AW: "Abnehmtraining"?!
Thorben schrieb:
Es ist imho auch immer eine Frage der persönlichen Einstellung.
Wie weit bist du bereit dich zu quälen?
Thorben schrieb:
Nimm beispielsweise Kilghard und mich. Beide wollen das eine und das andere Kilo Fett loswerden.
Kilghard quält sich richtig und macht Sachen, die ich nichtmal aussprechen kann....und nimmt recht rasant ab.
So ein Programm würde ich wahrscheinlich, faul wie ich bin, nicht durchstehen, und gehe es daher klein und 'konventionell' an...mit entsprechend kleinem Erfolg.
Und während Kilghard an einem 'Muscle-up' arbeitet, bin ich stolz darauf das ich überhaupt noch dran bleibe.
Der Unterschied zwischen dem 'Bestmöglichen' und dem 'besten Möglichen' eben. Da muss man realistisch sein und absolut ehrlich zu sich selbst.
Wer sich zuviel aufläd, geht baden.
Danke für die Lorbeeren! Einiges möchte ich in jedem Falle dazu sagen, um ein bestmögliches Ergebnis zu erreichen UND um den Mythos zu entkräftigen, meine Fortschritte wären rasant.
Was macht es nun aus, daß man Fett abnimmt? Gibt es Wundermittel? Erlebt Kilghard (respektive das Pseudonym meiner Selbst) wirklich einen Höhenflug nach dem anderen? Was IST es?
Vielleicht wird es etwas klarer, wenn ich meine Geschichte der letzten paar Jahre erzähle.
Schon als Kind war ich kein Klappergestell, aber auch nicht richtig fett. Ich kann mich noch erinnern, als meine Mutter mich in den Ferien zu meiner Oma geschickt hat, damit ich endlich mal etwas Fleisch auf die Rippen bekomme. In den Folgejahren wuchs ich heran und hatte mit Sport außer den Pflichtstunden in der Schule nie sonderlich viel am Hut. Irgendwie haßte ich die Sportstunden, weil ich bei den Tests oft schlecht abschnitt. Oder schnitt ich schlecht ab, weil ich die Sportstunden haßte? Wer weiß das schon.
Also ging ich weiter auf die Schule und begann irgendwann als "Rücklage" eine Ausbildung zum Elektriker (am Bau). Bis dato war ich dafür nicht bereit und es dauerte eine Weile, bis ich die harte und dreckige Arbeit gewöhnt war. Und den ganzen Sumpf der Vorgesetzten und Arbeitskollegen. Letztendlich hatte ich die Ausbildung gepackt und noch ca. ein halbes Jahr als Geselle drangehängt. Danach ging es weiter auf die Schule wie geplant. Hilti-Man nannten sie mich damals. Und zu der Zeit ging man noch mit Cowboystiefeln, knallenger Stretchjeans und eben einem T-Shirt in die Disco (vorne prangerte Hilti-Man und hinten 1.FC Imlohn, was unser Arbeitgeber damals war).
Zu dieser Bauzeit war ich ziemlich kräftig und sehr zäh, zumindest in den letzten Monaten
. Während dieser Arbeitszeit lernte ich einen Kollegen und Immernochfreund Tho kennen. Ja, Tho ist der vollständige Vorname, keine Abkürzung. Mitten in der Arbeitszeit zeigt er mir ein paar Formen des Kung Fu und wir machten einige Partnerübungen. Die geschmeidigen Bewegungen meines Freundes gefielen mir sehr und ich spürte sehr wohl, daß neben der Technik auch Kraft am Werke war.
Also begann ich mit dem Kung Fu Training - wiederum mit seinem Freund und meinem Meister Ming. Wir waren damals in einem Keller und trainierten lange Zeit nur zu zweit. Es war eine sehr schöne Zeit. Ich lernte die Formen des VoLam-KungFu, Meditation, Abhärtung und das ganze DrumHerum. Mittlerweile trainiert Meister Ming seine Schüler in einer richtigen Schule mit allem Drum und Dran und ich verspüre Sehnsucht nach "der guten alten Zeit" (hoffnungsloser Romantiker eben). Wer weiß, ob ich nicht wieder so etwas mache.
