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Kniebelastung bei Kniebeugen

S

Solos

Guest
Matten,

Ich bin mal so frei die Diskussion/meine Antwort zu dem Thema KB hierher zu verlagern. Sonnst wird der Thread übers komplexe Training wieder so unübersichtlich.


Solos,

naja, daß mehr zug auf der patellasehne liegt läßt sich nach meinem dafürhalten bei stärkerer beugung kaum verhindern. das läßt sich auch ganz einfach am eigenen leibe spürbar machen, wenn man einfach mal die quads dehnt. also beim patellaspitzensyndrom kannst du machen was du willst, stärkere beugung bedeutet hier stärkere belastung.

was nun die retropatellar geschichte angeht, so würde eine größere auflagefläche sicherlich den anpressdruck reduzieren, allerdings fragt sich da ja auch wo genau der schaden verortet ist und wie dieser aussieht. die größe der auflageflächen dürfte allein schon durch den schaden bedingt eine andere sein, es sei denn der knorpel ist über seine ganze fläche hinweg gleichmäßig abgenutzt. ist diese nicht der fall können sich meiner meinung nach auch belastungspitzen in ganz anderen kniewinkeln ergeben.

also auch dort wäre ich vorsichtig.

aber ich bin auf dem gebiet auch nicht so fit wie forti oder mamor. mag sein, daß die beiden das besser beleuchten können als ich.




Also, ausgegangen bin ich von einem gesunden Knie und sauberer Technik, das ist für mich Grundvoraussetzung bei der Ausführung/Empfehlung einer solchen Übung. Alles andere muss gesondert beachtet werden.

Wie ich mit meinem Smiley angedeutet habe war das mit dem abnehmendem Druck nach 90° auch nur noch so im Hinterkopf.
Weils mich selber sehr interessiert habe ich nochmal nen bischen in meiner externen Festplatte und meinen Ordnern gekramt und folgendes gefunden....:


......zudem weisen einige Autoren (Allmann 2006; Dörr 1998; Moosburger 2006) darauf hin, dass entgegen der weit verbreiteten Ansicht, tiefe Kniebeugen seien im Gegensatz zur 90°-Kniebeuge für die Kniegelenkstrukturen schädlich, das der Gegenteil der Fall ist, da der Anpressdruck der Patella gerade im 90°-Winkel am größten ist (Dörr 1997)...... Grundlegend gilt, dass bei sauberer Ausführung und bei einem langfristig angelegten kontinuierlichen Aufbau keine Verletzungen oder Überlastungsschäden zu erwarten sind (Chandler& Stone 1991; Kreighbaum&Barthels 1996; O`Shea 1985)......

Quelle: Wirth/Schmidtbleicher (2007) Periodisierung im Schnellkrafttraining. Leistungssport 2/2007

"Heute werden nur noch tiefe Kniebeugen durchgeführt. Dadurch konnten die Fehlbelastungen reduziert werden."

Quelle: Dörr, B. (1997): Mythos Kniebeuge und Eiweiß, in: Engelhardt,
M., Hintermann, B., Segesser, B.: GOTS - Manual Sporttraumatologie,
Verlag Hans Huber, Bern, 238-242


...mit zunehmender Beugung bis zu 90° nimmt der Druck im Femoropatellargelenk zu, die kontaktfläche beträgt 4 cm²....

--> was danach passiert wird leider nicht erwähnt...

Quelle: Appell/Stang-Voss (1996) Funktionelle Anatomie

...Der Druck hängt von der Höhe der Kraft und der Größe der Kontaktfläche ab.
Untersuchungen zeigten (AHMED/BURKE 1983, S.220-223), dass die Größe
der tibio-femoralen Kontaktfläche mit zunehmender Kniebeugung abnimmt,
aber dass mit ansteigender Belastung die Kontaktfläche wiederum größer


wird...
.....Die Größe der patello-femoralen Kontaktfläche nimmt bei zunehmender


Kniebeugung zu (HUBERTI 1983 u. HILLE/SCHULTZ 1984).....



