AW: Hardgaining- Ein paar Fragen
Hi de-fortis,
freut mich, daß das hier anscheinend ein Forum ist, wo sich zur Abwechslung auch mal kompetente Leute herumtreiben.
Ich wurde in nem anderen Forum auf dieses hier aufmerksam gemacht und frage mich gerade, ob Du der "aufmerksam-Macher" bist. Ich weiß nämlich nicht, unter welchem Nick jener hier aktiv ist.
Was ich hier geschrieben habe, ist meine persönliche Meinung -- nichts irgendwie Wissenschaftliches. Das könnte ich auch (ja, ich habe ein Uni-Diplom
), aber mein Eindruck ist, daß gerade im BB-Bereich bis heute sehr wenig Forschungsmaterial existiert. Das meiste bezieht sich traditionell immer noch auf den Kraftbereich. Ich mein: BB ist nicht olympisch -- Gewichtheben, Sprinten, Kugelstoßen etc. hingegen sind es. (Bzgl. der Anerkennung in der breiten Masse ist es das Gleiche)
Und dort kommt es immer schon auf die verschiedenen Arten von Kraft an -- aber nie auf maximale Hypertrophie. Insofern sind bis heute die meisten (wenn nicht sogar alle) Forschungsarbeiten auf Kraft ausgerichtet.
Mein zweiter Kritikpunkt an Forschungsstudien ist, daß immer an Kollektiven getestet wird. Schon klar -- anders wird es sehr schwierig, überhaupt Daten, Strukturen und Zusammenhänge herauszufinden.
Aber das Problem ist mMn, daß jeder Mensch unterschiedliche Voraussetzungen hat. die werden nicht berücksichtigt. Die Ernährung wird nicht berücksichtigt. Usw. usf. Am Ende steht dann eine Auswertung, die mit Mittelwerten und Varianzen über das Kollektiv arbeitet. Will sagen: N atürlich ist das ein klasse Anhaltspunkt, wenn man statistisch signifikante Aussagen über die Wirkungsweise bestimmter Parametervariation machen kann bzgl. Menschen,
von denen man nichts sonst weiß.
Für Trainer ist das Gold wert.
Aber was, wenn jemand von den Voraussetzungen her vom Kollektivmittel recht stark abweicht? Z.B. ein Hardgainer? Dann sind diese Studienergebnisse nicht auf ihn übertragbar (hat was mit (informations)bedingten Verteilungen zu tun).
Aus diesem Grund habe ich hier meine persönliche Meinung und Erfahrung als Hardgainer gepostet, weil ich denke, daß das eher übertragbar ist, als Studienergebnisse, die häufig mit Sportstudenten durchgeführt werden, die mMn i.d.R.
KEINE Hardgainer sind.
Ich hoffe, es ist zumindest einigermaßen klar rübergekommen, was ich meine.
steigere ich die neue Übung, provoziere ich sowieso mehr HT als wenn ich 6 Monate lang immer nur Flachbank-drücke
Das kann ich gar nicht nachvollziehen. Wenn Du immer Flachbank drückst mit immer 10WH und immer 60kg (oder 100kg oder was auch immer), ist es klar, daß Du nicht vorankommst. Aber schau Dir Powerlifter an. die trainieren häufig über Jahre und Jahrzehnte nur Bankdrücken, Kreuzheben, Kniebeuge -- und bauen damit auf. Und ich glaube nicht, daß ein Übungswechsel das beschleunigen würde/hätte.
Wie auch? Eine neue Übung stellt neue koordinative Anforderungen. Entsprechend paßt sich der Körper an -- also koordinativ. Inwiefern bewirkt/soll bewirken das Hypertrophie?
Für Hypertrophie ist mWn ein entsprechendes hormonelles Umfeld vonnöten (IGF1, MGF, hGH, Testosteron ...) und wohl auch ein gewisses Ausmaß an Mikrotraumata. Inwiefern werden die genannten Punkte durch einen Übungswechsel forciert?
Ich denke, die Haupteinflußparameter hierbei Progression -- und zwar im Gewicht (Reizintensität) oder Volumen (Gesamt-WH bzw. Gesamt-TUT) für Mikrotraumata und die Reizdichte bzgl. der Hormonantwort.
Konstant vermeiden bzw. unterdrücken würde ich es nicht, wohl dosiert ist es auch eine willkommene Abwechslung, wo wir wieder bei 'Variation' wären.
Ja, war sehr pauschal ausgedrückt. Zum Ende eines Zyklusses hin, wenn eh eine "längere" Trainingspause á 1-2 Wochen folgt, kann man es ruhig machen. Zum Austesten des Leistungsniveaus und zur Trainingsplanung ist es auch sinnvoll, es in regelmäßigen Abständen zu tun, klar. Nur regelmäßig im sinne von "in jeder TE" (á la HIT, DC) würde ich es vermeiden.
Ist aber auch wieder meine persönliche Meinung, weil es mir das ZNS schrottet. Da reicht mir 1 Satz pro Muskel(gruppe) und ich bin für Tage danach platt. Und meine Kraftwerte haben sich erst nach 10-14 Tagen wieder erholt.
Das Ganze jetzt wieder in Bezug auf Hardgainer, die ja i.d.R. ektomorph sind und in diesem Zusammenhang häufig ein eh sehr aktives und anfälliges Nervensystem haben.
Klar -- andere (und davon kenne/kannte ich auch einige) haben brutalst nach HIT/DC trainiert und sind wunderbar gewachsen. Aber das waren auch keine Hardgainer.
Wollte auch keine diskussion auslösen, sondern nur meine Meinung/Erfahrung zur Anfrage des Threaderöffners mitteilen, um ihm damit (hoffentlich) zu helfen.
Viele Grüße
Doc