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Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,796660,00.htmlDer letzte Stolperstein: Eine eigentlich banale Abstimmung im Parlament
Der einst erfolgsverwöhnte und gewiefte Taktiker aus Italiens Norden stand immer mehr unter Druck. Konnte Berlusconi in der Vergangenheit alle möglichen Sex-, Korruptions- und Justizskandale überstehen, gegen die internationale Finanzwelt kam er nicht mehr an: Die Märkte reagierten zuletzt millimetergenau auf Gerüchte und Spekulation über einen Rücktritt - wurde Berlusconi doch von Politikern, Analysten und Medien als entscheidender Grund für ein Glaubwürdigkeitsproblem Italiens genannt.
Die Sorge wuchs, dass Italien ein zweites Griechenland werden könnte, und mit ihr die Skepsis, ob Berlusconi die nötigen Sparmaßnahmen und Reformen packt. Auf Fragen danach hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nicholas Sarkozy auf dem Brüsseler Doppelgipfel Ende Oktober nur ein süffisantes Lächeln übrig.
Ein kritisches Votum im römischen Parlament hatte es am Dienstag dann klar gezeigt: Berlusconi hat keine Regierungsmehrheit mehr. Zwar passierte sein Rechenschaftsbericht 2010, doch stimmten nur 308 der 630 Abgeordneten dafür. Die absolute Mehrheit wären 316 Stimmen gewesen. Die Abstimmung gilt eigentlich als Routine.
Berlusconi hatte im Frühjahr 2008 seine vierte Amtszeit mit 344 Abgeordneten begonnen. In den dreieinhalb Jahren seines letzten Kabinetts hatte er mehr als 50 Mal erfolgreich eine Vertrauensfrage im Parlament überstanden.
Doch dieses Mal war es anders: Obwohl sich der 75-Jährige mit allen Mitteln an die Macht klammerte - immer mehr Unterstützer und Parteifreunde entzogen ihm das Vertrauen. Mit einem letzten großen Aufbäumen hatte Berlusconi am Montag noch einmal versucht, das Unheil abzuwenden. Mittags flog er von Rom nach Mailand, um sich in seiner "Villa Arcore" - eine Adresse, die durch bizarre Sexpartys zu internationaler Bekanntheit kam - mit Koalitionspolitikern, Freunden und einigen seiner Kinder zu beraten.
Voraussichtlich im Januar gibt es Neuwahlen, neuer Kandidat von Mitte-Rechts soll der der frühere Justizminister Alfano werden.
Es ist glaube ich sein fünfter Rücktritt. Bin gespannt, ob er sich diesmal wirklich aus der Politik verabschiedet, vorstellen kann ich es mir noch nicht!