Das Maximum überwinden

[mott]

In Bezug auf die Artikel bei denen es um die Trainingsform Tabata geht frag ich mich jetzt schon ein wenig, bin ich der Waschlappen? Lügt ihr alle rum? Oder seid ihr wirklich so hart drauf?
Wursti hat mal geschrieben, dass wenn einem beim Tabatas machen nicht schwindelig wird man nicht am Maximum war.

Meine Frage nun, wie komm ich denn ans Maximum ran? Mein Geist macht da nicht mit, mein eigener Körper will mich davor schützen noch weiter zu gehen und ich hab irgendwie nicht den Willen noch weiter zu gehen. Ergo ich werde langsamer zum Beispiel.

Wie kann ich das umgehen/austricksen. Nehmen wir mal an ich will so lange und schnell laufen dass ich die Tabatas rumkrieg. Spätestens nach 20sek Sprinten bin ich ja komplett am Arsch, weil ich mich voll verausgabt hab. Schließlich soll ich ja 100% geben. Aus diesem Grund kann ich ja auch nicht sagen ich teil mir meine Energie ein, sodass ich die 8 Sprintintervalle durchziehen kann. Dann würd ich ja nicht mehr alles geben.

Also, wie macht ihr das, noch mehr zu geben, nicht auf den Körper zu hören, den Willen in dem Moment auszuschalten und über die Schwelle zu gelangen an der es nicht mehr "nur" verdammt anstrengend ist, sondern brutal wird??

Immerhin will ich genau da hin!


mfg mott

 

[tommy777]

Vielleicht solltest Du die Überschrift überdenken. Das ist vielleicht etwas falsch ausgedrückt. Den inneren Schweinehund zu überwinden ist gar nicht mal so schwer. Einfach immer beissen, nicht mehr nachdenken und wenn es nicht mehr geht noch einen Meter.

Nein, lange Rede, kurzer Sinn. Einfach den Kopf abschalten und durch. Es ist auch logisch, dass man nicht 30 Sekunden (als RELATIV Untrainierter) voll durchziehen kann. Es ist ja nicht verwerflich, wenn Du nach bsp. 15 Sekunden Sprint langsamer wirst, aber die Intensität bleibt m.E. fast gleich. Verbessert mich.

 

[Franky]

Naja, den inneren Schweinehund überwinden würde ich es nicht unbedingt nennen. Die Hürde ist ja praktisch bereits nach dem ersten Sprint genommen, hier gilt es eher die Moral aufrecht zu erhalten, auch wenn das ebenfalls nicht 100% zutrifft

Konzentration in Verbindung mit dem Willen etwas zu schaffen, ist wohl hier das Wichtigste. Ich erlebe es immer wieder beim Laufen, dass meine Lunge schon nach einer Pause schreit und mein Körper verlangt ein sofortiges handeln...klar ich laufe einfach weiter bis der Dreckssack die Fresse hält . Beim Bankdrücken habe ich es auch häufig bei den letzten Wiederholungen, wo ich eigentlich schon weiß, ich bin nun am Ende und die Stange krieg ich nicht mehr hoch. Doch ich wenn ich mich ausschließlich nur darauf konzentriere und alles andere ausblende, bin ich dann doch erfolgreich.

Alles eine Sache der Einstellung, gell

 

[matten]

alles geben heißt natürlich nicht, daß du beim letzten intervall noch soviel geben kannst wie beim ersten.

ansonsten sehe ich soetwas wie tabata auch eher als richtlinie an der man sich orientieren kann. wenn man die vorgegebenden intervalle einhalten kann (ich kann das momentan sicherlich nicht) ist das schön und gut, wenn man diese jedoch nicht schafft spricht ja auch nichts dagegen die intervalle leicht zu kürzen oder die pausen etwas länger zu gestalten.

auch dadurch wird man noch einen vernünftigen trainingsreiz setzen können und durch die progression in zielrichtung auf die vorgabe diese irgendwann errreichen bzw. auch übertreffen.

ich halte generell nichts von starren vorgaben bezüglich reizdauer, reizintensität, pausenlänge oder wiederholunganzahl, egal, um was für ein trainingssystem es sich auch handeln mag. starre vorgaben werden der individuellen körperlichen vorraussetzung niemals gerecht und letzendlich zählt nur progression und kontunuität.