....Interpretation:
Ziel der Testserie war der Vergleich von Kniegelenkskräften bei tiefen,
halben und hohen Kniebeugen mit unterschiedlichen Zusatzlasten und
Beschleunigungen. Die Bedeutung der 3 variierten Einflussfaktoren
(Kniewinkel, Zusatzlast, Beschleunigung) für die resultierenden
Kniegelenkskräfte sollte hinterfragt und gewichtet werden.
Die dargestellten Ergebnisse zeigen eine


hohe Abhängigkeit der

Kniegelenkskräfte von der erzielten Beschleunigung


bzw.

Bewegungsgeschwindigkeit. Bei sämtlichen Versuchen zeigt sich ein nahezu
paralleler Anstieg von Reaktionskraft und Kniegelenkskräften in der ersten
Phase des Aufstehens. Mit maximaler Beschleunigung aus der hohen
Position ohne Zusatzlast (Strecksprung aus statischer Position) werden
annähernd jene maximalen Kniegelenkskräfte erzielt, die mit submaximaler
Zusatzlast (80kg) bei einer halben Kniebeuge auftreten. Die
Kniegelenkskräfte sind beim rein konzentrischen Strecksprung höher als bei
tiefen Kniebeugen mit 30kg und 80kg! Es ist aufgrund dessen anzunehmen,
dass bei Reaktivsprüngen noch wesentlich höhere Kniegelenkskräfte
auftreten.
Der Einfluss der Kniewinkelposition im Bereich zwischen 60° und 110°
auf die Knieglenksbelastung ist gegenüber der Beschleunigung
untergeordnet


und muss in Abhängigkeit von dieser betrachtet werden.

Beim Strecksprung liegt das Maximum bei einem Kniewinkel von 108°, bei
der tiefen Kniebeuge mit 30kg bei 68° und bei der tiefen Kniebeuge mit 80kg
bleiben die Kniegelenkskräfte mit der Reaktionskraft während des Beugens
und des Streckens von 88° auf 58° und wieder auf 90° nahezu konstant.
Hohe und halbe Kniebeugen weisen sehr ähnliche Kniegelenkskräfte auf. In
Kniewinkelstellungen über 110-120° wurden trotz teilweise noch steigender
oder konstanter Reaktionskraft keine hohen Kniegelenksbelastungen
errechnet.
Die


Zusatzlast von 30kg führte bei der tiefen Kniebeuge zu einer Erhöhung

der Kniegelenkskräfte, eine weitere Steigerung auf 80kg Zusatzlast zeigte
keine große Veränderung der Kniegelenksbelastung.
Zusammenfassend bestätigen diese Ergebnisse die Annahme, dass für die
Kniegelenksbelastung im Bereich von 60-110° primär die erzielte
Beschleunigung verantwortlich ist. Tiefe Kniebeugen führten nicht, wie oft
angenommen, zu höheren Kniegelenkskräften als halbe oder hohe
Kniebeugen, bei welchen natürlich größere Bewegungsgeschwindigkeiten
erzielt werden. Diese Aussagen beziehen sich auf die Aufgabenstellung, jede
Kniebeuge mit maximaler Beschleunigung durchzuführen.




Quelle: Pernitsch/Brunner (2006) Zur Kniebeuge, Technik-Methodik-Medizin-Biomechanik-Praxis





....Mit dem Ergebnis der neueren Studie (Escamilla 1998 ), dass sich die femoropatellaren Druckkräfte bei einem Beugewinkel von mehr als 90° nicht erhöhen, wird auch die These der Gewichtheber gestützt, dass der Anpressdruck in der Halbhocke am größten ist und es somit vermieden werden muss die Bewegung in dieser Position abzubremsen und aufzustehen....