Jedenfalls ließ ich irgendwann auch das sein, Schuld war neben meiner Faulheit eine unglückliche Liebe (jaja, sowas gibts
). Aber schreiben wir's mal meiner Faulheit zu, damit die ewigen Nörgler auch mal recht bekommen.
Dann war lange Zeit Funkstille in Sachen Sport. Ich begann letztendlich eine Stelle als Angestellter im öffentlichen Dienst (PC-Techniker oder Mädchen für alles, ist so ungefähr das gleiche) und wurde fetter und fetter. Letztendlich wog ich statt meinen 72kg nun nach ca. 15 Jahren 111kg auf 1,75m Körpergröße.
Irgendwann wurde mir der Zustand so unbequem (Leidensdruck), daß ich mir ein Herz faßte und mit Sport begann. Das war vor ca. 3 Jahren (Mitte 2007). Schwimmen mit der Familie war wöchentlich angesagt und ich schrieb mich in ein Fitness-Studio ein. Also werkelte ich eine Zeitlang und erzielte (wie jeder andere) erste Erfolge.
Anfangs konnte ich wahrscheinlich noch viel weniger bewegen als Thorben heute glaubt(!). Ich fing quasi von Null an. Vor drei Jahren. Ende November habe ich mich dann in ein Onlineforum eingetragen und mein erster Beitrag zeugte schon davon, daß ich alles weiß und nicht zu viel des Guten tun möchte, um meine Motivation zu erhalten. Dieses relative langsame, von Pausen durchsetzte Reinfinden hat mich dann letztendlich doch gut reingebracht.
Im April/Mai 2008 trat dann de-fortis an mich über eine PM in eben diesem Onlineforum heran und ich wechselte zu
www.muscle-corps.de. Ich nahm sofort auf Anraten von forti an einem Wettbewerb teil und das gab mir einen Schuß Extramotivation.
Sicher, ich eckte sehr oft hier an und kämpfte wie Don Quichote gegen die Windmühlen (was in diesem Falle fast hauptsächlich die Moderatoren waren). Aber ich habe es nie bereut, hier meinen Einstieg ins fast schon professionelle Krafttraining zu finden. Ich habe hier WIRKLICH eine Menge gelernt und fand jede Menge Motivation.
Wenn du meine halbnackten Bilder hier in Muscle-Corps ansiehst, dann sind die Sprünge und bisherigen Ergebnisse sicherlich nicht spektakulär. Sie ragen nicht heraus, es gibt Leute, die schaffen das auch in kürzerer Zeit.
Und fast genauso viele spüren dann in genau derselben kurzen Zeit den JoJo-Effekt. Ob das Gesetz ist, kann ich nicht beurteilen, aber vielen geht es in der Praxis so. Mein Jojo-Effekt hält sich in Grenzen und zu keiner Zeit könnte ich behaupten, ich wüßte nicht, woher all der unerwünschte Zuwachs denn wohl kommen würde. Ich weiß es immer. Und das ist schonmal gut so.
Seit Anfang des Jahres habe ich mir einen Personaltrainer geleistet für ein halbes Jahr. Das heißt bis Ende Juni und dann bin ich wieder auf mich allein gestellt. Es handelt sich dabei um ein Onlineprogramm mit direkter Betreuung und von mir selbst getätigtem Präsenztermin (in Köln). Auch hier muß ich wiederum sagen: Man lernt nie aus, es gibt und gab sehr viele wertvolle Hinweise, Trainingspläne, Ernährungstipps etc. Annehmen und umsetzen muß man das ganze natürlich selbst.