 

[Wursti]

Fang' erstmal mit leichteren Sachen an wie Fahrrad/Ergometer o.Ä. sprich
Übungen die nicht gleich solche Ganzkörperbeanspruchung sind.
Außerdem sind Läufe und Sprünge nochmal eine stärker Herz-Kreislauf-Belastung, weil
das Blut durch das Ruckartige nach unten gedrückt wird.

Und dann durch. Ein Geheimnis gibt es einfach nicht. Entweder du reißt dich zusammen
oder du gibst auf.
Vielleicht fängst du am Anfang mit drei harten Intervallen an und erhöhst stückweise um ein
Intervall. Nur einen Schritt zurück darfst du nie machen. Wenn du das tust ist alles umsonst.
Ich bin eigentlich Fan der Holzhammermethode, aber dazu müsste ich persönlich dabei sein.

Gruß
Wursti

EDIT: Siehe auch mattens Post.

 

[mott]

Hm, also so nen Trick oder sowas habt ihr auch nicht, wie ich mich vllt. leichter überwinden kann. Vllt. werd ichs mal so machen wie Wursti das gesagt hat, erst mal einen Sprint setzten, dann beim nächsten Mal Tabatas 2 Sprints, das übernächste Mal 3 usw.
Wenn du meinst dass ich vllt. erst mit was leichterem anfangen soll, dann nur her damit. Ich kenn leider keine anderen Methoden, die so ähnlich aufgebaut sind. Nur Fahrradergometer und so Sach, davon halt ich wirklich nicht viel (Indoor-Cycling ist schon was anderes). Na, also ich möcht schon laufen dabei. Hab mal was von Grundausdauer gehört (hoff dass ich die hab, zumindest etwas davon), danach kam HIT und HIIT, wobei HIT nicht ganz so hart sei wie HIIT. Stimmt das? Bzw. hat das überhaupt mit dem zu tun was ich machen möchte??


mfg mott

 

[Wursti]

Es ist ja nicht so, dass man ein hartes Programm einfachso durchzieht.
Zumindest ich haben oft Gedanken ans aufhören. Das sind dann die Momente, an welchen
ich die Zähne zusammenbeiße und leide.

Schau' dir die letzte Dame in folgendem Video an.
Denkst du, dass sie das mal easy durchgezogen hat? Ich denke nicht, obwohl sie fitter als 99% der Menschheit ist.
Tabata (oder das Beispiel Crossfit) wird nicht leichter. Man lernt bloß mehr zu leiden.
Im Vergleich mit der Vorletzten fällt auf, dass sie anstatt es sich leichter zu machen jede Übung knallhart
und sauber (den Umständen entsprechend) durchzieht, während die Vorletzte schon frühzeitig anfängt bei
den Muscle-ups zu helfen.
Jedes Mal, wenn ich mir das Video angeschaut habe, steigt die Antipathie in mir auf, wenn ich sehe, wie sich die
eine abmüht, während die andere anfängt zu tricksen.

Das Ding ist, dass du nach dem Biss der Schlange in den eigenen Schwanz fragst:
"Was muss man machen um weiterzumachen?
"Nicht aufhören."

It's just that simple, comrade.

