S
Solos
Guest
Matten,
Ich bin mal so frei die Diskussion/meine Antwort zu dem Thema KB hierher zu verlagern. Sonnst wird der Thread übers komplexe Training wieder so unübersichtlich.
Also, ausgegangen bin ich von einem gesunden Knie und sauberer Technik, das ist für mich Grundvoraussetzung bei der Ausführung/Empfehlung einer solchen Übung. Alles andere muss gesondert beachtet werden.
Wie ich mit meinem Smiley angedeutet habe war das mit dem abnehmendem Druck nach 90° auch nur noch so im Hinterkopf.
Weils mich selber sehr interessiert habe ich nochmal nen bischen in meiner externen Festplatte und meinen Ordnern gekramt und folgendes gefunden....:
......zudem weisen einige Autoren (Allmann 2006; Dörr 1998; Moosburger 2006) darauf hin, dass entgegen der weit verbreiteten Ansicht, tiefe Kniebeugen seien im Gegensatz zur 90°-Kniebeuge für die Kniegelenkstrukturen schädlich, das der Gegenteil der Fall ist, da der Anpressdruck der Patella gerade im 90°-Winkel am größten ist (Dörr 1997)...... Grundlegend gilt, dass bei sauberer Ausführung und bei einem langfristig angelegten kontinuierlichen Aufbau keine Verletzungen oder Überlastungsschäden zu erwarten sind (Chandler& Stone 1991; Kreighbaum&Barthels 1996; O`Shea 1985)......
Quelle: Wirth/Schmidtbleicher (2007) Periodisierung im Schnellkrafttraining. Leistungssport 2/2007
"Heute werden nur noch tiefe Kniebeugen durchgeführt. Dadurch konnten die Fehlbelastungen reduziert werden."
wird...
Der so eben zitierte Escamilla schreibt 2001 auch:
Ich bin mal so frei die Diskussion/meine Antwort zu dem Thema KB hierher zu verlagern. Sonnst wird der Thread übers komplexe Training wieder so unübersichtlich.
Solos,
naja, daß mehr zug auf der patellasehne liegt läßt sich nach meinem dafürhalten bei stärkerer beugung kaum verhindern. das läßt sich auch ganz einfach am eigenen leibe spürbar machen, wenn man einfach mal die quads dehnt. also beim patellaspitzensyndrom kannst du machen was du willst, stärkere beugung bedeutet hier stärkere belastung.
was nun die retropatellar geschichte angeht, so würde eine größere auflagefläche sicherlich den anpressdruck reduzieren, allerdings fragt sich da ja auch wo genau der schaden verortet ist und wie dieser aussieht. die größe der auflageflächen dürfte allein schon durch den schaden bedingt eine andere sein, es sei denn der knorpel ist über seine ganze fläche hinweg gleichmäßig abgenutzt. ist diese nicht der fall können sich meiner meinung nach auch belastungspitzen in ganz anderen kniewinkeln ergeben.
also auch dort wäre ich vorsichtig.
aber ich bin auf dem gebiet auch nicht so fit wie forti oder mamor. mag sein, daß die beiden das besser beleuchten können als ich.
Also, ausgegangen bin ich von einem gesunden Knie und sauberer Technik, das ist für mich Grundvoraussetzung bei der Ausführung/Empfehlung einer solchen Übung. Alles andere muss gesondert beachtet werden.
Wie ich mit meinem Smiley angedeutet habe war das mit dem abnehmendem Druck nach 90° auch nur noch so im Hinterkopf.