Quelle: Zawieja (2008 ) Leistungsreserve Hanteltraining




Der so eben zitierte Escamilla schreibt 2001 auch:



....Compressive forces increased
as the knees flexed, decreased as the knees extended,
and were slightly greater during the descent compared
with the ascent. During the descent a peak
compressive force of 4548 6 1395 N occurred at 85° knee
flexion, whereas during the ascent a peak compressive force
of 4042 6 955 N occurred at 95° knee flexion. Because
peak compressive forces generally occur near maximum
knee flexion, individuals with patellofemoral disorders
should avoid performing the squat at high knee flexion
angles. However, performing the squat in the functional
range between 0 and 50° of knee flexion may be appropriate
for patellofemoral patients, because only low to moderate
patellofemoral compressive forces were generated in this range....



und



Conclusion
.....
Low
to high tibiofemoral and patellofemoral compressive forces
were produced during the squat. Tibiofemoral compressive
force helps resists anteroposterior shear forces and translation.
Excessive patellofemoral compressive force can lead to patellofemoral
pathologies, such as chondromalacia or osteoarthritis.
Patellofemoral compressive forces, tibiofemoral compressive
forces, and tibiofemoral shear forces all progressively
increased as the knees flexed and decreased as the knees
extended, reaching peak values near maximum knee flexion.
Hence, training the squat in the functional range between 0 and
50° knee flexion may be appropriate for many knee
rehabilitation patients. For athletes with healthy knees, performing the
parallel squat is recommended over the deep squat, because
injury potential to the menisci and cruciate and collateral ligaments
may increase with the deep squat....



Quelle: Escamilla (2001) Knee biomechanics of the dynamic
squat exercise. MEDICINE & SCIENCE IN SPORTS & EXERCISE®



Insgesamt sehe ich meine Position bestätigt, denke aber dass die Ausführungen von Herrn Escamilla mögliche Gefahren/Einschränkungen aufzeigen.
Letztlich ist die individuelle Eignung/Belastungsverträglichkeit, die Ausführung und die Belastungsdosierung entscheidend. Die tiefe Kniebeuge per se mit höherer Gelenkbelastung als halbe bzw 1/4 KB in Verbindung zu bringen scheint jedoch ein Mythos zu sein.

Oder wie seht ihr das? Vielleicht möchten sich forti und Marmor ja noch äußern?



Gruß

 
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matten

Team Lowtech/Fitness. Der Mattenschlinger
Admin
Registriert
15. März 2006
Beiträge
13.726
AW: Kniebelastung bei Kniebeugen

Matten,
Ich bin mal so frei die Diskussion/meine Antwort zu dem Thema KB hierher zu verlagern. Sonnst wird der Thread übers komplexe Training wieder so unübersichtlich.

ja, das ist eine gute idee, das thema ist interessant.

allerdings schreibst du an meiner ursprünglichen aussage vorbei.

das ist eh eine sehr komplexe angelegenheit mit der kniebelastung, während verschiedene kräfte bei einer tieferen beugeposition wieder geringer werden steigt z.b. die zugebelastung auf der patellasehne, also schlecht für diejenigen mit patellaspitzensyndrom oder retropatellaren knorpelschäden.
wie so oft taugen also pauschalisierte aussagen nicht so richtig.

ich bezog mich mit dieser aussage nämlich

  1. nicht auf den retropatellare anpressdruck, sondern auf den zug der auf die patellasehne entsteht (grün markiert)
  2. und auf leute mit den blau markierten problemen

deine grundannahme;

Also, ausgegangen bin ich von einem gesunden Knie und sauberer Technik, das ist für mich Grundvoraussetzung bei der Ausführung/Empfehlung einer solchen Übung.

ist meiner ursprünglichen aussage also entgegengesetzt. du bezogst dich also auf meine aussage, gehst aber im gegensatz zu mir und meiner aussage von einem gesunden knie und dem retropatelaren anpressdruck aus.

zu den blau markierten problemen nochmal kurz: beim patellaspitzensyndrom ist der retropatellare anpressdruck einfach nur wurscht und es kommt nur auf die zugkraft der patellasehne an. bezüglich retropatellaren knorpelschäden hast du ja oben schon von mir zitiert.

meine wichtigste aussage ist allerdings die violett markierte. ;)


[arrow]

wie dem auch sei, das von dir angesprochene thema ist natürlich auch bei zugrundelegung deiner grundannahmen interessant.

außer der äußerung, daß die zugkraft auf der patellasehne bei stärkerer beugung zunimmt kann ich jedoch wenig dazu beitragen, außer der annahme, daß, solange ein knie gesund ist, die tiefe beuge wohl kein problem darstellt und wir müssen wohl oder übel darauf warten, welche meinung unsere fachleute de-fortis und MarmorStein zu dem thema haben.

edit: sehr interessant fände ich allerdings auch noch die meinung von Jadefalke zu dem thema. mal sehen ob sich das machen läßt.
 
