AW: Frontal 21 - Bericht über Anabolika-Gebrauch im Freizeitsportbereich
Ich finde, das ganze Thema ist zu vielfältig und zu vielschichtig, um es in einem 7min Beitrag vernünftig darzustellen. Außerdem: es ist doch gewissermaßen "der Job" der Medien, das zu bringen, was die Leute sehen wollen. Denn nur dann stimmen die Einschaltquoten und nur dann fließt Geld in die Kasse.
Bei dem Beitrag bin ich selber zwiegespalten. Einerseits halte ich das Fargestellte für wahr und recht häufig in den Sportstudios. Es gibt ja schon einige Untersuchungen, die zu dem Schluß kommen, daß 20% der Studiomitglieder stoffen -- bei rund 6 Mio Studiomitgliedern (laut DSSV), sind das immerhin 1,2 Mio Menschen. Das sind aber wesentlich mehr als es Leistungs-BB gibt oder andere Menschen, die besondere sportliche (Kraft-)Leistungen erbringen müssen. Bleibt also nur der Freizeitsportler und/oder hirnverbrannte Schönheitsideal-Fetischist.
Das Problem ist doch mal wieder, wie so häufig, daß es einen relativ kleinen Anteil einer Gruppe gibt, die auffallen. In diesem Fall jene 20%, die stoffen, wobei 20% in meinen augen schon relativ viel sind. Und die Auffälligen prägen das Bild der Gesamtheit in der Öffentlichkeit.
[Beipiel 1: die 20% Stoffer prägen das Bild aller Kraftsportler bzw. BBer -- unabhängig davon, ob man jetzt stofft oder nicht.
Beispiel 2: Nach der Wende gab es einige tausend Verrückte, die Asylantenheime angezündet haben. Im Ausland titelten die Tageszeitungen "Deutschland auf dem Weg ins 4. Reich?" -- da wurde von einigen tausend auf 80 Mio. Menschen geschlossen.
Beispiel 3: Es fallen immer wieder mal Ausländer negativ auf -- und dann sind ganz schnell "alle Ausländer so".
Beispiel 4: Wenn ein Deutscher genauso negativ auffällt, wie die eben genannten Ausländer, dann ist es nicht der Deutsche (denn dann würde man sich ja selber mit dazuzählen), sondern dann ist es eben diejenige gesellschaftliche Klasse, zu der er gehört.
usw. usf.]
Für die Medien ist dieses Verhalten -- ich würde schon fast sagen: psychologischer Urinstinkt -- doch ein gefundenes Fressen: Sie bringen einen oder mehrere wahre Fälle und lösen damit Empärung oder sonstwas aus, was ihre Auflage bzw. Einschaltquote steigert und machen damit Gewinn.
Letztlich kann man es aber auch so sehen wie kecks -- denn die Medien nutzen ja nur das, was sich ihnen bietet. Einerseits an Stoff, andererseits was die Leute sehen wollen. Und da muß sich dann jeder einzelne wieder an die Nase fassen -- denn wenn es keiner sehen wollte, würde keiner einschalten, die Quote wäre schlecht und die Medien würden es nicht bringen. Ist wieder mal so ne Frage nach dem Huhn und dem Ei: Wer war zuerst da ...
Mir persönlich geht's nach 23 Jahren Training und Einblick in die Szene langsam am Allerwertesten vorbei. sich aufregen nützt nichts. Mit Vorurteilen wird man auch immer wieder konfrontiert. Ändern kann man's eh nicht. Also was soll's?
Mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend rennen und versuchen, "Aufklärung" zu betreiben, ist doch eh sinnlos. Wer wirklich interessiert ist und fragt, den kann man "aufklären" -- aber wer seine Meinung hat, den wird man davon nicht abbringen.
Eigentlich sollte man sich genüßlich zurücklehnen und über diese ganze Muppet-Show lachen.
[Vor allem, weil es doch in jedem Bereich das gleiche ist, sobald man einen etwas tieferen Einblick hat.]
Hab jetzt auch schon wieder viel zu viel geschrieben zu dem ganzen Murx.
Grüße
Doc