Weils mich selber sehr interessiert habe ich nochmal nen bischen in meiner externen Festplatte und meinen Ordnern gekramt und folgendes gefunden....:
......zudem weisen einige Autoren (Allmann 2006; Dörr 1998; Moosburger 2006) darauf hin, dass entgegen der weit verbreiteten Ansicht, tiefe Kniebeugen seien im Gegensatz zur 90°-Kniebeuge für die Kniegelenkstrukturen schädlich, das der Gegenteil der Fall ist, da der Anpressdruck der Patella gerade im 90°-Winkel am größten ist (Dörr 1997)...... Grundlegend gilt, dass bei sauberer Ausführung und bei einem langfristig angelegten kontinuierlichen Aufbau keine Verletzungen oder Überlastungsschäden zu erwarten sind (Chandler& Stone 1991; Kreighbaum&Barthels 1996; O`Shea 1985)......
Quelle: Wirth/Schmidtbleicher (2007) Periodisierung im Schnellkrafttraining. Leistungssport 2/2007
"Heute werden nur noch tiefe Kniebeugen durchgeführt. Dadurch konnten die Fehlbelastungen reduziert werden."
Quelle: Dörr, B. (1997): Mythos Kniebeuge und Eiweiß, in: Engelhardt,
M., Hintermann, B., Segesser, B.: GOTS - Manual Sporttraumatologie,
Verlag Hans Huber, Bern, 238-242
M., Hintermann, B., Segesser, B.: GOTS - Manual Sporttraumatologie,
Verlag Hans Huber, Bern, 238-242
...mit zunehmender Beugung bis zu 90° nimmt der Druck im Femoropatellargelenk zu, die kontaktfläche beträgt 4 cm²....
--> was danach passiert wird leider nicht erwähnt...
Quelle: Appell/Stang-Voss (1996) Funktionelle Anatomie
...Der Druck hängt von der Höhe der Kraft und der Größe der Kontaktfläche ab.
Untersuchungen zeigten (AHMED/BURKE 1983, S.220-223), dass die Größe
der tibio-femoralen Kontaktfläche mit zunehmender Kniebeugung abnimmt,
aber dass mit ansteigender Belastung die Kontaktfläche wiederum größer
Untersuchungen zeigten (AHMED/BURKE 1983, S.220-223), dass die Größe
der tibio-femoralen Kontaktfläche mit zunehmender Kniebeugung abnimmt,
aber dass mit ansteigender Belastung die Kontaktfläche wiederum größer
wird...
.....Die Größe der patello-femoralen Kontaktfläche nimmt bei zunehmender
Kniebeugung zu (HUBERTI 1983 u. HILLE/SCHULTZ 1984).....
....Interpretation:
Ziel der Testserie war der Vergleich von Kniegelenkskräften bei tiefen,
halben und hohen Kniebeugen mit unterschiedlichen Zusatzlasten und
Beschleunigungen. Die Bedeutung der 3 variierten Einflussfaktoren
(Kniewinkel, Zusatzlast, Beschleunigung) für die resultierenden
Kniegelenkskräfte sollte hinterfragt und gewichtet werden.
Die dargestellten Ergebnisse zeigen eine
halben und hohen Kniebeugen mit unterschiedlichen Zusatzlasten und
Beschleunigungen. Die Bedeutung der 3 variierten Einflussfaktoren
(Kniewinkel, Zusatzlast, Beschleunigung) für die resultierenden
Kniegelenkskräfte sollte hinterfragt und gewichtet werden.
Die dargestellten Ergebnisse zeigen eine
hohe Abhängigkeit der
Kniegelenkskräfte von der erzielten Beschleunigung
bzw.
Bewegungsgeschwindigkeit. Bei sämtlichen Versuchen zeigt sich ein nahezu
paralleler Anstieg von Reaktionskraft und Kniegelenkskräften in der ersten
Phase des Aufstehens. Mit maximaler Beschleunigung aus der hohen
Position ohne Zusatzlast (Strecksprung aus statischer Position) werden
annähernd jene maximalen Kniegelenkskräfte erzielt, die mit submaximaler
Zusatzlast (80kg) bei einer halben Kniebeuge auftreten. Die
Kniegelenkskräfte sind beim rein konzentrischen Strecksprung höher als bei
tiefen Kniebeugen mit 30kg und 80kg! Es ist aufgrund dessen anzunehmen,
dass bei Reaktivsprüngen noch wesentlich höhere Kniegelenkskräfte
auftreten.