Zuletzt bearbeitet:
S

Solos

Guest
AW: Kniebelastung bei Kniebeugen

Da haben wir wohl unterschiedliche Voraussetzungen angenommen. Entstanden ist das Ganze ja durch die Aussage von aufziehvogel im komplexen Trainingsthread und die Reaktion von Marty, bei dem die Ursache seiner Kniebprobleme aber ja geklärt bzw. beseitigt ist.

Wie dem auch sei, interessiert mich persönlich auch sehr das Ganze (wenn man sich mal wieder vor Eltern rechtfertigen muss warum man Nachwuchssportler an potentiell gefährliche Übungen wie KB heranführt...).
So ganz losgelöst kann man den retropatellaren Druck und die Zugbelastung auf die Patellasehne wahrscheinlichlich auch nicht betrachten. Schließlich hängt beides u.a. von der Kraftwirkung des quadrizeps ab. Da diese aufgrund von schlechter werdenden Hebelverhältnissen und Kraft-Längen-Verhältnisse bei Beugewinkeln <90° wieder abnimmt bin ich mir gar nicht sicher ob die Zugeblastung auf die Sehne wirklich zunimmt. Und aus eigenen Erfahrungen mit dem Patellaspitzensyndrom kann ich sagen das tiefe Kniebeugen bei mir selber und auch bei anderen Sportlern möglich waren, während halbe KBs sehr schmerzten. Aber da recherchiere ich jetzt nicht noch mal, dann müsste man dann der Vollständigkeit halber auch den tibio-femoralen Druck und die auftretenden Scherkräfte mit betrachten....:smad:

Ist schon sehr komplex das Ganze. Eine Meinung der Experten hier wäre wirklich sehr hilfreich.

Gruß
 
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Marty McFly

Well-Known Member
Registriert
6. August 2007
Beiträge
9.710
AW: Kniebelastung bei Kniebeugen

Bin kein Experte der Theorie, kenne auch nur die Abhandlungen, die Solos schon angeführt hat.

Generell kann ich aus meiner Erfahrung sagen:
- Tiefe Kniebeugen sind nicht schlecht bzw. schädlich.
- Die Position der Knie bzw. die Lage der Schienbeine kann entscheidend dafür sein, Kniebropleme zu bekommen oder wieder zu beseitigen.
- Lieber sauber und leichter tief beugen als schwer und nur halb bzw. mit anderen technischen Unsauberkeiten.
 

matten

Team Lowtech/Fitness. Der Mattenschlinger
Admin
Registriert
15. März 2006
Beiträge
13.726
AW: Kniebelastung bei Kniebeugen

Ist schon sehr komplex das Ganze.

ja, das ist es mit sicherheit und man kann das sicherlich auch nicht auf die schönen zeichnungen, die dir damals dein diskussionsgegner auf ironsport entgegengesetzt hat (die diskussion hatte ich damals auch verfolgt ;D) reduzieren.

was man jedoch relativ gut machen kann ist für die trainingspraxis relevante aussagen zu treffen, die bei mir in etwa so aussehen würden:

  • solange keine probleme auftreten ist eine möglichst umfangreiche bewegungsamplitude in der kniebeuge von vorteil, um die beweglichkeit aufrechtzuerhalten und in möglichst allen beugewinkeln kraft entwickeln zu können.
  • wenn probleme auftauchen muss man halt schauen was geht und was nicht geht.
  • erfahrungsgemäß kann es sehr von vorteil sein, dann auch mal eine zeitlang auf die standardkniebeuge zu verzichten.

ist zwar nicht wissenschaftlich, aber sehr praktikabel. :ssmile:
 
S

Solos

Guest
AW: Kniebelastung bei Kniebeugen

Ja ja der Hardy. Da vergisst er bei seiner Sicht durch die rosa-rote Mechanik Brille immer mal ganz gerne das wir es mit "lebendigem Material" und damit auch mit spezifischen (anatomischen) Eigenschaften zu tu haben;D

Nicht umsonst gibt es die Biomechanik...