Gruß
Wursti

 

[matten]

es gibt derzeit zwei sportliche situationen bei denen ich richtig beißen muß:

die erste ist das radfahren, weil ich das trotz des winterlichen ergometertrainings noch nicht wieder gewohnt bin. die belastung ist halt doch eine ganz andere. aus den vergangenen jahren weiß ich jedoch, daß das bald nachlassen wird. dann kommt die situation erst wieder vor, wenn ich längere strecken fahre. dann hilft mir eigentlich nur das wissen um den trainingseffekt und die generelle machbarkeit.

die zweite situation tritt beim rundgewichtheben (da muß man genau wie bei tabata richtig pusten ) auf. dort kann ich dann nicht großartig auf erfahrungswerte zurückgreifen und somit zählt einfach der wille besser zu werden, also mehr wiederholungen im zb. einarmigen reißen zu schaffen.

ich denke im sport ist eine ganz wichtige sache einfach die vorstellungskraft; wenn man sich nicht vorstellen kann eine leistung zu erbringen, dann wird man sie auch nicht erbringen, egal um welche leistungsform es auch immer geht. wenn man sich nicht vorstellen kann über 100 kilo zu drücken, dann wird man diese auch nie drücken. natürlich fällt einem diese vorstellung verdammt schwer, wenn man gerade erst die 50 kilo schafft. dann kann man sich aber noch relativ leicht vorstellen die 60 kilo zu drücken. ist man dann bei den 60 kilo angelangt...

am beispiel der rundgewichte läuft das dann genauso ab. man hat den willen besser zu werden und man weiß, daß man kämpfen muß um dieses zu erreichen. man ist sich bewußt darüber, daß das anstrengend ist und das man ohne ende pusten muß.

na und? das ist doch schön!

keine ahnung ob dir das nun weiterhilft - aber versuch dir einfach bevor du loslegst dir deine steigerung vorzustellen.

 

[Wursti]

keine ahnung ob dir das nun weiterhilft - aber versuch dir einfach bevor du loslegst dir deine steigerung vorzustellen.

Verdammt, da habe ich doch einen sehr wichtigen Punkt vergessen. :/
Zum Glück gibt es den matten.

Gruß
Wursti

 

[mott]

Also ich versuch mir dann das nächste Mal meine Steigerung richtig vorzustellen
Das es anstrengend ist weis ich ja. Es ist ja auch schön, nur wenn ich dann gerade dabei bin mich zu quälen fang ich an mir Gedanken zu machen. "Was wäre wenn du jetzt aufhörst. Och komm, dann kannst du endlich wieder normal schnaufen. Das strengt so an. Neeeee, keine Lust mehr jetzt weiter anzustrengen. So schlimm ist das jetzt auch nicht wenn ich dieses eine Mal vorzeitig aufhör. Da hast du dir wieder viel zu viel vorgenommen, schaffst du eh nicht."

Usw. usw. so in etwa spricht mein Schweinehund zu mir. Das ist dermasen hässlich!

Das muss ich irgendwie ändern, irgendwie härter werden ...


mfg mott

 

[matten]

fang ich an mir Gedanken zu machen. "Was wäre wenn du jetzt aufhörst. Och komm, dann kannst du endlich wieder normal schnaufen. Das strengt so an. Neeeee, keine Lust mehr jetzt weiter anzustrengen. So schlimm ist das jetzt auch nicht wenn ich dieses eine Mal vorzeitig aufhör. Da hast du dir wieder viel zu viel vorgenommen, schaffst du eh nicht."
mfg mott

versuch das ganze doch autosugestiv anzugehen. wiederhole im geiste immer wieder die worte "ich schaffe es" oder etwas anderes, was einfach deine bisherigen gedanken überlagert. diese technik findet in den unterschiedlichsten geistigen systemen seine anwendung, wie zb. bei meditieren mit mantras usw.

ich denke das funzt.

ein guter buchtip zu dem thema wäre:

dr. judd biasiotto: "stark durch selbsthypnose"

das buch gibt es leider nur noch antiquarisch

 

[mott]

Hm, also Hypnose oder Meditation; So schlimm ist es mit mir hoffentlich noch nicht. Das wär mir zu viel Aufwand um zu wenig.

