Lässt man eine Bewertung der Seriösität des Links mal beiseite stellt sich mir die Frage: was will uns der Threadersteller sagen? Möchte er Werbung für den Anbieter der verlinkten Seite machen? Möchte er sagen, dass Schulmedizin schlecht ist und wir nicht mehr zum Arzt gehen sollen? Etwas anderes? Ich persönlich werde aus dem Erstpost dieses Threads nicht schlau.
Grundsätzlich, nimmt man neutral als Grundaussage die These an, dass "viele Therapien sind gefährlicher als die Krankheit selbst" seien, stellt sich wiederum die Frage: wie kommt es dazu? Und die Erklärung, die mir am nächsten liegt, ist diejenige, die man mMn auf alle Lebensbereiche, welche der freien Marktwirtschaft unterliegen, anwenden kann:
Wo Nachfrage ist, da entsteht ein Angebot. Und wenn ein Angebot neu entsteht, ist es doch denke ich logisch, dass dieses erst reifen muss (nimmt man mal an, dass tatsächlich ein sinnvolles Angebot erstellt werden soll, also gezielte Abzocke etc. mal außen vorgelassen). Wenn ich dann in dem Link des Erstposters als eine Absatzüberschrift lese
Häufig zeigt sich erst im Nachhinein: Nützt die Therapie oder schadet sie?
stellt sich mir die Frage: wie soll es denn anders sein? Man wusste auch erst dass das Rad funktioniert, nachdem man es gebaut und angewendet hatte (und wer weiß wie viele Fehlschläge dazu nötig waren) - und manche wurden (und werden) vom Rad überrollt, und manche kommen damit kraftsparend und bequem an ihr Ziel - ob das Rad nützt oder schadet kommt auf den Standpunkt an. Und wenn man in der Natur eine unbekannte Beere nascht weiß man auch erst nachher, ob man sich damit einen Gefallen getan hat. Auch in der heutigen Zeit der Wissenschaft sieht die Sache nicht anders aus, man weiß bestenfalls nach Jahren und Jahrzehnten der Anwendung einer neuen Therapie, ob diese besser oder schlechter ist als (eventuell) bestehende Therapien.
Weitet man die Frage z.B. auf moderne Technologien aus, stellt sich das selbe Problem dar: Nützt die Technologie oder schadet sie? Meistens vermutlich beides. Das Smartphone kann einerseits den Alltag und die Kommunikation erleichtern, stellt aber andererseits einen Stressfaktor dar, lädt vielleicht zur Bewegungsarmut durch Spiele ein und sorgt für den Einen oder Anderen Verkehrsunfall. Was am Ende überwiegt weiß man auch erst im Nachhinein.
Das große Problem ist meiner Meinung nach insgesamt, dass die Menschen in unseren Breiten immer mehr entmündigt werden und sich immer mehr selbst entmündigen. Alles muss reglementiert werden um die menschen (vor sich selbst?) zu schützen, das Kredo ist, dass alles sicher zu sein hat und natürlich jeder nach außen darstellen muss, dass natürlich alles auch sicher ist. Schuld wird ohnehin nie bei sich selbst gesucht, man ist heutzutage ja ohne Makel (das hat man zu sein, denn Fehler dürfen ja in unserer Hochleistungsgesellschaft niemals passieren). Dass dieses Denksystem fundamental fehlerhaft sein muss ist meiner Meinung nach logisch, dennoch wird es, wie ich die deutsche Mentalität tagtäglich erlebe, als selbstverständlich angesehen.
Dazu kommt natürlich noch die Prioritätensetzung des Einzelnen. Wenn man "Therapien" in Anspruch nehmen muss/möchte, kommt man um Wirkungen und Nebenwirkungen eben nicht herum - ebenso wie mit alle mAnderem im Leben (Technologien, etc.). Alles hat Vor- und Nachteile, und auch was ein Vor- und/oder Nachteil ist mag individuell ausgelegt werden. Ein Beispiel für Prioritätensetzung sei der Inhalt des im Folgenden verlinkten Artikels:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/1...n-lieber-Medikamente-ein-als-Sport-zu-treiben
Schlussendlich: Wenn man in unserer deutschen Gesellschaft lebt, welche für die, die es sich leisten können, exzessiv viele Möglichkeiten insbesondere im Bereich der luxuriösen und Wohlstands-Lebensgestaltung bietet (bei leider viel zu vielen Steinen auf dem Weg zu einer naturverbundenen Lebensweise), muss man seinen eigenen besten Weg finden. Denn wie wir auch immer leben und wie wir unsere Lebensweise auch bewerten mögen: sterben werden wir am Ende alle.