  • solange keine probleme auftreten ist eine möglichst umfangreiche bewegungsamplitude in der kniebeuge von vorteil, um die beweglichkeit aufrechtzuerhalten und in möglichst allen beugewinkeln kraft entwickeln zu können.
  • wenn probleme auftauchen muss man halt schauen was geht und was nicht geht.
  • erfahrungsgemäß kann es sehr von vorteil sein, dann auch mal eine zeitlang auf die standardkniebeuge zu verzichten.

Generell kann ich aus meiner Erfahrung sagen:
- Tiefe Kniebeugen sind nicht schlecht bzw. schädlich.
- Die Position der Knie bzw. die Lage der Schienbeine kann entscheidend dafür sein, Kniebropleme zu bekommen oder wieder zu beseitigen.
- Lieber sauber und leichter tief beugen als schwer und nur halb bzw. mit anderen technischen Unsauberkeiten.


Ich denke deine und Martys Ausführungen kann man gut stehen lassen. Ergänzend würde ich evtl. noch hinzufügen:

- grundsätzlich ist bei jeder Art von Kniebeuge eine technisch saubere
Ausführung ein absolutes muss

- Umfänge und Intensitäten sollten sukzessive über längere
Zeiträume und nicht sprunghaft erhöht werden

- Beschleunigungen haben einen deutlich höheren Einfluss auf die
auftretenden Kniegelenskräfte als Beugewinkel und Last

- Belastung der passiven Strukturen sollte nicht immer negativ gesehen werden. Eher im Gegenteil, befindet sich diese im physiologischen Fenster
wirkt sie positiv und verbessert die Materialeigenschaften von Knorpel, Menisci, Sehnen....


Gruß
 
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MarmorStein

Well-Known Member
Registriert
5. September 2007
Beiträge
1.632
AW: Kniebelastung bei Kniebeugen

Nur eine kurze Stellungnahme:
Mir fällt hier auf, dass wie üblich mit "Belastungen" argumentiert wird. Jetzt ist natürlich die Frage, ob eine "höhere Belastung" verglichen mit einer "niedrigeren Belastung" auch gleich mit "schädigender Belastung" gleichzusetzen ist. Nicht zuletzt ist ja ein Ziel des Krafttrainings, gewisse Strukturen zu belasten.
In diesem Zusammenhang finde ich auch (beispielsweise) einen Zitatteil recht erfrischend vage:
Excessive patellofemoral compressive force can lead to patellofemoral
pathologies (...)
Wenn man jetzt nur wüsste, was "excessive compressive force" nun ist ...

Meiner Meinung nach stellt sich die Sache i.d.R. so dar, dass sich ein "excessive force" produzierendes Training auch in den folgenden Tagen (wenn nicht gar am selben) excessive mit Schmerzen im betroffenen Gewebe meldet. Wer dann excessive weitermacht und die Signale des Körpers ignoriert, wird sich aller wahrscheinlichkeit nach eben mit gewissen erworbenen Problemen herumschlagen müssen. Schließlich erscheinen die meisten degenerativen Erkrankungen selten von Heute auf Morgen, und kündigen sich oftmals schon mehr oder weniger subtil im Vorfeld an.