Phase des Aufstehens. Mit maximaler Beschleunigung aus der hohen
Position ohne Zusatzlast (Strecksprung aus statischer Position) werden
annähernd jene maximalen Kniegelenkskräfte erzielt, die mit submaximaler
Zusatzlast (80kg) bei einer halben Kniebeuge auftreten. Die
Kniegelenkskräfte sind beim rein konzentrischen Strecksprung höher als bei
tiefen Kniebeugen mit 30kg und 80kg! Es ist aufgrund dessen anzunehmen,
dass bei Reaktivsprüngen noch wesentlich höhere Kniegelenkskräfte
auftreten.
Der Einfluss der Kniewinkelposition im Bereich zwischen 60° und 110°
auf die Knieglenksbelastung ist gegenüber der Beschleunigung
untergeordnet
auf die Knieglenksbelastung ist gegenüber der Beschleunigung
untergeordnet
und muss in Abhängigkeit von dieser betrachtet werden.
Beim Strecksprung liegt das Maximum bei einem Kniewinkel von 108°, bei
der tiefen Kniebeuge mit 30kg bei 68° und bei der tiefen Kniebeuge mit 80kg
bleiben die Kniegelenkskräfte mit der Reaktionskraft während des Beugens
und des Streckens von 88° auf 58° und wieder auf 90° nahezu konstant.
Hohe und halbe Kniebeugen weisen sehr ähnliche Kniegelenkskräfte auf. In
Kniewinkelstellungen über 110-120° wurden trotz teilweise noch steigender
oder konstanter Reaktionskraft keine hohen Kniegelenksbelastungen
errechnet.
Die
bleiben die Kniegelenkskräfte mit der Reaktionskraft während des Beugens
und des Streckens von 88° auf 58° und wieder auf 90° nahezu konstant.
Hohe und halbe Kniebeugen weisen sehr ähnliche Kniegelenkskräfte auf. In
Kniewinkelstellungen über 110-120° wurden trotz teilweise noch steigender
oder konstanter Reaktionskraft keine hohen Kniegelenksbelastungen
errechnet.
Die
Zusatzlast von 30kg führte bei der tiefen Kniebeuge zu einer Erhöhung
der Kniegelenkskräfte, eine weitere Steigerung auf 80kg Zusatzlast zeigte
keine große Veränderung der Kniegelenksbelastung.
Zusammenfassend bestätigen diese Ergebnisse die Annahme, dass für die
Kniegelenksbelastung im Bereich von 60-110° primär die erzielte
Beschleunigung verantwortlich ist. Tiefe Kniebeugen führten nicht, wie oft
angenommen, zu höheren Kniegelenkskräften als halbe oder hohe
Kniebeugen, bei welchen natürlich größere Bewegungsgeschwindigkeiten
erzielt werden. Diese Aussagen beziehen sich auf die Aufgabenstellung, jede
Kniebeuge mit maximaler Beschleunigung durchzuführen.
Zusammenfassend bestätigen diese Ergebnisse die Annahme, dass für die
Kniegelenksbelastung im Bereich von 60-110° primär die erzielte
Beschleunigung verantwortlich ist. Tiefe Kniebeugen führten nicht, wie oft
angenommen, zu höheren Kniegelenkskräften als halbe oder hohe
Kniebeugen, bei welchen natürlich größere Bewegungsgeschwindigkeiten
erzielt werden. Diese Aussagen beziehen sich auf die Aufgabenstellung, jede
Kniebeuge mit maximaler Beschleunigung durchzuführen.
Quelle: Pernitsch/Brunner (2006) Zur Kniebeuge, Technik-Methodik-Medizin-Biomechanik-Praxis
....Mit dem Ergebnis der neueren Studie (Escamilla 1998 ), dass sich die femoropatellaren Druckkräfte bei einem Beugewinkel von mehr als 90° nicht erhöhen, wird auch die These der Gewichtheber gestützt, dass der Anpressdruck in der Halbhocke am größten ist und es somit vermieden werden muss die Bewegung in dieser Position abzubremsen und aufzustehen....