Mal ne andere Frage:
Wie kann man sich denn so richtig heiß auf was machen? Ich denke das hängt auch damit zusammen, ob man eben "durchhält" oder nicht. Wenn ich schon von vorneherein dermasen geil darauf bin die TE heute zu machen, dann werd ich die mit Sicherheit auch durchziehen und nicht abbrechen.
Genauso wäre das interessant zu wissen, da im Schulsport eben auch immer Leistung auf den Punkt gebracht werden muss (und das war früher für mich überhaupt kein Problem. Inzwischen will das oft nichtmehr so richtig klappen!). Deswegen muss ich eben für den 100m Lauf auch wenn ich kein Bock hab richtig motiviert, heiß und eben auch geil drauf sein, ihn 1.) so schnell wie möglich zu laufen und 2.) alle meine Kontrahenten in den Boden laufen!
Mit Gegnern zu laufen ist wieder ne andere Geschichte. Ich z.B. lauf lieber alleine als mit Mitstreitern. Ich kanns überhaupt nicht gebrauchen wenn da 2 od. 3 Leute vor mir sind und ich sie nicht einholen kann. Weis nicht warum das so bei mir ist, weil viele immer sagen, sie würden am liebsten gegen Leute laufen die ein Tick schneller sind als sie, damit sie die einholen können (auch wenn sies vllt. nicht schaffen-->werden wütend dass der Gegner kurz vor ihnen ist--->steigern sich dann).
Komisch, mich regt das nur tierisch auf, ich lauf glaub lieber alleine (weis zwar nicht ob ich damit schneller bin, aber naja) oder eben von vorne weg.


mfg mott

 

[matten]

ich glaube du hast meinen letzten beitrag etwas mißverstanden - ich meinte nicht, daß du jetzt stundenlang in der stille sitzen solltest oder ähnliches.

es reicht vollkommen aus, daß du statt der gedanken die du sonst hast eben denkst "ich schaffe es" oder "ich bin gut" oder etwas anderes und diese worte im geiste immer wiederholst und dadurch deinen inneren schweinehund einfach nicht zu wort kommen läßt. und siehe da; schon hast du durch autosuggestion einen riesenvorteil.

zum richtig heiß werden empfehle ich das gleiche, allerdings ist der schulsport für mich schon so weit weg, daß da vielleicht jemand anderes besser helfen kann.

 

[Wursti]

Hast du denn konkrete Zielsetzungen?
Wenn nicht, machen!
Ohne ist das (vor allem in unserem Alter)
etwas schwer sich zu etwas zu überwinden.

Gruß
Wursti

 

[mott]

Was meinst du mit genauen Zeilsetzungen?
Nein, direkte Ziele hab ich nicht, ausser einem Halbmarathon in einem halben Jahr. 20km sollte ich bis dahin ja wohl schaffen (von der Dauer her gesehen). Ich nehm mir da jetzt auch nicht vor den in 90min zu laufen. Hab da mal grob (wie gesagt, das kann sich nach vorne od. nach hinten noch ändern, je nach dem wie sich meine Leistung zeigt) an 2h gedacht. 2h ist die Topzeit die Topleute für den Marathon brauchen, deswegen nehm ich mir die mal für den Halbmarathon vor.
Ansonsten Zeilsetzung wäre eben Tabatas komplett zu schaffen zum Beispiel.


mfg mott

 

[Wursti]

Was meinst du mit genauen Zeilsetzungen?

z.B.
"Heute verbessere ich diese Zeit!"
"Heute schaffe ich hier mehr Gewicht!"
"Heute schaffe ich mehr Wiederholungen!"

Der beste Garant für mich meine Leistungen zu verbessern, ist
mich selber immer und immer wieder zu über- bzw. zu unterbieten (je nach dem ob
Bestzeit oder Gewicht/Wiederholungen).
Ich beginne keine Trainingseinheit ohne eine feste Zielsetzung. Wenn ich das tue, ist
das nach einer längeren Pause oder im Rahmen meine auf mich zugeschnittenen Programms.

Mach' dir vor jeder Einheit klar, was du von dieser erwartest. Aber kein Wischiwaschi alá "Ich mache heute ca. dies und das."
Entweder du nimmst dir eine exaktes (realistisches) Ziel oder eine Verbesserung einer bisherigen Leistung vor.

Das ist, was mir am meisten bei der Trainingsmotivation hilft.

Gruß
Wursti