Momentan bin ich bei 93 Kilo (hab im Winter letzten Jahres leider wieder bis 100 Kilo zugenommen) und einer annehmbaren Fitness. Für mich und wahrscheinlich viele andere in diesem Forum ist mein Körperbau momentan nicht spektakulär (schau dir einfach die Fotos an, kein Fotoshop dabei
). Aber immer wieder sprechen mich Kollegen an, ob ich schon wieder abnehme. Und auch solche, die mich jetzt nicht gerade besonders gut leiden können (die wissen schon, warum
).
Die Form wird besser und es ist wirklich ein Spitzengefühl, die Muckis im Spiegel zu betrachten und zu sagen: Das hast du allein mit harter Arbeit geleistet, keiner hat dir was geschenkt.
Das Tolle daran ist nämlich, daß zwar das Gesamtkörpergewicht immer noch zu viel ist, aber man schon wesentlich weniger Fettgehalt vermutet, weil die Muckis (Bizeps, Brust, Schultern, Rücken, Beine) einfach besser geformt sind.
So, was hilft einem also, weniger Fett auf den Rippen zu haben?
- Ziele (mindestens ein großes Ziel und immer wieder erreichbare und meßbare Zwischenziele)
- Konsistenz (dabei bleiben, auf dem Weg bleiben, nach vorne schauen)
- soziale Unterstützung (Familie, Freunde, Foren etc.)
- Spaß
- langsam anfangen, moderat steigern und eine Grundfitness über mehrere Monate aufbauen
- nach der Eingewöhnungszeit einen Gang härter schalten
- hartes Training (nach Eingewöhnungszeit)
- Stoffwechseltraining (erst nach guten Fortschritten)
- Ernährungsumstellung
- Keine Alles-oder-Nichts-Regel, immer kleine Schritte in die richtige Richtung tun und langsam zu einem Konzert aufbauen
- Bewegung im Alltag steigern (Treppensteigen, Spazierengehen, beim Umzug helfen etc.)
- Kaloriendefizit und dann und wann mal ein Überschuß, aber nicht zu krass
Was ich damit sagen will, das ganze ist ein Prozeß verschiedenster Produktionslinien. Alles arbeitet Hand in Hand. Schritt für Schritt wird erstmal eins umgesetzt, dann noch eins, dann noch eins usw. Nicht alles auf einmal, ansonsten wirst du sehr schnell die Lust verlieren.
Z.B. wenn du abends immer noch etwas Süßes ißt. Fang an, weniger davon zu essen. Oder nur jeden zweiten Tag. Oder durch den (ach so bösen) Süßstoff ersetzen. Oder ... oder ... oder ... bleib flexibel, aber konsistent.
Du selbst bist deines Glückes Schmied.
Und wegen dem Training am Anfang: Ganzkörpergewichtstraining mit anfangs moderaten Cardioeinheiten 2-3mal die Woche. Geh mal schwimmen, radfahren, inlineskaten, spazieren, laufen, mit den Kindern (wenn du keine eigenen hast, dann mit anderen
) am Spielplatz rumtollen, Mannschafts oder Partnersportarten betreiben etc.
Erst mal reinfühlen und nach und nach wird der Abnehmplan konkreter. Es geht nicht nur ums Abnehmen, die ganze Einstellung wird Stück für Stück in eine gute Richtung befördert. Und wenn du hinfällst, steh wieder auf.
Ich mach's auch nicht anders, zu Recht könnte man mich als den ungläubigen Thomas bezeichnen, den ewigen Zweifler. Aber ich schlafe darüber, rede mit Freunden oder der Familie und komme so auch über Tiefs hinweg. Und da gibt es für mich genausoviele wie bei jedem anderen. Aber wer schreibt schon gerne über diese Tiefs? Ist auch nicht notwendig. Realisieren, abhaken und weiter geht's.
Viel Erfolg,
Thomas
PS: Was ich noch nicht erwähnt habe. Lese dich mal in dieses Forum rein. Es ist wirklich eine sehr gute Quelle und Startpunkt für alles, was du in sportlicher Richtung vorhast.