Quelle: Zawieja (2008 ) Leistungsreserve Hanteltraining
Der so eben zitierte Escamilla schreibt 2001 auch:
....Compressive forces increased
as the knees flexed, decreased as the knees extended,
and were slightly greater during the descent compared
with the ascent. During the descent a peak
compressive force of 4548 6 1395 N occurred at 85° knee
flexion, whereas during the ascent a peak compressive force
of 4042 6 955 N occurred at 95° knee flexion. Because
peak compressive forces generally occur near maximum
knee flexion, individuals with patellofemoral disorders
should avoid performing the squat at high knee flexion
angles. However, performing the squat in the functional
range between 0 and 50° of knee flexion may be appropriate
for patellofemoral patients, because only low to moderate
patellofemoral compressive forces were generated in this range....
and were slightly greater during the descent compared
with the ascent. During the descent a peak
compressive force of 4548 6 1395 N occurred at 85° knee
flexion, whereas during the ascent a peak compressive force
of 4042 6 955 N occurred at 95° knee flexion. Because
peak compressive forces generally occur near maximum
knee flexion, individuals with patellofemoral disorders
should avoid performing the squat at high knee flexion
angles. However, performing the squat in the functional
range between 0 and 50° of knee flexion may be appropriate
for patellofemoral patients, because only low to moderate
patellofemoral compressive forces were generated in this range....
und
Conclusion
.....
Low
to high tibiofemoral and patellofemoral compressive forces
were produced during the squat. Tibiofemoral compressive
force helps resists anteroposterior shear forces and translation.
Excessive patellofemoral compressive force can lead to patellofemoral
pathologies, such as chondromalacia or osteoarthritis.
Patellofemoral compressive forces, tibiofemoral compressive
forces, and tibiofemoral shear forces all progressively
increased as the knees flexed and decreased as the knees
extended, reaching peak values near maximum knee flexion.
Hence, training the squat in the functional range between 0 and
50° knee flexion may be appropriate for many knee
rehabilitation patients. For athletes with healthy knees, performing the
parallel squat is recommended over the deep squat, because
injury potential to the menisci and cruciate and collateral ligaments
may increase with the deep squat....
Low
to high tibiofemoral and patellofemoral compressive forces
were produced during the squat. Tibiofemoral compressive
force helps resists anteroposterior shear forces and translation.
Excessive patellofemoral compressive force can lead to patellofemoral
pathologies, such as chondromalacia or osteoarthritis.
Patellofemoral compressive forces, tibiofemoral compressive
forces, and tibiofemoral shear forces all progressively
increased as the knees flexed and decreased as the knees
extended, reaching peak values near maximum knee flexion.
Hence, training the squat in the functional range between 0 and
50° knee flexion may be appropriate for many knee
rehabilitation patients. For athletes with healthy knees, performing the
parallel squat is recommended over the deep squat, because
injury potential to the menisci and cruciate and collateral ligaments
may increase with the deep squat....
Quelle: Escamilla (2001) Knee biomechanics of the dynamic
squat exercise. MEDICINE & SCIENCE IN SPORTS & EXERCISE®
Insgesamt sehe ich meine Position bestätigt, denke aber dass die Ausführungen von Herrn Escamilla mögliche Gefahren/Einschränkungen aufzeigen.
Letztlich ist die individuelle Eignung/Belastungsverträglichkeit, die Ausführung und die Belastungsdosierung entscheidend. Die tiefe Kniebeuge per se mit höherer Gelenkbelastung als halbe bzw 1/4 KB in Verbindung zu bringen scheint jedoch ein Mythos zu sein.
Oder wie seht ihr das? Vielleicht möchten sich forti und Marmor ja noch äußern?
Gruß
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