Ein weiterer Punkt ist, den ich "befragen" möchte: Gibt es Belege dafür, dass "Ass-to-Grass" Squattende Menschen weniger Knieprobleme bekommen als 90-Gradler? Und wenn ja, gibt es Gruppengemeinsamkeiten (z.B. erhöhte Prävalenz von Rückenproblemen innerhalb einer Gruppe, Beweglichkeitsunterschiede, Körperbaumerkmale, etc., welche auch das Squatverhalten beeinflussen)? Ist vielleicht die Gruppe der 90-Gradler ohnehin schon für Knieprobleme prädestiniert, welche zwar ursächlich nicht mit dem Squatten zusammenhängen, aber dennoch dadurch getriggert/verstärkt/etc. oder dieser Tätigkeit einfach zugeschrieben werden?
 
S

Solos

Guest
AW: Kniebelastung bei Kniebeugen

Nur eine kurze Stellungnahme:
Mir fällt hier auf, dass wie üblich mit "Belastungen" argumentiert wird. Jetzt ist natürlich die Frage, ob eine "höhere Belastung" verglichen mit einer "niedrigeren Belastung" auch gleich mit "schädigender Belastung" gleichzusetzen ist. Nicht zuletzt ist ja ein Ziel des Krafttrainings, gewisse Strukturen zu belasten.?

Das stimme ich Dir voll zu und wollte das eigentlich mit dieser Anmerkung

- Belastung der passiven Strukturen sollte nicht immer negativ gesehen werden. Eher im Gegenteil, befindet sich diese im physiologischen Fenster
wirkt sie positiv und verbessert die Materialeigenschaften von Knorpel, Menisci, Sehnen....
Gruß

ebenfalls Ausdrücken. Erinnert mich ein bischen an die Geschichte mit den Impacts beim Joggen. Dort wurde auch lange angenommen das die dort auftretenden Kraftspitzen schädlich seien. Mittlerweile ist man jedoch auf den Trichter gekommen das gerade diese Art der Stoßbelastungen den mechanischen Stimulus für die Anpassung von u.a. Knochengewebe bilden und das sie bei adäquater dosierung das genaue Gegenteil von Schädlich sind (siehe Walter Herzo/Benno Nigg und Co).
Ähnlich könnte ich mir das bei den Kniebeugen auch vorstellen.(?)

Ein weiterer Punkt ist, den ich "befragen" möchte: Gibt es Belege dafür, dass "Ass-to-Grass" Squattende Menschen weniger Knieprobleme bekommen als 90-Gradler? Und wenn ja, gibt es Gruppengemeinsamkeiten (z.B. erhöhte Prävalenz von Rückenproblemen innerhalb einer Gruppe, Beweglichkeitsunterschiede, Körperbaumerkmale, etc., welche auch das Squatverhalten beeinflussen)? Ist vielleicht die Gruppe der 90-Gradler ohnehin schon für Knieprobleme prädestiniert, welche zwar ursächlich nicht mit dem Squatten zusammenhängen, aber dennoch dadurch getriggert/verstärkt/etc. oder dieser Tätigkeit einfach zugeschrieben werden?

Interessante Frage. Ich kann mich an eine Studie mit ehemaligen Leistungsgewichthebern erinnern. dort war es wohl so das diese eben keine größeren/anderen Beschwerden hatten als "normale Leute" in dem Alter. Kann Sie leider nicht mehr auftreiben so das man Design/Methodik und somit Aussagekraft schlecht beurteilen kann.

Gruß
 

matten

Team Lowtech/Fitness. Der Mattenschlinger
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15. März 2006
Beiträge
13.726
AW: Kniebelastung bei Kniebeugen

MarmorStein schrieb:
Nicht zuletzt ist ja ein Ziel des Krafttrainings, gewisse Strukturen zu belasten.

das ist natürlich unstrittig und dürfte in diesem forum ja eigentlich auch fast jedem bewusst sein.

