht als "ideal" für den menschlichen Körper.
Wenigstens erläuterst du den Begriff "gesunde Ernährung", so dass ich bei diesem Begriff nicht die Augen verdrehen muss

Bei Keto mit Refeed ist man was das soziale Leben anbetrifft recht variabel (und kann z.B. den Geburtstagskuchen bei der Oma essen) und wenn mein soziales Leben oder das Wohlwollen meines Umfeldes davon abhängt, was ich esse, dann läuft eh etwas schief. Bei mir sind die Leute eine komische Ernährung schon gewohnt und schauen immer ganz interessiert, was ich mir so auf den Teller packe.
OK, dass Ketogen für dich keinen Reiz hat kann ich nachvollziehen. Ging mir, wie gesagt, vor kurzer Zeit auch so. Und wenn deine Ernährung für dich klappt, so wie sie ist (keine Unverträglichkeiten, normales Gewicht, keine Hinweise auf ernährungsbedingte Krankheiten) dann lass die doch einfach so: never change a running system!
@ Buchbesprechungen und Co:
Von der Masse an Lektüre bin ich grade ziemlich erschlagen. In Amiland schient die ketogene Ernährung grade voll der Hype zu sein (mehr als ein Dutzend neue e-Books pro Woche, viele auch von zweifelhafter Qualität) und bis spätestens in einem Jahr schwappt das auch zu uns rüber. War ja mit der 5:2 Diät auch so. Obwohl die Definition von ketogen in den USA auch sehr breit gefasst ist, bei manchen ist alles unter 100 g Carbs keto.
Wie also anfangen? Ich denke, ich stelle erst mal die deutschsprachige Lektüre vor und fange vielleicht mit den Büchern von Peter Mersch an. Hoffe, dass ich das die Tage noch hinkriege.