MarmorStein schrieb:
Ein weiterer Punkt ist, den ich "befragen" möchte: Gibt es Belege dafür, dass "Ass-to-Grass" Squattende Menschen weniger Knieprobleme bekommen als 90-Gradler? Und wenn ja, gibt es Gruppengemeinsamkeiten (z.B. erhöhte Prävalenz von Rückenproblemen innerhalb einer Gruppe, Beweglichkeitsunterschiede, Körperbaumerkmale, etc., welche auch das Squatverhalten beeinflussen)? Ist vielleicht die Gruppe der 90-Gradler ohnehin schon für Knieprobleme prädestiniert, welche zwar ursächlich nicht mit dem Squatten zusammenhängen, aber dennoch dadurch getriggert/verstärkt/etc. oder dieser Tätigkeit einfach zugeschrieben werden?

wie Solos schon schrieb sind das natürlich interessante fragen.

zudem ist in internetforen auch oft eine selbstlaufende fixierung auf bestimmte empfehlungen festzustellen. nicht, daß ich diese jetzt irgendjemanden attestieren wollte, der sich hier im thread geäußert hat (dazu schätze ich die teilnehmenden zu sehr), aber mir ist eine generelle und pauschalisierte, bar jeder individuellen betrachtung gegebene empfehlung oftmals ein dorn im auge, auch wenn ich mir natürlich bewusst bin, daß das medium eine stark individualisierte betrachtung erschwert.

ähnliche prozesse führen ja auch oft zu der irrigen annahme und immer wieder postulierten behauptung, daß die standardkniebeuge durch nichts zu ersetzen wäre und bestandteil eines jeden (unterkörper)trainings sein müsse.

[arrow]

ach nur so am rande, wenn ich eine beugeposition einnehme, bei der die oberschenkel paralell zum boden sind, dann ist mein kniegelenkswinkel kleiner als 90°.

[arrow]

um zu der oben von mir aufgeführten trainingsrelevanten aussage;

  • solange keine probleme auftreten ist eine möglichst umfangreiche bewegungsamplitude in der kniebeuge von vorteil, um die beweglichkeit aufrechtzuerhalten und in möglichst allen beugewinkeln kraft entwickeln zu können.

noch einen punkt hinzuzufügen:

  • wenn es aus verschiedenen gründen nicht möglich ist eine kniebeuge mit einer möglichst großen bewegungsamplitude durchzuführen, so heißt das noch lange nicht, daß dieses nicht bei anderen übungen machbar wäre. auch dieses bringt meiner ansicht nach vorteile bezüglich der aufrechterhaltung der beweglichkeit und der fähigkeit in verschiedenen beugewinkeln kraft zu entwickeln mit sich.
 

MarmorStein

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5. September 2007
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1.632
AW: Kniebelastung bei Kniebeugen

Solos schrieb:
Interessante Frage. Ich kann mich an eine Studie mit ehemaligen Leistungsgewichthebern erinnern. dort war es wohl so das diese eben keine größeren/anderen Beschwerden hatten als "normale Leute" in dem Alter.
Ich wollte u.A. darauf hinaus: Dies kann man jetzt unter mindestens zwei Blickwinkeln sehen (bzw. man kann mindestens zwei Hypothesen aufstellen):
1. Leistungsgewichtheber sind aufgrund ihrer Tätigkeit als solche entsprechend frei von Beschwerden.
2. Es werden vorwiegend Personen mit unverwüstlicher Konstitution zu Leistungsgewichthebern, so dass diese aufgrund dieses Gruppenmerkmals frei von Beschwerden sind.

(das jetzt nochmal zur Klarstellung, da ich nicht weiß ob es so rübergekommen ist)

matten schrieb:
zudem ist in internetforen auch oft eine selbstlaufende fixierung auf bestimmte empfehlungen festzustellen. nicht, daß ich diese jetzt irgendjemanden attestieren wollte, der sich hier im thread geäußert hat (dazu schätze ich die teilnehmenden zu sehr), aber mir ist eine generelle und pauschalisierte, bar jeder individuellen betrachtung gegebene empfehlung oftmals ein dorn im auge, auch wenn ich mir natürlich bewusst bin, daß das medium eine stark individualisierte betrachtung erschwert.

ähnliche prozesse führen ja auch oft zu der irrigen annahme und immer wieder postulierten behauptung, daß die standardkniebeuge durch nichts zu ersetzen wäre und bestandteil eines jeden (unterkörper)trainings sein müsse.
Dein Wort in Gottes Ohr.
 
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